Anreise: Berlin - Istanbul - Delhi
- Holger Schweitzberger
- 11. März 2024
- 6 Min. Lesezeit

16. Februar: 05:30 Uhr meldet sich Mr. Neil Young. Mit "Comes a time", werde ich sanft geweckt. Mitten in der Nacht, heute nehme ich das aber gern in Kauf, nach der Reise in den Iran war ich nicht mehr so gespannt und neugierig wie heute.
Der Morgen begrüßt uns mit einem herrlichen Sonnenaufgang. So kann der Tag beginnen, ein hoffentlich gutes Omen.

7:00 Uhr laden wir unser Gepäck in Tobis Auto, alle vier Koffer passen perfekt in den Kofferraum, sogar unsere Rucksäcke finden noch Platz.
Die Straße bzw. Autobahn Richtung BER ist schön leer, 8:00 Uhr stehen wir sicher und warm im P3. Den Parkplatz haben wir schon vorher gebucht, ca. 80€ pro Familie, für drei Wochen.
Der Check-in Schalter bei Turkish Airways ist schön leer, er wird auch gerade geöffnet als wir ankommen.
Heidi und ich haben bei der Abfertigung eine Schnarchnase erwischt. Sie kommt mit unserer indischen ETA nicht klar. Sie laufen nämlich am 25.2. bzw. 4.3. aus. Bis dahin muss das Visum in den Pass gestempelt sein. Steht alles in dem ETA Dokument. Allerdings auf englisch. Grund genug für sie, Verstärkung zu holen. Die Ratlosigkeit wird nun allerdings auf zwei Personen verteilt.
Mehrere Male erkläre ich wie dieses Ablaufdatum zustande kommt und was es bedeutet - hilft nichts.
Jule und Tobi sind am Nachbarstand schon lange abgefertigt. Wir machen unsere Dame darauf aufmerksam - zum Glück erklärt ihr nun die kompetente Person, das alles seine Richtigkeit hat. Sie liest noch einmal ihrer Kollegin die Textpassage vor, die ich vorher auch schon vergeblich versucht habe an die Frau zu bringen.
Wir können schlussendlich unsere Koffer einchecken und alles ist gut. Ich frage mich nur, warum wir beim Online Check-In die ETA Daten eintragen mussten, wenn dann doch alles noch einmal überprüft wird.
Dank BER-Runaway kommen wir schnell durch die Sicherheitskontrolle - außer Jule. Sie vergisst das Tablet aus dem Rucksack zu nehmen. Ich weiß ja, wer die erste Runde bezahlt.

Wir setzen uns in den Food Court und frühstücken in aller Ruhe. Anscheinend wurde hier wieder einmal eine Preiserhöhung durchgeführt - alle Angebote sind jenseits von Gut und Böse.
So essen wir nur unsere Sandwiches und beobachten das rege Treiben am Airport.
Die Herrentoilette ist übrigens wieder begehbar, die Reparatur betrug also etwas weniger als ein Jahr. Respekt!
13:10 Uhr sitzen wir im Flieger, das Boarding ging schnell und zügig. Heidi entdeckt an den Scanmaschinen unsere Freundin von vorhin. Schnell wechseln wir die Reihe.
Es wird aber auch nicht besser, denn er verweigert das Boarding mit der App. Erst will er unseren Pass sehen. Danach dürfen wir uns online registrieren, nicht ohne seine Bemerkung dass man immer fragen sollte, wenn man die App verwenden will.
Das höre ich zum ersten Mal und ich muss ihn fragen, warum TA denn mobile Bordkarten ausgibt? Leider hat er darauf keine Antwort, uns ist es egal, schnell sitzen wir auf unseren Plätzen und warten auf den Abflug.

