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Petra: Der Hauptweg - Monastery Trail (Ad-Dier)

4:45 Uhr - Goooooood mooooorning Petra.


5:15 Uhr ist die Nacht vorbei. Nicht wegen unseres Freundes - nein, diesmal freiwillig. Wir wollen pünktlich 6:00 Uhr am Haupteingang vom Petra Visitors Center sein, um unseren zweiten Tag in Angriff zu nehmen.


Gestern Abend habe ich noch geschworen, nie wieder zu wandern oder Treppen zu steigen, jetzt sieht das natürlich wieder ganz anders aus. Zum Glück.


Aber natürlich spüre ich jede einzelne Faser meines Körpers. Ich habe Rücken, Füße, Oberschenkel und Hüfte.


Wie habe ich es schon als Kind beim Judotraining gelernt: wenn sich ein Muskelkater ankündigt, soll man damit weitermachen, das diesen hervorgerufen halt.


Dann ist alles halb so schlimm. Hoffentlich ist die Weisheit im Laufe der Jahre noch richtig wiedergegeben.

Heute verfahren wir uns nicht, schnurstracks bewegen wir uns dem avisierten Ziel entgegen. Ich parke unterhalb des Berges beim Hotel Mövenpick. Um diese Zeit sind noch jede Menge freie Plätze zu finden.


Vor dem Eingang hat ein Polizist seinen Gebetsteppich ausgebreitet und betet. Wir schleichen uns an ihm vorbei und sind genau 6:00 Uhr am Eingang.


Vor uns stehen ca. zehn Personen die auch die Ruhe und Stille der ersten Sunde genießen wollen. Es ist angenehm kühl, der Himmel wie gestern strahlendblau.


Wir lassen es gemächlich angehen und sind nach ca. 25 Minuten am Schatzhaus. Viele Händler sind noch nicht zugegen, sie wissen, dass sie mit den Verrückten, die um diese Uhrzeit kommen keine Geschäfte machen können.

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Der durchquerte Siq hat uns wieder mit seiner Schönheit fasziniert, jeden Tag sehen wir ein neues Detail, dass sich in den großen Quadern verbirgt. Am liebsten würde ich alles fotografieren, aber das habe ich ja schon gestern.


Dafür habe ich mir vorgenommen den Weg zum Siq und den gesamten Hauptweg zu filmen. Der Hintergrund ist, dass wir zu Hause den ganzen Weg noch einmal in Ruhe gehen können ohne danach Muskelkater zu bekommen. Und natürlich als Erinnerung an einen wunderschönen Platz auf unserem Planeten.


Das Schatzhaus muss ich trotzdem noch einmal fotografisch abbilden, dann marschieren wir aber bis zum Ende des Hauptweges los.

Eine herrliche Ruhe begleitet uns, auf dem Weg über die Fassadenstraße, dem Nymphaeum und der Säulenstraße. Dabei passieren wir wieder das Theater, die Königsgräber, den Opferplatz und den großen Tempel.

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Kurz vor dem Ende des Hauptweges, dem Mädchenschloss wimmelt es von Hunden die auf der Suche nach Essbarem sind. Sie sind harmlos, aber Heidi hat trotzdem Angst und das spüren sie.


Nach ein paar lauten Worten verschwinden sie, bis auf ein kleines schwarzes Exemplar. Es soll uns in unregelmäßigen Abständen bis hinauf zum Kloster und auch zurück begleiten. Als Anerkennung bekommt er von uns dann eine Schale Wasser, über die er sich sofort hermacht.

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Aber der Reihen nach. Gefrühstückt haben wir heute früh nicht, dafür haben wir uns gestern im Supermarkt mit Hummus (KAT 3), Auberginenmus und Brot eingedeckt. Das wollen wir irgendwo im Schatten, wenn unsere Kräfte am Ende sind, essen.

Vor dem Start auf dem Monastery Trail brauchen wir aber noch einen Tee. Den bekommen wir bei einem alten Beduinen, der sein Lager in einer Höhle aufgeschlagen hat. Dort hat er sich sehr gemütlich eingerichtet und so nehmen wir Platz. Während er den Tee kocht, können wir den Sonnenaufgang hinter den Bergen bewundern. Die wärmenden Sonnenstrahlen dringen bis zu uns durch und es wird angenehm warm.

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Der Tee schmeckt sehr gut und der alte Mann wünscht uns einen guten Trip. "In 25 Minuten seid ihr oben.", erklärt er lächelnd und reckt den Daumen in die Höhe. Selten so gelacht.

