Aqaba: Markt, Gewürze und Hummus
- Holger Schweitzberger

- 16. Nov. 2021
- 6 Min. Lesezeit
Goooooood mooooorning Wadi Musa.
Wann es heute losging habe ich gar nicht mitbekommen, nur das es losging. Eine gewisse Kontinuität muss es ja aber im Leben geben - und wenn es nur diese ist.
Drei unvergessliche Tage in Petra sind vorbei, gestern fanden wir in der ZDF-Mediathek noch einen sehr interessanten Bericht über die Entstehung der Felsenstadt und deren weiteren Werdegang.
Heute aber geht es weiter - wir fahren wieder zu unserem Ausgangspunkt Aqaba zurück.
Hier wollen wir uns die letzten beiden Tage von den vergangenen Anstrengungen erholen. Auf dem Plan stehen Schnorcheln im Roten Meer und Gewürze und Tee auf dem Basar kaufen.
Unser Schrittzähler ermittelte für die letzten drei Tage eine Gesamtlauftrecke von ca. 47 Kilometern, also ungefähr 16 Kilometer Fußmarsch pro Tag. Bald sind wir fit für den Ironman. Den für Senioren.
Der Himmel ist kurz nach sechs schon blau erstrahlt, für morgen und die nächsten drei Tage sind allerdings Regen in Petra angesagt.

In Aqaba allerdings herrscht eitel Sonnenschein mit Höchsttemperaturen von bis zu 27°C. So lassen es die Kollegen von der Wetterprognose jedenfalls verlauten.
Bis Aqaba sind es von Wadi Musa ungefähr zwei Stunden Fahrzeit, das bedeutet, dass wir es heute etwas entspannter angehen lassen können.
Wir schlafen auch etwas länger und begeben uns erst 7:30 Uhr zum Frühstück. Zum ersten Mal seit zwei Wochen trinke ich wieder einen Espresso. Schön stark mit Zucker. Heidi verwechselt bei der Teezubereitung das heiße Wasser mit dem bereitstehenden Kaffee.
So ein Kaffee/Tee-Mix ist schon etwas besonderes.
Nach dem Frühstück und der herzlichen Verabschiedung von unserem Kellner, rufe ich im Lacosta-Hotel in Aqaba an und frage nach einem Early-Checkin. Und siehe da, es klappt, ab ca. 11:00 Uhr können wir in unser Zimmer.
Wir checken aus, laden die Koffer in den Wagen und gegen 8:00 Uhr geht's los. Nach quasi vier Tagen des Nichtfahrens haben wir schon vergessen, welche Fallen auf Jordaniens Straßen ausgelegt sind. Aber nach der ersten Straßendelle sind wir wieder auf Kurs und wissen worauf wir uns zu konzentrieren haben.
Das Navi prognostiziert uns eine Ankunftszeit gegen 10:00 Uhr. Damit wären wir etwas zu früh, also cruisen wir zu Beginn mit 50 km/h über den Wüsten Highway.
Wir sind fast allein auf der Straße, die Sonne geht auf, flankiert von Bergen fahren wir durch die Wüste Richtung Süden.
Es ist wunderschön, die Landschaft erinnert wieder an den Westen der USA, nur das sich hier auch Kamele auf die Straße verirren.







Ab und zu sehen wir Beduinen mit ihren Schafherden die am Fahrbahnrand grasen bzw. aufpassen. Oder umgekehrt. Wir winken uns immer gegenseitig zu und wünschen dem anderen einen schönen Tag.
Vorbei an Wadi Rum kommen wir langsam in den Dunstkreis der Großstadt Aqaba. Von Verkehr in Dimensionen von Amman ist hier allerdings nichts zu spüren.
An einer der vielen Polizei-Kontrollstationen sehen wir zum ersten Mal wie Insassen ihre Papiere vorweisen müssen. Uns stuft man allerdings als harmlos ein, wir dürfen nach einem kurzen Blick ins Innere des Autos weiter fahren.
Meine heutige sehr defensive Fahrweise hat auch sein Gutes, rauschen wir doch später in eine Radarfalle. aber mit 20 km/h unter des erlaubten Limits, haben wir nichts zu befürchten.
Am Hotel angekommen, ergattere ich den letzten Parkplatz. So müssen wir das Gepäck nicht weit tragen, im Gegenteil, ein Hotelmitarbeiter kommt sogar mit einem Wagen und bringt alles ins Hotel.
Nach einem Willkommensgetränk steht unser Zimmer bereit. Diesmal im sechsten statt wie vor zwei Wochen im fünften Stock. Vom Balkon der gleiche Blick auf die Stadt die sich dahinter befindlichen Berge.

27°C zeigt das Thermometer, da wir uns aber am Meer befinden, erscheint es uns nicht zu heiß. Geplant ist jetzt ein Ausflug zum Roten Meer. Relaxing und Schnorcheln.
Doch schnell realisieren wir das morgen ja Freitag ist und da dreht sich bekanntlich im arabischen Raum kein Rad.
Wir brauchen aber noch Gewürze. Deshalb gibt es eine spontane Planänderung. Heute Markttag und morgen baden.
Gesagt, getan - Sachen in die Ecke geworfen und ins Getümmel gestürzt. Na ja, Getümmel ist in Aqaba etwas übertrieben. Das liegt einerseits daran, dass die Straßen großzügiger angelegt sind und sich andererseits nicht solche Menschenmassen auf ihnen bewegen.
Überhaupt ist Aqaba so ganz anders als das restliche Jordanien. Alles wirkt europäischer, es gibt viele Grünanlagen und die Geschäfte sind moderner eingerichtet. Bis auf den Markt, der unterscheidet sich in nichts zu denen im restlichen Land.
Und auf dem befinden wir uns jetzt. Vom letzten Besuch wussten wir noch wo er sich befindet und wo die Stände zu finden sind, die die Gewürze und Tees verkaufen.





