Rattentempel - Jaisalmer
- Holger Schweitzberger

- 3. März 2024
- 4 Min. Lesezeit

26. Februar: Die Partynacht haben alle gut überstanden, die Braut wurde ordnungsgemäß unter die Haube gebracht und alle waren zufrieden. Hoffe ich zumindest.
Eigentlich ist es ja keine schlechte Idee - diese Art der Hochzeit. Fünf Tage feiert man vor, am letzten Tag erfolgt die Vermählung. Sollte die Braut oder der Bräutigam dann kalte Füße bekommen, hat man aber schon einmal ein paar Tage abgefeiert.
7:30 Uhr sitzen wir am Frühstückstisch. Außer in Delhi, waren alle Frühstücksräume im Freien oder in irgendwelchen Durchgängen. Jacke ist somit erforderlich.
Wir essen das Übliche: Eier und Toast. Dazu Kaffee und Tee.
9:00 Uhr beladen wir den weißen Pfeil und machen uns auf den Weg nach Jaisalmer, ca. fünf bis sechs Stunden Fahrt.
Zuvor statten wir aber dem Karni-Mata-Tempel - dem Rattentempel - einen Besuch ab.
Karni Mata gilt als Reinkarnation von Durga, der weiblichen Urkraft des Universums. Sie soll im 14. und 15. Jahrhundert gelebt haben und bereits zu Lebzeiten als Heilige verehrt worden sein. Des Weiteren ist Karni Mata die Schutzgöttin der Rajputen, insbesondere der Fürstenfamilie von Bikaner und Jodhpur.
Rattentempel
Der Legende nach wurde Karni Mata von ihren Anhängern ein ertrunkener Fürstensohn gebracht, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Laut einer Variation der Legende handelte es sich hierbei um ihren eigenen Stiefsohn Laxman. Sie begab sich in Trance und forderte den Totengott Yama auf, die Seele des Jungen zurückzugeben. Yama verweigerte dies jedoch mit der Begründung, dass das Kind bereits wiedergeboren sei.
In ihrem Zorn verfügte Karni Mata, dass niemand ihres Volkes nach dem Tod in das Totenreich des Gottes Yama eintreten werde, sondern als Ratte in ihrem Tempel wiedergeboren wird und schließlich als geachteter Barde aufersteht.
Einer anderen Version nach, war die Wiedergeburt als Ratte eine Bedingung von Yama, um die Seele des Jungen zurückzuholen.
Dieser Ort gilt nun als eine Pilgerstätte für viele Inder, da die haarigen Bewohner als heilig gelten. Der Tempel ist Heimat für geschätzte 20.000 Ratten, die gepflegt, gefüttert und geehrt werden. Schöner kann ein Rattenleben wohl kaum sein.
Einheimische kommen hierher, um den Vierbeinern Milch und Futter zu geben, trinken gemeinsam mit ihnen aus einer Schale und sitzen stundenlang in manchen Ecken, um eine der seltenen weißen Nager zu Gesicht zu bekommen, denn das bringt besonders viel Glück. Auch, wenn euch eine kleine braune Ratte über die Füße läuft, bedeutet das nur Gutes. Also Augen zu und durch, denn diese Tiere sind keineswegs scheu, da kann es also schon mal passieren, dass einem eine kleine Gottheit entgegen springt.
Alles ganz schön skurril, aber einmal interessant zu sehen. Ein Gebet ist auch gerade im Gange, so dass wir die Gläubigen beim Singen und Beten beobachten können.
Selbst in der Küche wimmelt es von Ratten, daran stört sich aber niemand.
Die Strecke nach Jaisalmer verläuft recht eintönig. Immer wieder sehen wir Kamele oder überladene LKWs die uns entgegen kommen. Wir passieren vier Mautstellen der Autobahn, die Straße ist zwar nicht besser, dafür aber leerer. Unser Bus darf eh nur 80 km/h fahren, unmöglich bei den Verhältnissen.
Die Kühe die sich überall befinden, habe ich aufgehört zu registrieren. Sie sorgen wenigstens dafür, dass der Müll etwas beseitigt wird. Denn der liegt nun wirklich überall herum.

Als wir in Jaisalmer einfahren, sehen wir links und rechts der Straße Slums, in denen Menschen vor sich hin vegetieren. Kinder, Frauen und Männer ohne jegliche Habe fristen hier ihr Dasein ohne jede Hoffnung auf Besserung. Uns macht das immer wieder sprachlos und betroffen. Bilder mache ich hier keine.
Das es so etwas in der heutigen Zeit noch geben muss. Aber was könnten wir dagegen tun? Ich weiß es nicht.
Jaisalmer wird auch die "Goldene Stadt" genannt, da ihre Gebäude und die alles überragende Festung aus gelbem Sandstein gebaut sind. Auch Neubauten werden in diesem alten Stil so errichtet.
Allerdings gibt es kaum befestigte Straßen und da die Stadt an der Wüste liegt, weht immer ein sandiger Wind.
Wir befinden uns nur 30 Kilometer von Pakistan entfernt, somit ist die Armeedichte hier auch sehr hoch.
Unser Hotel ist sehr schön, wir sind schnell eingecheckt und machen uns gleich noch einmal auf Entdeckungstour durch die Stadt.
Heidi und ich fahren mit einem TukTuk auf die Festung. Dort gehen wir in ein Roof Top Restaurant um den Sonnenuntergang zu bewundern.
Der Blick von hier oben ist einmalig, allerdings ziehen immer mehr Wolken auf, so dass vom Sunset nicht viel zu sehen ist.
Wir essen ein Paar Pommes und machen uns wieder auf den Weg zum Hotel.
Dort sind Jule und Tobi auch gerade wieder angekommen und so steigen wir noch einmal auf die Hoteleigene Dachterrasse und genießen noch ein Kaltgetränk.
Zwischendurch fällt wie immer ein paar mal der Strom aus, aber daran sind alle gewöhnt. Bei den Verdrahtungen staune ich sowieso, das hier überhaupt Strom fließt.
Hier noch einige Links, deren Inhalt im Verlauf der Reise immer wieder aktualisiert wird, Also immer mal gucken!















































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