Wale, Puffins - Bonavista
- Holger Schweitzberger

- 26. Juni
- 6 Min. Lesezeit

unten Dienstag, 10. Juni 18°C
Heute führt uns der Weg ungefähr 200 km nach Bonavista! Endlich - Puffinszeit - Hoffentlich. Unser Ziel ist der Elliston Municipal Park. Er befindet sich gleich an einer Puffin-Kolonie, mit Blick auf den Ozean und mächtige Klippen. Sollte er ausgebucht sein, wovon ich nicht ausgehe, weichen wir auf den Paradise Farm RV aus. Dort haben wir bereits reserviert. Er liegt allerdings nicht so günstig.
Eine Hiobsbotschaft erreicht mich allerdings heute morgen: die Oilers haben das dritte Spiel 1:6 verloren. Ich hoffe, dass war ein Ausrutscher. Von NHL-Final-Fieber bekomme ich in Neufundland allerdings nichts mit. Vielleicht eher in den größeren Städten, dort wo wir sind, ist tote Hose.
Bevor wir starten, füllen wir noch einmal Wasser auf und leeren unsere Abwasserbehälter. Da es auf Bonavista keine Campgrounds gibt auf denen man dumpen kann, muss man dort auf Tankstellen ausweichen oder viel Platz im Tank haben.

Für heute sind sonnige 13°C vorausgesagt, ein hoffentlich perfekter Tag Für eine Walbeobachtungsbootstour. Schöner Name für Scrabble, oder?
Die Ausschilderung auf dem Campground ist allerdings suboptimal. An eine Hinweisschilder die den Ausgang anzeigen ist nicht zu denken. Nur auf den Notausgang ist hingewiesen. Dessen Tor ist allerdings geschlossen und der Weg dahin so eng, dass wir nicht wenden können. Zum Glück hat unser Campoer eine Rückfahrkamera, die permanent als Rückspiegel angezeigt wird. So sind wir nach drei Minuten wieder in der Lage geradeaus zu fahren.
Irgendwann erreichen wir dann doch den TCH und wir können unsere Reise fortsetzen. Die Sonne scheint, allerdings ist eine dichte Wolkendecke am Himmel, so dass es zu dieser frühen Stunde schon etwas schwül ist.
Die Straße ist noch schön leer, ihr Zustand in sehr guter Verfassung. Wir cruisen mit knapp 100 km/h an Wäldern und unzähligen kleinen und großen Seen vorbei. Wir nähern uns immer mehr St. John's - der Inselhauptstadt. Wir biegen nach ungefähr 80 Kilometern nach Terrance Pond auf die 230 ab und verlassen damit unseren ungeliebten, da langweiligen Highway 1.
Die Strecke wird partiell schlechter, an die schlimmsten Stellen des Alaska Highways kommt sie allerdings nicht heran. Das ist auch ein Trost.
An einigen Stellen sind Bauarbeiter dabei neuen Asphalt aufzuziehen. Wie immer wird der Verkehr dann durch Menschen mit großen Stopp/Slow Schildern geregelt. Sie stehen den ganzen Tag an der Straße und müssen die Abgase einatmen, die von den Autos ausgestossen werden. Kein leichter Job, deshalb bedanken sich immer alle beim Vorbeifahren bei ihnen.
Notgedrungen steht auch einmal wieder ein Tankstellenbesuch an. Der läßt sich seine Dienste mit 150 CAN vergüten - Raffzahn.
11:30 Uhr kommen wir in Bonavista an. Ein nettes, kleines Fischerstädtchen, dass uns auf den ersten Blick, besser als Twillingate gefällt.
Unser erstes Ziel ist der Elliston Municipal Park. Hier wollen wir eine Site für die nächsten zwei Tage buchen. Der Campground ist nur halbvoll, an der Registrierung hängt allerdings eine Information, das Juliana heute und morgen nicht anwesend ist. Darunter steht ihre und eine Notfallnummer. Und einige Herzen-Smileys.
Zum Glück wird auch deas Kennwort des WiFi angegeben, so dass ich wenigstens via Teams die angegebenen Nummern kontaktiren kann. Mit dem Ergebnis, dass ich immer nur mit dem Anrufbeantworter verbunden werde, der mich an den anderen Telefonkontakt verweist. "Ich danke für dein Verständnis", sind die letzten Worte der Ansage. Wie ich diese Floskel liebe. Ich habe keeeeein Verständnis, dass auch die Notfallnummer nicht besetzt ist.
Wir fahren weiter zum Parkplatz der Bonavista Puffin & Whale Tours. Auf RVs wird hier nicht soviel Wert gelegt, die Parkslots sind für amerikanische Verhälnisse doch sehr eng. Trotzdem gelingt es uns, uns rückwärts zwischen zwei PKWs zu quetschen. Genau am Eingang - Pole Position.
Da das Boarding erst 13:45 Uhr beginnt, bleibt für uns noch Zeit, uns einen ersten Einblick von Bonavista zu verschaffen. Allerdings kommen wir nicht weit, sehen wir doch auf dem Wasser in unmittelbarer Nähe einen riesigen 24m hohen Eisberg.
Am Ufer stehen bereits viele Menschen, sicher alles Touristen, die das Ungetüm betrachten und fotografieren. Am Ufer, wo sich große Steine/Felsen befinden, setzen wir uns auf eine Klippe und sind von seiner Schönheit ergriffen. Diese Größe hatten die Eisberge in Twillingate nicht, oder wir haben es nicht realisiert, das sie sich in weiterer Entfernung befanden.
Die Häuser in Bonavista haben auch alle verschiedene Farben. In den Gärten hängt Wäsche zum Trocknen und wer Langeweile hat, mäht seinen Rasen.
Das Farbzusammenspiel zwischen grünem Rasen und Butterblumen ist wunderschön, vor allen Dingen wenn die Sonne darauf scheint.
Kurz vor 14:00 Uhr dürfen wir das Boot betreten. Vorsichtshalber erklärt ein Guide schon, dass noch keine Walsaison ist und man auch nicht weiß ob's Puffins zu sehen gibt. Ist ja schließlich Natur und kein Zoo. Da hat er Recht, trotzdem werde ich hellhörig. Mit Puffins rechne ich eigentlich schon. Na mal sehen.
Wir sitzen auf dem Oberdeck der kleinen Barkasse und tuckern aufs Meer. Da sich ja heute Eisbergbesuch einfunden hat, drehen wir erst einmal einige Runden um das Prachtexemplar. Er ist schon gigantisch und wunderschön. Die hellblaue Farbe der Gischt ist immer wieder in verschiedenen Farbnuancen zu beobachten. Einfach traumhaft.
Plötztlich ein Schreien. Ein Minkywal ist gesichtet. Minkys sind etwa mit Delphinen vergleichbar und deshalb relativ klein. Wenig später gesellen sich allerdings Buckelwale hinzu, die sind schon ein anderes Kaliber. Wir sehen sogar ein Kuh mit Kalb, die an unserem Boot vorbei schwimmen.
Diese Tieren zu fotografieren ist für mich immer fast unmöglich. Wenn die Wale auftauchen, gucke ich meist woanders hin, bis ich dann bereit bin, sind sie weg. Konzentriere ich mich dann auf den Bereich wo sie abtauchten und irgendwann ja mal wieder auftauchen müßten, erscheinen sie garantiert an entgegengesetzter Stelle. Nun könnte man ja schlußfolgern, dass man sich nach dem Abtauchen der Tiere einfach in die andere Richtun dreht um dort auf sie zu Warten. Keine Angst - auf diese Idee bin ich natürlich auch schon gekommen. Ihr könnt euch sicher denken, mit welchem Ergebnis. Murphys Law.
Der Guide erzählt viel, meist Räuberpistolen aus seiner Vergangenheit, den kanadischen Damen scheint es zu gefallen, sie lachen jedenfalls ständig wie Teenager.
Wir nähern uns dem Leuchtturm von Bonavista. Hier steht auch ein großer Felsen auf dem die Puffins brüten. Heute ist jedoch kein einziges Exemplar zu entdecken. Ich las, dass die Tiere meist nur am Morgen und Abends zu sehen sind, da sie den Rest des Tages mit Futterbeschaffung zu tun haben. Gehen wir hier heute also leer aus.