2,5 Kilometer beträgt die Strecke hin und zurück. 1,25 km bergauf, 1,25 km bergab. Es geht zuerst moderat auf weichem Sand gerade aus ehe sich dir gewaltigen Treppen vor uns aufbauen.


Welcher Teufel hat mich nur geritten, unbedingt das Kloster sehen zu wollen. Aber wir machen uns auf den Weg. Eigentlich hatte ich den Plan, die Stufen zählen zu wollen. Diesen gab ich auf Grund von Luftknappheit schon nach wenigen Minuten auf. Es sollen wohl 800 sein. Das kann ich aber weder bestätigen noch dementieren.

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Die Aussicht wird immer schöner, die Beine dafür schwerer. Ich will nicht mehr leben. Zum Glück kommen immer einmal wieder leichte Passagen auf denen es nur geradeaus geht. Aber nur um dann sofort wieder mit steilen Stufen in den Angriffsmodus zu schalten.


Die Beduinen die ihre Stände auf dem Weg aufgebaut haben, kommen mit Eseln und liefern die täglichen Waren aus. Wenn wir wollten, könnten wir auch einen Esel mieten, der würde uns dann bis auf den Gipfel tragen. Aber das ist gegen unsere Ehre.

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Übrigens besteht auch die Möglichkeit sich mit einem Taxi in die Nähe eines weiteren Einganges fahren zu lassen und von dort den Weg zum Kloster und den Hauptweg anzutreten. Dann muss man nur bergab laufen. Aber auch das ist in unseren Augen unlauterer Wettbewerb und kommt deshalb für uns nicht in Frage.


Auf unserem Weg kommen wir auch am Löwen Triclinium vorbei. Der Name bezieht sich auf die zwei Löwen, die beidseitig in den Felsen gehauen sind. zu sehen sind.


Die Treppen werden steiler und glatter, wer hier mit Flip Flops o.ä. entlangläuft gehört gesteinigt. Wir sehen allerdings niemanden, der so hier hochläuft. Okay, außer den Beduinen, einige sogar barfuß.


Eine Beduinin auf einem Esel reitend überholt uns und spricht uns Mut zu. "Only ten minutes."

Ich hoffe, dass sie Recht behält. Behält sie. Nach einer letzten Treppenorgie vorbei an unzähligen Beduinenständen erreichen wir das Kloster.


Stolz stehen wir vor ihm und bewundern seine Schönheit. Es ist von ähnlicher Größe (45x50m) wie das Schatzhaus und steht dessen Schönheit in nichts nach.

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Hier oben sind um diese Zeit, 7:30 Uhr, nur einige Personen. Jeder lässt dem anderen die Freiheit ein paar schöne Fotos zu schießen, so dass das Kloster in seiner vollen Pracht abgebildet werden kann.


Unser schwarzhaariger Freund ist nun auch oben. Eigentlich wollten wir hier frühstücken, aber sobald wir unser Brot auspacken wollen, kommt gleich eine ganze Armada hungriger Vierbeiner angerannt, die sich auch an unserem Mahl beteiligen wollen.


Also packen wir wieder alles ein und genießen die wunderschöne Aussicht. Leider liegt das Kloster etwas im Schatten, die optimalen Lichtverhältnisse sind eher nachmittags.

Lautstark kündigen sie sich schon an, vier russische Zeitgenossen, wie aus dem Ei gepellt, kommen vom Hintereingang, machen Fotos von sich und dem Koster und beginnen, von allen anderen Besuchern verächtlich betrachtet, den Abstieg.


Wir verweilen noch eine halbe Stunde an diesem schönen Ort, erklimmen noch einmal 20 Stufen um dann den Abstieg zu beginnen. Ab jetzt geht es nur bergab, aber auch das kann anstrengend sein. Aber lange nicht so wir bergauf.


Am Stand der Beduinin die uns auf der Hintour Mut zusprach werden wir zu einem Tee eingeladen. Natürlich mit dem Hintergedanken uns etwas zu verkaufen. Aber egal, sie muss ja auch von irgendetwas leben.

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Sie spricht sehr gut englisch und so erfahren wir mehr von ihrem Leben und sie von unserem. Es gesellt sich noch ein anderer Beduine hinzu, der gerade mit seinem Esel ankommt. Und so plauschen wir noch ein bisschen mehr, wir haben ja Zeit.


Wir erfahren, dass die Russen bei den Beduinen sehr beliebt sind, da sie mit Geld nur so um sich werfen. Eigentlich, beklagt er sich aber, mag er das nicht, da sie sich gar nicht für die Natur oder Kultur der Beduinen interessieren. Sie werden mit Bussen aus Akaba angekarrt, laufen bis zum Schatzhaus oder auch den Hauptweg und sind nur an Fotos von sich auf Eseln, Kamelen oder den Petra Highlights interessiert. Nach einer Stunde geht es dann wieder zurück.


