Wir sind Helden - Café Gerbeaud - Margareteninsel
- Holger Schweitzberger
- 30. Sept.
- 4 Min. Lesezeit

unten 02. Oktober 14°C
Herrlicher Sonnenschein bahnt sich seinen Weg durch unsere Gardinen und weckt uns sanft aus unseren ungarischen Träumen. Trotzdem sollen es nur 14°C werden, aber da es bisher immer windstill war, passt das schon.
Der Plan für heute lautet: Zuerst im Café Gerbaud Kuchen essen und Kaffe trinken, dann noch einmal zum Heldenplatz fahren und alles bei Tageslicht betrachten. Zum Schluss wollen wir auf die Magareteninsel fahren und diese von Süd nach Nord durchstreifen.
Wie der geneigte Leser sicher festgestellt hat, ist dann allerdings der heutige Titel nicht korrekt angegeben - er hätte mit dem Café Garbeaud beginnen müssen, aber ich finde so liest es sich besser. Judith Holofernes findet das gut!
Als erstes fahren wir mit der Metro 1 bis zum Vörösmarty tér - da wir das allerdings schlecht aussprechen können, nennen wir ihn in Kuchenplatz um, denn genau an seinem Ein- bzw. Ausgang steht das bereits o.a. Café.

Wir lieben diese herrliche, alte U-Bahn mit seinen nostalgischen Bahnhöfen. Die Fliesendekoration und die Holzarbeiten sind einmalig. Noch dazu gibt es auf jedem Bahnhof noch ein Infohäuschen, indem das zwischen 5:30 - 23:30 Uhr durch einen Mitarbeiter besetzt ist.
Vielleicht gibt es deshalb auch keine Spuren von Vandalismus oder Grafitti?
Vier Stationen später stehen wir jedenfalls vor dem berühmten Budapester Café, auf das sich Heidi schon die ganze Zeit gefreut hat. Sie möchte auf jeden Fall ein Dobos Cake essen, während ich zu einem Gerbaud Slice tendiere.
Durch die Fensterscheibe sehen wir schon Asiaten wie sich sich wieder gegenseitig fotografieren und ihren Kuchen samt Victoryzeichen in die Höhe halten.
Das Garbeaud ist mit das teuerste Café in Budapest, deshalb wundert es mich schon, dass die Menükarten ziemlich abgenutzt und schmutzig sind.
Auf dem Weg zu unserem Tisch sehen wir in der Auslage und auf den Tischen der anderen Gäste die verschiedenen Kuchenstücke.

Wir haben Mühe sie zu erkennen, so klein sind sie und nach eingehender Inspektion der der Karte, entscheiden wir, dass das Preis-Leistungsverhältnis eher unterdurchschnittlich ausfällt.
Die Menükarten kann man hier nachlesen:
Wir verabschieden uns vom Café und dem Kuchenplatz und fahren zurück zum Hösök tere, dem Heldenplatz. Es geht wieder mit der M1 Richtung Mexicostraße in entgegengesetzer Richtung weiter.
Wir hoffen, dass wir am Heldenplatz etwas zum Frühstück bekommen, aber wir sehen nur ein Café, das hat aber fast kein Angebot.
Der Heldenplatz selbst ist voll von Touristen, ganze Busladungen werden hier abgesetzt und alle laufen wie die Lemminge ihrem Führer - die alle einen Regenschirm als Orientierung in die Höhe halten - nach.

Gut dass wir schon gestern Abend hier waren, aber auch bei Tageslicht verliert der Platz nichts von seiner Schönheit.
Wir bewundern noch den angrenzenden Park mit seinen neoklassizistischen Gebäuden und den wunderschönen Blumenrabatten.
Hier finden wir auch einen Verkaufswagen, der Frühstück anbietet: Käsebrezeln und Glühwein. Das Richtige bei der frischen Temperatur, btw. der Glühwein war richtig gut.

