The Dead Sea
- Holger Schweitzberger

- 25. Nov. 2021
- 6 Min. Lesezeit
4:00 Uhr - Goooooood mooooorning Sunrise.
Das ruft natürlich kein Muezzin sondern mein wacher Körper. Zeit um aufzustehen, schließlich will ich heute den Sonnenaufgang sehen.
Ich springe in meine Sachen, ziehe den warmen Pullover an und begebe ,mich nach draußen. Gestern haben wir noch versucht Heidi weis zu machen, dass es hier auch Löwen gibt. Allerdings ohne Erfolg.
Was es aber hier gibt sind Füchse, Wölfe und Schlangen. Nur nicht beim Camp.
Vorsichtig lugt die Sonne hinter den großen Bergen hervor. Ihre Strahlkraft lässt alle erfassten Steine glänzen, der rote Wüstensand tritt zu dieser Zeit ganz besonders zum Vorschein.
Ich laufe barfuß, auf dem sehr weichen und vor allen Dingen feinen Sand, wie auf einem Teppich.
Ein Jordanien Logo für mein Urlaubsbuch ist auch schnell erstellt, so dass mich mir, nun mit Heidi zusammen, das Sonnenspektakel weiter in Ruhe anschauen kann.






Die Beduinen sprechen von roter und weißer Wüste. Die Farbe des Sandes wird durch sie Farbe der Berge festgelegt. Der Wind trägt den feinen Staub von ihnen ab und lässt ihn auf der Erde zurück.
Passt jetzt zwar nicht hierher, aber ich sage es trotzdem: Die Farben der hier getragenen Kopftücher werden folgenden Bevölkerungsgruppen zugeordnet:
rot/weiß: Jordanien, schwarz/weiß: Palästina und schwarz: Araber. Viele Touris rennen damit herum, ich denke dann immer an das Oktoberfest in München wenn, ob ihres Alkoholkonsums bereits mit dem Verlust ihrer Muttersprache gezeichnete Japaner mit Gamsbart oder Lederhosen ihr Unwesen treiben. Deshalb, Schuster bleib bei deinen Leisten.
Nach dem Guten-Morgen-Beduinen-Whisky essen wir Frühstück. Es ist wieder sehr reichhaltig und wir blicken dabei auf die Berge.


Besonders gut schmeckt Sakr mit Oliveröl. Sakr ist eine Gewürzmischung aus Thymian, Salbei und anderen Kräutern, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Man mischt diese getrockneten Kräuter mit Öl und tunkt dann das Fladenbrot hinein. Um es dann natürlich zu essen. Der Humus nimmt den Platz zwei im Ranking der besten seiner Art auf der Reise ein.
8:00 Uhr verabschieden wir uns wehmütig von unseren Gastgebern. Ein sehr schönes Erlebnis geht zu Ende. Wir machen noch ein Gruppenfoto, bei dem niemand so recht weiß wo er stehen soll. Dabei habe ich es doch eindeutig erklärt. Aber nach einer gefühlten Stunde schaffen wir es dann doch.

Wir schwingen uns auf den Jeep, mit dem uns Salem und Mohammed zum Wadi Rum Village zurück fahren. Es ist windig, aber die Sonne wärmt trotzdem schon gut.
Da Mohammed zu Hause abgeliefert wird, kommen wir in den Genuss durch alle Seitenstraßen des Village zu fahren. Hier spielt sich das Leben der sesshaften Beduinen ab. Die Kinder lachen und winken uns zu. Oder stecken die Zunge raus.
Jeder der hier einmal vor Ort ist, sollte diese Straßen entlang laufen. Es ist sehr interessant.
Am Parkplatz verabschieden wir uns von Salem. Wir bezahlen unsere Tour: 140 Dinar, umgerechnet 168 €. Mit Trinkgeld kommen wir dann auf knapp 200 €. Ein fairer Preis für das, was man geboten bekommt. Und die Gastfreundschaft ist sowieso durch nichts aufzuwiegen.
Auf dem Parkplatz des Visitors Center packen wir wieder unsere Sachen zusammen, aktivieren das Internet und starten das Navi. Unser heutiges Ziel ist das Tote Meer und zwar der nördlich Teil. Die Strecke beträgt über 350 km und ist damit die längste auf unserer Reise.
Yallah!
Es gibt zwei Streckenmöglichkeiten um zum Toten Meer zu gelangen. Die schnellere führt über die 65, das würde bedeuten, dass wir wieder nach Akaba zurückkehren müssen um danach wieder Richtung Norden zu fahren.
Die längere Route startet gleich in nördlicher Richtung auf der 15 und ist etwa 25 Minuten länger. Diese wählen wir, hoffen wir uns doch davon, hier etwas mehr von Land und Leuten zu sehen.
Die erste Zeit durchqueren wir allerdings Wüste. Ähnlich wie im Iran ist sie sehr grau und staubig. Ab und zu durchqueren wir ein kleines Örtchen. Diese kündigen sich immer durch große künstliche Bodenwellen an. Wenn man nicht aufpasst und mit 110 km/h eine erwischt kommt man sich vor wie R. Kelly. I belive I can fly...
Vor Fußgängerüberwegen sind sie auch, da finde ich das allerdings sehr sinnvoll.
Nach knapp zwei Stunden legen wir eine erste Teepause ein und essen Waffeln. Wir beobachten den vorbeiziehenden Verkehr, der sehr übersichtlich ist. An den Straßen verkaufen die Menschen viel Obst und Gemüse, aber hauptsächlich Tomaten und Auberginen. Die Tomatenernte scheint im vollen Gange zu sein. Alle 300 Meter kann man welche kaufen.
In Jurf-ed-Darawish bigen wir auf die 60 in westliche Richtung ab. Sie ist der Zubringer um auf die 65 zu kommen, auf der wir später bis an unser Ziel fahren.
Die Gegend wird jetzt viel schöner, viel bergiger. Endlose Serpentinen gilt es zu bezwingen. Leider gibt es wenige Stellen um die Aussicht zu genießen. Gelingt es aber doch haben wir wunderschöne Ausblicke auf die fast weißen Berge und die sich darum schlängelnde Straße.
Einige der Bergmassive haben Tropfsteinhöhlenähnliche Formen. Ähnlich wie im Bryce Canyon, nur eben andersfarbig. Am Ende einer Serpentinenstraße machen wir an einer einsamen Teestube halt. Hier ist der View ganz besonders schön. Das wissen leider auch die Fliegen die nun um uns und unseren Tee schwirren. Sehr lästig, darum verlassen wir diesen herrlichen Platz ganz schnell.









