Kathmandu: Akku auf 75% - Mein erster und letzter voller Tag in der Hauptstadt Nepals
- Holger Schweitzberger
- 6. März 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Mai 2024

23. Februar: Gestern Abend ging es mir schon besser, so dass ich meinen Bettplatz in der Nähe der Toilette an Heidi abgeben musste.
Heute früh fühle ich mich dann zum ersten Mal, seitdem ich in Nepal bin, relativ fit.
Trotzdem traue ich dem nicht, und laufe erst mal ein paar Schritte in unserem Zimmer herum. Ich kippe nicht um, die Magenschmerzen haben sich auch etwas gegeben und auch die Toilette muss ich nicht mehr alle zehn Minuten aufsuchen.
Dafür hat es Heidi heute mit etwas mehr Darmschwierigkeiten zu tun, als die Tage zuvor.
Vormittags ist es relativ relativ kühl, ich denke 9-10° C. Dementsprechend kühl ist es auch im Frühstücksraum. Aber wir haben dicke Pullover dabei.
Heute schaffe ich ein ganzes Toastbrot und ein gekochtes Ei in mich hineinzupressen. Wenn das mal nichts ist.
In Nepal wird übrigens das Essen immer erst dann zubereitet, wenn es bestellt wird. Das bedeutet, auch das Ei wird erst gekocht, wenn jemand dafür Interesse hegt.
Die Angestellten im Hotel sind alle lieb und nett und jeder versucht alles Erdenkliche für den Gast zu ermöglichen.
Der Plan ist heute, den östlichen Teil von Kathmandu und seiner Umgebung zu erkunden. D.h. wir gucken uns einige Stupas, den Durbar Square von Bhaktapur und die Kailashnath Mahadev Statue im Sanga an.
Leider muss Heidi heute passen und bleibt den Tag lieber im Bett. So ziehen Jule, Tobi und ich gegen 9:00 Uhr allein los. Zuerst holen wir uns noch etwas Geld am Automaten. Danach schauen wir uns nach einem Taxi um, welches wir für heute mieten wollen. Im Internet kann man Touren zu diesen Orten buchen, Allerdings haben die europäisches Preisniveau und verlangen mindestens 90$ pro Person.
Ein Taxi ist schnell gefunden und nach einer kurzen Verhandlungsdauer, schlagen wir beim Preis von 4.000 nepalesischen Rupien, knapp 28€ ein.
Die heutige Route hat eine Gesamtlänge von knapp 52 Kilometern und sieht folgedermaßen aus:
Der Verkehr in Kathmandu ist genauso chaotisch wie in Delhi, nur dass weniger gehupt wird. Was sich Kathmandu allerdings auf ihre Fahnen schreiben kann, ist der Weltmeistertitel in der Umweltverschmutzung.
Tausende stinkende Mopeds gepaart mit unzähligen Reisebussen, aus deren Auspuffe schwarze Rauchwolken ausgepustet werden und Autos ähnlicher Couleur in Verbindung mit jeder Menge Staub, machen das Atmen zu einer schwierigen Angelegenheit.
Hier möchte ich mal unsere Klimakleber sehen, wie sie länger als eine Stunde auf der Straße aushalten. Auf die Idee sich hier anzukleben, würde wahrscheinlich niemand von Ihnen kommen.
Ich glaube aber auch, dass die Nepali, bei Sitzstreiks, immer noch eine kleine Lücke finden würden, um durch sie hindurch zu fahren zu können.
Die Straßen sind teilweise in einem katastrophalen Zustand, die namibischen Pads lassen grüßen.
Unser Cabdriver sieht das alles sehr gelassen, womit ich auch sagen muss, dass die Nepali den Indern in Coolness und Entspanntheit in nichts nachstehen.
Nach sieben Kilometern oder auch 30 Minuten erreichen wir die Boudhanath Stupa.
Sie ist eine der bedeutendsten buddhistischen Stupas in Kathmandu und ein wichtiger Wallfahrtsort für Buddhisten.