Wir checken als erstes die Preise und trinken dabei den angebotenen Tee. Drei Stände kommen in unsere engere Wahl und schlussendlich kaufen wir in jedem Laden einen kleinen Teil.
Die Tüten werden verschweißt und mit Aufklebern versehen. Darauf kann ich gleich den Namen des Gewürzes schreiben.
Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass wir bei allen Händlern einen "Special Price" erhalten ;-)
Gerade jetzt wo ich diesen Bericht schreibe, liegen all die Gewürztüten vor mir und ich atme die ganze Zeit diese unglaublichen Düfte ein. Ich hoffe man wird davon nicht abhängig.

Mit dem ganzen Campingbeutel voll mit unseren Schätzen, suchen wir uns nun einen kleinen Imbiss für eine Zwischenmahlzeit.
Auf dem Hinweg bemerkten wir schon das Hashem Son's. Hier saßen und aßen viele Einheimische und das Essen sah auch sehr gut aus.
Also lassen wir uns hier nieder und studieren die Speisekarte. Die Preise sind unschlagbar niedrig, Streetfood eben. Dafür bezahlt man in Jordanien fast nichts.
Wir bestellen Hummus, Auberginenmus, Fatteh, Falafel (10 Stück für einen halben Dinar) und zwei Lemon Mint Cocktails. Dazu gibt es Brot und Mixed Pickles aufs Haus.



Doch was wir dann erhalten ist der absolute Hammer. Beide sind wir uns sofort einig: Hier essen wir die besten Mezze und Falafel der gesamten Reise. Die Hummuswertung erhält eine neue Kategorie: KAT 1A. Ich befürchtete, dass ich daran noch etwas ändern muss. Das allerbeste allerdings ist Fatteh. Darin ist alles enthalten: Hummus, Aubergine, frittiertes Brot, Knoblauch, Cayennepfeffer, Kreuzkümmel, Sumak, Pinienkerne, frische Kräuter und viel Olivenöl.
Der Preis für den ganzen Spaß beträgt 11 JD, in manchen Restaurants bekommt man dafür nicht einmal eine Hauptspeise.
Wer sich also einmal nach Aqaba verirrt: Hier muss man unbedingt eine Pause einlegen und diese Köstlichkeiten probieren.
Dicksatt marschieren wir wieder zum Hotel. Auf dem Balkon genießen wir ein Mittagsbier und betrachten den sich anbahnenden Wochenendverkehr.
Am Abend gehen wir ins gegenüberliegende Papaya. Hier gibt es die angeblich besten Cocktails in der Stadt. Natürlich alkoholfrei.

Alles ist noch leer und wir bestellen einen Papaya- und einen Mangococktail. Sie sehen optisch sehr gut aus, schmecken aber beide nur nach Banane und sind lauwarm. Schade, das mit den besten Cocktails hat sich damit erledigt.
Heute ist ja der islamische Samstag, die Innenstadt ist hell erleuchtet, Autos fahren dicht an dicht durch die Straßen und vergessen dabei aber nicht immer wieder laut zu hupen.
Die Restaurants und Streetfoodläden bieten lautstark ihre Produkte an, immer mehr Menschen strömen hinzu.






Wir versuchen vergeblich Saj-Brot für Mansaf zu kaufen, kein einziger Supermarkt hat es in seinem Sortiment. Vielleicht weiß unsere Rezeption, wo wir es erstehen können.
An den Straßenrändern erblicken wir sehr oft kleine Stände an denen Kaffeegetränke verkauft werden. Dabei wird eine kleine Kanne mit Kaffee in einer Schale mit Sand - die auf einem Gaskocher steht - erhitzt.
Wir bestellen diesen "arabischen Kaffee", die Zuckermenge kann man dabei selbst bestimmen. Er schmeckt himmlisch, hat ein leichtes Kardamonaroma und ist sehr stark.
Bei einem Preis von 0,5 JD kaufen wir auch noch einen zweiten. Erstens weil er so gut schmeckt und zweitens sind die Münzen, die wir beim Bezahlen der ersten Tasse (Becher) zurück bekommen würden, so schwer und so viele, dass wir darauf verzichten.
Ein paar Meter weiter befindet sich ein Schawarmastand, der einen Chickendöner horizontal über Holzkohle grillt. Wir kaufen ein Chickensandwich für 2 JD und machen uns auf den Rückweg ins Hotel.


Dort angekommen, setzen wir uns auf den Balkon, trinken den Kaffee und essen das Riesensandwich. Auch dieses schmeckt sehr gut.
Unsere Balkonbalustrade besteht aus Glas, so dass wir sitzend und Bier trinkend den nächtlichen Wahnsinn in Aqaba beobachten können.
Wieder erscheint unser alter Bekannter mit seinem Pferd, allerdings ist dieses diesmal nicht betrunken. Das hält ihn aber nicht davon ab, immer entgegengesetzt zur Fahrbahn zu reiten.



Wir müssen feststellen, dass wir selten so rücksichtsvolle Autofahrer erlebt haben wie in Jordanien. Auch heute sehen wir wieder niemand der unbedingt auf seiner Vorfahrt beharrt, anderseits wird auch keinem die Vorfahrt bewusst genommen.
Alles klärt sich von selbst, auch aus dem verworrensten Kreisverkehr kommt man unbeschadet heraus.
Der morgige Tag steht wahrscheinlich ganz im Zeichen des Roten Meers. Unser Ziel soll der Tala Bay Beach sein, er befindet sich ungefähr acht Kilometer außerhalb Aqabas, in Richtung Saudi-Arabien.













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