Diesen Eindruck haben wir bisher auch, obwohl man sicher nicht alle über einen Kamm scheren kann.


Ich kaufe noch ein Souvenir und Heidi einen Seidenschal und dann verabschieden wir uns nach gefühlten sechs Gläsern Tee.

Uns kommen in derweil viele schnaufende Wanderer entgegen, denen wir als Ansporn Mut machend die restliche Gehzeit mitteilen. Wir sind froh, diesen Weg in den frühen Morgenstunden gelaufen zu sein.

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Es kommen aber auch immer mehr Esel, die Touristen den Berg hochtragen. Der Beduine läuft daneben um das Tier zu führen. Einen haben wir sogar zweimal gesehen. Was haben die nur für eine Kondition.

Unten angekommen statten wir unserem Höhlenmenschen noch einmal einen Besuch ab. Er freut sich uns zwei Cola verkaufen zu können und wir uns, sie zu trinken.


Auch hier quatschen wir noch ein bisschen und ruhen uns auch.


Mittlerweile füllt sich Petra langsam, es ist 10:00 Uhr. Wir spüren unsere Füße und erschwerend kommt hinzu, das der gesamte Rückweg leicht bergauf geht. Da kommt der Granatapfelsaft-Stand gerade recht. Wir handeln seinen Astronomiepreis auf ein gesundes Minimum zurück und lassen unsere Füße im Schatten noch einmal ausruhen.


Es gibt nichts besseres als dieses kalte Getränk nach eine langen Wanderung.


Hunger haben wir immer noch keinen, und so machen wir uns auf den Heimweg um dann in Ruhe auf dem Balkon zu essen


Was sagt derweil die Aktivitäts-App? 14,4 km mit 20.466 Schritten gelaufen. Gesamtzeit: knapp 5,5 h. Etwas weniger als gestern, das empfinden wir aber auch so. Gestern war es anstrengender, jetzt sind wir froh und stolz, beide Trails absolviert zu haben.


In Tobis Reisebericht habe ich gelesen, dass Jule und er beide Trails an einem Tag gelaufen sind. Respekt! Das würden wir nicht mehr schaffen.


Auf dem Weg zum Ausgang erhalten wir die verschiedensten Offerten für eine Fahrt in einer Kutsche oder auf einem Pferd zum Haupteingang. Die letzten Meter machen wir nun aber auch nicht mehr schlapp.


Froh unser Auto nahe dem Eingang geparkt zu haben geht es zurück ins Hotel.

Wir verspeisen unser eigentliches Frühstück auf dem Balkon, trinken dabei ein eiskaltes Bier und legen uns danach zu einem ausgedehnten Mittagsschlaf ins Bett.

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Am Abend gehen wir in die Stadt auf die Suche nach einem kleinem Restaurant, in dem auch die locals essen.


Ziel ist das Zayawa, von außen nicht unbedingt schön, auch die Inneneinrichtung ist nicht besonders einladend. Aber wir sind ja nicht wegen der Schönheit hier, sondern wegen des Essens.


Und das ist wirklich sehr gut. Manslaf und Kebap sind unsere Wahl. Wir verzichten extra auf Vorspeisen um den Hauptgang zu schaffen. Ein Lemon Mint ist aber trotzdem Pflicht.

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Kurze Zeit später erhalten wir Auberginenmus und Fattush als Vorspeise serviert. Ein Gruß aus der Küche. Na super, dann schaffen wir ja wieder nicht den ganzen Hauptgang.


Die Mezze sind aber auch wirklich gut. Ebenso wie die Hauptspeise. Die Kellner sind ausgesprochen freundlich und freuen sich, dass wir die arabischen Speisen gewählt haben. Als Dank gibt es zum Schluss noch einen Tee und ein Stück frisch gebackenen Kokos-Bienenstichkuchen. Auf´s Haus. Wir platzen - gleich.


Zum Glück haben wir noch einen kleinen Spaziergang zum Hotel vor uns.


Morgen an unserem dritten und letzten ganzen Petra-Tag werden wir ausschlafen. Na ja, was man so ausschlafen nennt, wenn der Muezzin 5:30 Uhr der Meinung ist ausgeschlafen zu haben.


Der Petrabesuch wird dann etwas gediegener ausfallen. Zwei moderate Wanderungen haben wir schon im Auge, aber wir lassen uns überraschen.





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