Auf der 65 geht es anschließend immer nördlich am Toten Meer entlang. Zu Beginn hat das Meer noch eine azurblaue Farbe, man könnte meinen, dass man sich in der Karibik befindet. Je nördlicher wir zum tiefsten Punkt der Welt gelangen, wird seine Farbe immer dunkler.
An einem Ausblick können wir sogar einen Teil mit rötlicher Färbung sehen. Der Farbkontrast ist einmalig. Auf diesem Parkplatz sitzen auch drei Jordanier, die Tee trinken und essen. Sofort sind wir eingeladen uns dazu zu setzen, was wir aber ablehnen.





Gegen 14:00 Uhr kommen wir an unserem Hotel an. Wir müssen mit dem Auto durch eine Sicherheitsschleuse fahren, die jedem Airport das Wasser reichen kann. Der Wagen wird mit Spiegel untersucht, auch der Blick in den Kofferraum darf nicht fehlen. Und unsere Covid-Impfzertifizierung wird erstmalig kontrolliert.
Der eigentliche Checkin geht dafür sehr schnell. Es wird Valet Parking Angebote, heißt der Wagen wird vom Personal weggefahren und später wieder geholt.
Wir residieren in einem schönen Zimmer in der vierten Etage. Das Hotel hat seinen eigen Strand zum Toten Meer. Und den besuchen wir als erstes. Nachteil: wir müssen ganz viele Stufen nach unten laufen. Vorteil: eigentlich keiner, wir müssen ja auch wieder hoch.
Aber was tut man nicht alles um einmal schwerelos im Wasser zu liegen. Maximal 15 Minuten, so empfehlen es die Hinweistafeln, soll Bad dauern, danach ist ein sofortiges Abduschen Nötig. 38% Salzgehalt hat das Wasser an dieser Stelle.
Und tatsächlich, ohne Anstrengung können wir uns liegend im Wasser trieben lassen. Es gibt ja diese Werbebilder, auf denen Menschen zeitungslesend zu sehen sind. Machen wir nicht, da wir ja die arabischen Worte sowieso nicht entziffern können.



Alles in allem ein schönes Erlebnis, dass - wenn man schon ein Mal hier ist, man sich nicht entgehen lassen sollte.
Wir drehen noch ein paar Runden im Pool und begeben uns anschließend zu einer kleinen Siesta.
Die Preise im Hotel sind schon sehr gewaltig und da wir sowieso lieber dort essen wo es auch die Locals tun, lassen wir uns unser Auto kommen und fahren noch einmal in die Nacht.
Die Straßen sind super beleuchtet, der Verkehr gering, nur Tobis empfohlenes Restaurant gibt es nicht mehr.
Wir fahren also einfach weiter und sehen am Straßenrand einen Grill mit Menschen. Hier sind wir richtig. Es gibt drei Arten von Sharwarma: Chicken, Lamm und Kebap. Wir bestellen Lamm und Kebab. Diese werden im Fladenbrot mit Minzsoße gereicht. Sehr lecker - aber zu wenig.

Deshalb verschlägt es uns noch einmal in einen anderen Imbiss, den wir schon 400 Meter vorher auf der anderen Straßenseite sahen.
Auch hier essen viele Einheimische. Wir bestellen eine mittlere Sharwarmaplatte, Pommes Frites, Hummus und zwei Cola.
Einige Minuten später erschein der Manger an unserem Tisch und möchte gern die Bestellung noch einmal überprüfen. Er meint dass die Platte für fünf Personen sei und er uns eine kleinere empfehlen würde. Und Pommes sind von Hause schon dabei.




Zum Glück - denn selbst die Platte für uns beide stellt uns schon vor ein unlösbares Problem.
Das Sharwarma ist schon im Brot eingepackt, dieses ist noch einmal geröstet und in kleine Häppchen geschnitten. Darüber liegen gefühlt ein Kilo frittierte Kartoffelstäbchen. Dazu gibt es Mixed Pickles, Cole Slaw und Mayonaise. Den Hummus haben wir erst gar nicht bekommen.
6 Dinar ärmer verlassen wir den Ort der Völlerei und fahren wieder zurück. Es folgt noch die Leibesvisitation unseres Wagens und dann sind wir gegen 21:30 Uhr wohlbehalten in unserem Zimmer. Wir trinken noch ein eingeschmuggeltes Bier - mitgebrachte alkoholische Getränke sind hier verboten - denn in den Bars kostet es 9 Dinar, also über 10 Euro.
Anschließend fallen wir müde ins Bett. Es war wieder ein schöner tag mit einer neuen Erfahrung der Schwerelosigkeit. Morgen fahren wir weiter Richtung Norden nach Jerash, die vor allen Dingen durch ihre romanischen Bauten berühmt ist. Wir werden sehen -Yallah!


















































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