Knapp drei Stunden soll der Flug dauern, in Berlin sind es mittlerweile 12 C, Delhi hat schon 25 C.
12:00 Uhr setzen wir uns mit 50 Minuten Verspätung gen Istanbul in Bewegung.
Der Flug ist angenehm ruhig, das Essen und der türkische bzw. französische Wein gut.
Nach ereignislosen 150 Minuten landen wir wohlbehalten auf dem Atatürk Airport.
Hos Geldiniz! Der neue Airport ist sehr futuristisch und vor allen Dingen sehr, sehr groß.
Heidi und ich suchen sich ein kleines Café und trinken Tee und Latte Macchiato.
Der Airport ist sehr futuristisch, allerdings auch mega teuer. Ich weiß gar nicht, wie die Türken bei ihrer Inflation das alles hier bezahlen wollen.
Freies WLAN gibt es nur eine Stunde, dafür muss man seine Handynummer angeben d.h. man muss Datenroaming aktivieren. Oder seinen Pass scannen. Das haben wir mittlerweile auf jedem anderen Flughafen besser gesehen. Unser Gate wird 19:20 Uhr festgelegt. Mal sehen, wie weit wir laufen müssen.
Alles auf dem Flughafen ist sehr hochpreisig es gibt kein einziges Geschäft, wo man zu gemäßigten Preisen etwas zu essen oder zu trinken kaufen kann. Ich frage mich immer wieder, warum die Flugreisenden denn so ausgenommen werden müssen.
Sieben Chicken Wings mit Pommes und einer Cola kosten 31€.
In Berlin ist übrigens urplötzlich meine schöne Mütze abhandengekommen. Angeblich habe ich sie vergessen das glaube ich aber nicht. In Istanbul erkenne ich an Heidis Pinocchionase, dass sie mir die ganze Zeit Märchen erzählt hat. Nur weil ihr die Mütze nicht gefällt. Heimlich hat sie sie mir weggenommen und in ihrer Tasche versteckt. Jetzt muss ich mir eine gute Racheaktion ausdenken. Ich hab ja Zeit auf dem Flug nach Delhi. Fünf Stunden. Da fällt mir sicher etwas ein.
Das Boarding beginnt pünktlich am Gate B17. Wir stehen zufällig in der ersten Reihe. Streber. Es wird noch einmal das ETA Visum, der Pass und die Bordkarte kontrolliert.
Hinter uns steht eine Inderin, und wie es so ist, kommen wir ins Gespräch. Ihre Eltern leben in Indien. Sie lebt in Seattle und kommt zu einer Hochzeit nach Delhi.
Hochzeiten dauern im Allgemeinen in Indien eine Woche, 300-500 Gäste sind die Normalität. Als Brautgeschenk gibt es Geld, das bekommen aber die Eltern oder Schwiegereltern, da sie die Hochzeit meist finanzieren.
Gerade jetzt im Februar und März ist das beste Wetter in Indien, deshalb heiraten auch viele Inder in diesem Zeitraum. Ganz sicher können wir in Delhi Brautparaden sehen, sagt sie mir. Die Paraden sehen so aus, dass in einer Kutsche oder auf Elefanten zur Hochzeit gefahren oder geritten wird, deswegen werden dann ganze Straßenzüge abgesperrt.
Wir lassen uns überraschen. Vielleicht können wir uns irgendwo einschleusen.
Beim Einchecken wird uns mitgeteilt, dass wir unseren geliebten Zweier-Platz nicht bekommen können und man uns einfach woanders umgebucht hat. Im Flieger angekommen sehen wir, dass eine Krankentrage unsere Sitze versperrt. Okay das kann passieren, hätte man vorher aber uns schon einmal mitteilen können.
Der Flieger soll 20:50 Uhr starten, 20:15 Uhr sitzen wir schon auf unseren Plätzen. 05:15 Uhr nach indischer Zeit sollen wir in Delhi ankommen. We hope so.
Die Maschine scheint ausgebucht zu sein, obwohl es gestern auf der Webseite noch gar nicht so aussah. Da haben wir ja Glück, dass wir, nachdem unsere Sitzplätze gestrichen wurden, noch mitgenommen wurden.
Während Schlafmasken verteilt werden schaue ich den neuen Film über den ehemaligen Boxweltmeister George Foreman. Axel Schulz lässt grüßen. Der Film ist aber meiner Meinung nach eher mittelmäßig.
Wir fliegen u.a. über den Iran, erst Teheran, dann an Shiraz vorbei. Erinnerungen kommen an dieses schöne Land mit ihren freundlichen Menschen und starken Frauen sofort wieder hoch. Auch sie werden irgendwann von ihrem furchtbaren System erlöst und können dann wieder in Frieden und Selbstbestimmung leben. Davon bin ich fest überzeugt.
Im Flieger befinden sich viele Männer mit langen Bärten und Turbanen. Ein Vorgeschmack auf die nächsten Wochen.
Der Vollmond begleitet uns den gesamten Flug, ab und zu sind auch beleuchtete Städte unter uns zu erblicken.
Heidi wählt das vegetarische Essen, ich bin noch satt von der Pasta und dem/der/die? Bakhlava in Istanbul. Der Reis, den sie bekommt, ist schon ein Vorgeschmack auf das indische Essen, toll gewürzt und etwas scharf.
Während mir die Pogues, Sinead O‘Connor und Van Morrison irische Gesellschaft leisten, nähern wir uns immer mehr unserem Zielort.
Der Mond scheint immer noch mit voller Kraft in mein Fenster, ich hoffe derweil, dass ich den Landeanflug auf Delhi bei Helligkeit erleben kann.
Gegen 04:00 Uhr verlassen wir den Iran und begeben uns auf pakistanisches Gebiet. Südlich von Lahore erreicht die Route dann endlich Indien.
Der Anflug auf Delhi ist sensationell, wir fliegen über ein Lichtermeer bis wir endlich 05:07 Uhr landen.
Mein Mond war übrigens das Licht der Tragfläche😀
Meine eSIM lässt sich auch sofort aktivieren, ich bin wieder arbeitsfähig.
Jetzt folgt nach die Immigration, mal sehen was uns da für Überraschungen bevorstehen. Vorher muss man noch eine Karte ausfüllen, wo die gleichen Fragen beantwortet werden müssen, die auch schon beim Visaantrag angegeben wurden.
Die Immigration ist super geregelt, alle Schalter sind besetzt und so haben wir nach 30 Minuten unser Visum im Pass.
Auch die Koffer sind schon da, das ging reibungslos. Mit unserem Fahrer hatte ich mich schon via WhatsApp verabredet und zehn Minuten später sitzen wir im Auto und fahren zum Hotel.
Der erste Eindruck? Eine Smogglocke, deren Ausmaße ich noch nie gesehen habe, überzieht die Stadt. Tempobegrenzung dient nur als Staffage. Ebenso rote Ampeln oder Fahrspuren. Alles wird mit Hupen geregelt. Ich denke mir auch, dass es in Delhi Pflicht ist, wenigstens einen Scheinwerfer so einzustellen, dass er blendet.
Wir sind jetzt schon froh, einen Fahrer gemietet zu haben.
7:00 Uhr sind wir im Hotel, die Zimmer sind sehr schön, wir befinden uns im Zentrum von Delhi. Sagt unser Concierge.
Wir duschen uns und gehen anschließend zum Frühstück. Hier erstellen wir den Schlachtplan für den Tag.
Hier noch einige Links, deren Inhalt im Verlauf der Reise immer wieder aktualisiert wird, Also immer mal gucken!
Comments