Nach einer Stunde gehen wir wieder zur Metro und entdecken dabei die Konrad-Adenauer-Straße samt Denkmal des Altkanzlers. Was es nicht alles gibt.

In allen Parks herrscht übrigens seitens der Gartenarbeiter reges Treiben. Überall werden die Rabatten auf den Herbst eingestimmt und mit neuen Blumen versehen. Auch hier ist alles sehr sauber und gefühlt alle 20 Meter stehen Bänke und Mülleimer.
Da sollten sich andere Städte einmal ein Beispiel nehmen.
Mit der M1 und der Tramlinie 4 geht es zur Margareteninsel. Auf der Hälfte der Margaretenbrücke gibt es eine Abzweigung von der aus man direkt auf die Insel kommt. Es hält dort auch die Tram oder der Bus, das wussten wir aber nicht und haben so einen kleinen Fußmarsch über die Brücke gemacht. Die hat auch vibriert.
Ich war vor 46 Jahren schon einmal hier, konnte mich heute aber an nichts erinnern, wahrscheinlich gabs damals hier ein Rockkonzert.
Gleich am Eingang kann man sich Fahrräder in allen Variationen ausleihen. Für 20€ kann man dann eine Stunde fahren. Wir laufen.
Hinter dem Fahrradverleih ist eine große Springbrunnenanlage, die zusammen mit klassischer Musik ihre Fontänen loslässt oder wieder einfährt.

Wir setzen uns auf eine Bank und schauen diesem Treiben, mit vielen anderen, gebannt zu. Leider verdeckt nach einer Weile eine große Wolke die Sonne, was aber der Musik keinen Abbruch tut.
Die Insel selbst ist ca. 2,5 km lang, am nörlichen Ende - von der Margaretenbrücke aus gesehen, befindet sich der japanische Garten. Er ist schön angelegt mit vielen kleinen Seen und schönen Gewächsen.
Insgesamt ist die ganze Insel ein großer, sehr gepflegter Park und wenn man Zeit hat, lohnt es sich schon hier entlang zu schlendern. Auf unserer Bucketliste steht die Insel allerdings nicht ganz oben.
Auf der gesamten Insel herrscht Fahrverbot, ausgenommen zwei städtische Buslinien. Und so fahren wir mit einem dieser blauen Busse wieder zurück und zwar direkt zum Bahnhof Nyugati.
Hier entern wir die Tram 4 und fahren bis zur Station Okteon. Von hier laufen wir zum Hotel, nicht ohne vorher aber beim Bäcker unseres Vertauens vier kleine Kuchen zu kaufen. Als Ersatz für heute früh. Diese Teilchen hat Heidi schon die ganzen Tage im Auge, heute hatte ich keine Argumente mehr dagegen um sie an dem Laden vorbei zu lotsen.

Wir holen noch zwei Latte Macchiatio und genießen diese kleinen Köstlichkeiten auf unserem Zimmer.
Im Anflug der Dunkelheit gehen wir zu unserem bekannten Restaurant um die Ecke. Die Besitzerin freut sich, uns wieder zu sehen und versucht uns neben Köszönöm noch andere ungarisches Worte beizubringen. Heidi schlägt sich ganz gut, mir kommen die Worte allerdings nicht über die Lippen. Aber ich bin ja auch schon Rentner.
Wir bestellen Leberknödel- und Nudelsuppe, Schweinekamm mit Knobloch (Zigeunersteak) und Palatschinken.




Zum Abschluss muss noch ein Unicum herhalten, damit unser Magen wieder in Ordnung kommt.
Auf dem Heimweg, bei dem wir eine etwas längere Route wegen der Verdauung wählen, gucken wir noch nach Restaurants für unseren letzten Abend und kaufen noch eine ganz kleine Flasche Zwack.

Diese leeren wir noch auf unserem Zimmer und gehen dann wieder müde und zufrieden ins Bett.
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