Die Stupa liegt im Stadtteil Boudha und ist eine der größten Stupas der Welt. Sie wurde vermutlich im 14. Jahrhundert erbaut und ist ein herausragendes Beispiel für nepalesische Kunst und Architektur. Die Stupa ist von einem großen quadratischen Gelände umgeben, das von Gebetsmühlen, Klöstern, Geschäften und Restaurants gesäumt ist.
Eine der charakteristischen Merkmale der Stupa ist das allgegenwärtige Paar von Buddha-Augen, die von allen vier Seiten der Stupa aus überwachen. Über den Augen befindet sich ein drittes Auge, das Weisheit und Erleuchtung symbolisiert. Die Spitze der Stupa ist mit einem goldenen Kegel, einer sogenannten "Gajur", gekrönt.
Der Eintritt kostet für Touristen 300 NR, etwas über zwei Euro. Um die Stupa herum befinden sich unzählige Souvenirläden oder Gebetsglocken. Es herrscht reges Treiben, die Gebetsmühlen, die es hier in unterschiedlichen Größen gibt, sind fast ständig in Bewegung.
Ich sehe vor allen Dingen viele alte Menschen, die ihr tägliches Gebetsritual ausführen und dabei vor sich hin meditieren. Vor dem Haupteingang, wo gerade Farbe für Renovierungsarbeiten angerührt bzw. gemischt wird, befinden sich drei riesige Feuerschalen, in denen kräuterähnliche Dinge verbrannt werden, Es qualmt gigantisch, von Weitem riecht es auch noch ganz gut, aber je mehr man sich nähert, desto aggressiver wird der Geruch. Definitiv kein Weed.
Auf einem der Balkone hat man einen schönen Blick auf das wuselige Treiben rund um die Stupa, zwei Mönche neben mir beten derweil, in dem sie ihr Mantra, das in geschriebener Form vor ihnen liegt, wieder und wieder erklingen lassen.
Auch hier sind alle Menschen sehr freundlich und lachen uns oft an, wenn sie uns sehen.
Ich liebe ihre farbenfrohe Kleidung und Mode, es sind zudem wunderschöne Menschen, Mir hat es vor allen Dingen die ältere Generation angetan. In den Gesichtern der Frauen ist ihr langes und hartes Leben, aber auch ihre Freundlichkeit und das Lachen wie in Stein gemeißelt zu erkennen. Ähnliches gilt auch für die Männer, die diesen Ort auch nutzen um mit Freunden zu kommunizieren oder über ihre neuen Eroberungen zu fabulieren.
Nach diesen Eindrücken verlassen wir diese schönen Ort und fahren ins 13 Kilometer entfernte Bhaktapur.
Bhaktapur verbindet sich nahtlos mit Kathmandu und ist von der Hauptstadt nur durch eine Brücke getrennt.
Es ist eine der drei Königsstädte im Kathmandu-Tal und gilt als eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtbilder des Landes.
Der Durbar Square, der als einer der schönsten in Nepal gilt, ist von alten Tempeln, Palästen, historischen Gebäuden und kunstvollen Handwerksläden gesäumt. Zu den markanten Sehenswürdigkeiten gehören der Nyatapola-Tempel, der Bhairava-Tempel, der 55-Fenster-Palast und der Goldene Torbogen.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal von Bhaktapur ist seine traditionelle Architektur und die verwinkelten Gassen und Höfe, die ein Gefühl der Zeitlosigkeit vermitteln. Wir können durch die engen Gassen schlendern, das pulsierende Leben der Einheimischen beobachten und die reiche kulturelle Atmosphäre der Stadt erleben.
Dieses Gemengelage soll für mich der Höhepunkt von Kathmandu werden. Ok, viel Möglichkeiten hatte ich ja nicht zum Vergleich, aber ich glaube viel schöner hätte es auch woanders nicht sein können.