Auf der Rückfahrt machen wir noch einmal einen kleinen Stopp am Eisberg. Und obwohl wir ihn wohl schon aus allen Blickwinkeln fotografiert haben, schaffen wir es, ihn noch einige Male abzulichten.
Nach etwas über zwei Stunden kommen wir wieder am Hafen an. Die Tour war schlußendlich ganz schön, an unsere Bootsausflüge in Alaska kam sie aber nicht heran.
In Elliston befindet sich auch ein Felsen, auf dem es sich Puffins zusammen mit Möwen gemütlich machen. Er liegt nur einige hundert Meter vom ominösen Campground entfernt. Dort fahren wir jetzt hin, vielleicht sind ja da einige Exemplare zu sehen.
Am Campground herrscht immer noch das gleiche Bild. Der Telefonsupport ist auch noch nicht in seine aktive Phase gesprungen. Wir entscheiden, dass wir nachher auf unseren vorgebuchten Platz fahren,
Doch jetzt erst einmal sind die Puffins an der Reihe. Wir ergattern wieder einen guten Parkplatz und laufen ca. 500m zum Felsen. Hier ist ziemlich viel los, ein Indiz dass die kleinen Freunde zu sehen sind?
Zuerst allerdings weht uns ein unbeschreiblicher Kotgestank in die Nasen, der später aber verschwindet. Wir laufen an den Klippen - die wieder einmalig schön sind - entlang, so weit bis es nicht mehr weiter geht.
Was ich sehe sind - nur Möwen. Und immer noch - nur Möwen. Die habe ich an der Ostsee auch.
Doch dann entdecken wir einen ersten PUFFIN. Wir freuen uns und nach und nach entdecken wir immer mehr dieser niedlichen Geschöpfe. Von Vorteil ist, ein Fernglas dabei zu haben, da sich die Tiere doch in einer gehörigen Entfernung aufhalten.
Der Tag ist gerettet: Wale - Check. Puffins - Check. Erst jetzt sind wir authorisiert ein Puffinsouvenir zu kaufen.
Nach einer Stunde gehen wir wieder zum Auto und fahren auf den acht Kilometer entfernten Campground. Wider Erwarten ist er sehr schön, wir wählen eine Site direkt am See mit Blick auf den anschließenden Sonnenuntergang.
Ich mache den Grill startklar und lege die Spareribs darauf, Heidi macht Tomatensalat und bringt den Wein.

Wir lassen den schönen Abend bei herrlichen Wetter ausklingen. Gegen 21:15 Uhr kommt der Host vorbei und kassiert die Miete für zwei Nächte.

















































































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