Diese Architektur gepaart mit den unzähligen Holzschnitzereien ist einfach atemberaubend. Was Menschen schon vor so langer Zeit errichten konnten ist für mich heute immer noch unverständlich.
Man fühlt sich direkt einige 100 Jahre zurückversetzt und kann sich in etwas vorstellen wie das tägliche Leben hier ablief.
Selbst in der Gegenwart fühle ich mich ja hier in Bhaktapur oder Kathmandu wie in einer anderen Welt.
Wir erleben noch eine Art Prozession, angeführt von einer Gruppe junger Männer die alle mit Trommeln ausgestattet sind und darauf kräftig musizieren. Dahinter folgen Männer in gelben Gewändern die ab und zu in Muscheln blasen und damit die skurrilsten Töne erzeugen. Abgeschlossen wird das ganze durch Frauen, die in rote Gewänder gehüllt, Opfergaben tragen und miteinander quatschen.
Schön, dass wir das Glück hatten, dem beiwohnen zu können.
Letztes Ziel heute ist die Kailashnath Mahadev Statue in Sanga. Sie befindet sich auf einem Berg und ist noch einmal sechs Kilometer entfernt.
Die Straße hinauf besteht eigentlich nur aus Schlaglöchern und spitzen Steinen, egal - wir schaffen es trotzdem bis nach oben.
Die Kailashnath-Mahadev-Statue zeigt Shiva in stehender Haltung. In der linken Hand trägt er eine Trishula (Dreizack), die rechte Hand drückt mit einer Geste, der Mudra, eine Segnung und Friedensbotschaft aus. Auf seinen Schultern ruht eine Schlange. Die Statue ist in erster Linie aus Stahlbeton gefertigt. Sie ist mit einer dünnen Beschichtung aus Kupfer und Zink überzogen und erscheint insgesamt in einer kupferbraunen Farbe.
Mit einer Höhe von 44 Metern ist sie die zweithöchste Shiva-Statue weltweit (Stand 2022) und nur zwei Meter kleiner als die 46 Meter hohe Freiheitsstatue im New Yorker Hafen.
Nach der Garuda-Wisnu-Kencana-Statue in Bali in Indonesien, die einschließlich des 46 Meter hohen Basissockels eine Gesamthöhe von 121 Metern erreicht, ist sie die zweithöchste hinduistische Gottheitsstatue. Sie wurde am 21. Juni 2010 im Rahmen des Teej-Fests von Nepals Präsidenten Ram Baran Yadav eingeweiht und danach der Bevölkerung zugänglich gemacht. Dieser Zeitpunkt wurde gewählt, weil das überwiegend von Frauen gefeierte Teej-Fest der Gottheit Shiva und seiner Frau Parvati gewidmet ist.
Von hier oben hat man einen schönen Blick auf Bhaktapur unterhalb der Statue schlängelt sich eine Hängebrücke. Nichts für mich, aber Jule und Tobi laufen noch einmal dort hin. Jule betritt ein paar Meter und Tobi bis zur Mitte das schauklige Ding. Die Aussicht soll auch hier ganz schön gewesen sein.
Eine Stunde später sind wir wieder im Hotel. Wir trinken auf der Gartenterrasse noch ein Erfrischungsgetränk und beschließen noch einmal über den Bazar zu schlendern.
Hier verwende ich das erste Mal Post Covid freiwillig eine Atemmaske. Wir kaufen och ein paar Souvenirs und Tee und verabschieden uns schließlich gegen 19:00 Uhr voneinander.
Für mich war es ein ziemlich anstrengender Tag, nachdem ich fast zweieinhalb Tage nur gelegen habe.
Aber diese wieder fremden, exotischen Eindrücke von heute, haben mich das vergessen lassen.
Hier noch einige Links, deren Inhalt im Verlauf der Reise immer wieder aktualisiert wird, Also immer mal gucken!
Gute Besserung an Heidi und toi toi toi, das du gesund bleibst und keinen Rückfall bekommst. Tolle eindrücke, ich verfolge alles mit Spannung... Danke schön