Amman - Römisches Theater-Zitadelle-Blaue Moschee
- Holger Schweitzberger

- 22. Nov. 2021
- 6 Min. Lesezeit
2:38 Uhr - Goooooood mooooorning Amman.
Es hat es wieder getan. Und ich bin wach. Eine gute Gelegenheit den gestrigen Reisebericht zu schreiben. 20 Minuten werde ich von feinstem arabischen Gesang berieselt. Das hört sich schon gut an - doch bitte nicht so früh. Zum Glück kann ich danach wieder einschlafen, aber 6:30 Uhr bin ich dann doch endgültig wach.
Ich mache einen kurzen Spaziergang in unserem Viertel. Dabei entdecke ich viele kleine Restaurants und Cafés. Wo es heute Abend hingeht ist klar.
Das Frühstück in unserem Hotel ist sehr gut, wir sind sichtlich überrascht und wir stellen eine neue Hummusbewertungsskala auf:
Kategorie 1: - super Hummus, da gibt´s nichts zu meckern.
Kategorie 2: - guter Hummus, schmeckt sehr gut, aber das gewisse Etwas fehlt.
Kategorie 3: - Supermarkthummus - schmeckt, muss aber nicht sein.
Kategorie 4: - Ekelkotz - schmeckt gar nicht mal so gut.
Bisher sehen wir zwei Hummusanbieter in KAT 1: Aqaba Restaurant und Dead Sea Hotel
Alle anderen sind KAT 2, bis auf unser Hotel in Akaba. Das ist das Schlusslicht und somit Kat 3. KAT 4 gab es bisher noch nicht.
Kurz vor 9 Uhr starten wir zum Romanischen Theater in Downtown Amman. Wir haben uns geschworen keine unnötigen Berge zu laufen, also halten wir nach einem Taxi Ausschau.
Hatte ich gestern keine Lust mehr zu handeln, will ich mich heute aber nicht lumpen lassen. Keine Fahrt soll mehr als 2 JD kosten - so mein Plan.
Die erste Taxe kommt auch gleich, er will 3 JD, ich biete 1 JD um etwas Verhandlungsspielraum zu haben. Zu meinem Erstaunen nimmt er mein Angebot an. Der Tag geht gut los.
Das romanische Theater liegt direkt in Downtown, der Eintritt ist mit dem Jordanpass abgegolten.





Es wurde entweder während der Regierungszeit von Antoninus Pius neu errichtet oder ein bereits vorhandenes Theater wurde zu dieser Zeit um- und ausgebaut.
In dem Theater fanden zwischen 6000 und 11.400 Personen Platz. Der Durchmesser des halbkreisförmigen Zuschauerraums beträgt 102 m. Die Sitzstufen des Zuschauerraums sind durch zwei Umgänge in drei Abschnitte unterteilt. Der obere Abschnitt besteht aus 17 Sitzreihen, der mittlere und der untere Abschnitt bestehen aus jeweils 14 Sitzreihen.
In den 1950er und 1960er Jahren wurde das Theater restauriert und ist heute wieder in Gebrauch.
Die Arena geht sehr steil nach oben, so dass ich bereits im zweiten Abschnitt Höhenangst bekomme. Der dritte Abschnitt fällt deshalb für mich aus.
Wir haben seinen schönen Blick auf Teile Ammans und die unten entlang führende Hauptverkehrsstraße. Ansonsten ist nicht viel zu sehen. Die Stufen sind wie auch im Iran sehr hoch. Wahrscheinlich hat man in der arabischen Welt so gebaut und tut es teilweise heute noch.
Der nächste Programmpunkt ist die Zitadelle von Amman. Logischerweise ist sie auf einem Berg errichtet. Also ist wieder ein Taxi gefragt.
Sie findet man zuhauf am Eingang des Theaters. Wir müssen auch gar nicht viel tun, die Fahrer kommen sofort auf uns zu und preisen ihre Dienste an. Und einen guten Preis.
Wir geben uns überrascht und fragen nach dem Preis zur Zitadelle. 4 JD ist die einhellige Meinung der Taxifahrergilde. Ich erwidere, wie schon vorhin, forsch mein Angebot von einem JD. "Oh, Allah, ich muss meine Kinder ernähren", ist die darauf folgende Antwort.
Wir pendeln uns bei 2 JD ein und alle sind zufrieden. Der Weg zur Zitadelle ist für einen Fußgänger nur mit höchster Anstrengung zu bewältigen. Wir sind froh im Auto zu sitzen und unsere müden Knochen zu schonen.
Auch für die Zitadelle müssen wir keinen Eintritt bezahlen. Noch ist es leer, die Reisebusse sind wohl erst im Anflug.
Angenehme 22°C, ein blauer Himmel mit Schäfchenwolken und ein überwältigender Ausblick auf alle Stadtteile Ammans sind die optimalen Voraussetzungen für die nächsten 90 Minuten.
Solange streifen wir durch die Gegend und bewundern all die ganzen antiken Bauwerke, aber vor allen Dingen den Ausblick.







Einige Guides wollen wieder ihr Wissen an den Mann bringen, bei uns heute aber nicht. Wir wollen ganz allein selbst bestimmen, was wir als nächstes machen oder nicht.
Auch bei anderen Besuchern haben sie kein Glück. Aber irgendjemand wird noch kommen...
Heute am Freitag - unserem Sonntag - sind auch viele jordanische Familien mit Kindern hier oben und haben ihren Spaß.
Natürlich darf auch ein Ableger von Lebenslust nicht fehlen. Sie haben einen strengen Guide, der sie immer zur Eile mahnt und keine Verzögerungen duldet. Ab und zu stellen wir uns daneben und hören seinen Ausführungen zu.
Wie überall, gibt es auch in dieser Gruppe Streber, die immer an der Seite des Reiseführers kleben und sich mit klugen Bemerkungen einschleimen. Und es gibt die absichtlichen Bummler, die immer zu lange fotografieren oder woanders hingehen als die Gruppe. Kleine Anarchisten, das mag ich eigentlich.
Wir sehen hier oben auf eine der größten Fahnen der Welt. Es ist die jordanische und sie weht hoch über der Stadt und ist der Stolz der Jordanier. Wenn man der Werbetafel Glauben schenken darf.
Alle Häuser haben auf ihren Dächern große Fässer zu Wasserspeicherung. Der Grund ist, dass nur 1-2 mal in der Woche Wasser zur Verfügung steht.
Unser Taxifahrer hat auf uns gewartet und fährt mit uns zur Blauen Moschee, die Freitagsmoschee in Amman.
Zuerst werden wir durch einen Souvenirshop geleitet, um und die entsprechende Verhüllung umzulegen. Da ich Shorts trage, muss ich auch daran glauben, Heidi ja sowieso.
Der Eintritt beträgt 2 JD pro Person, dafür können wir aber in der Moschee fotografieren und filmen.
Wir haben Glück, da gerade der Gottesdienst im vollen Gange ist, die Moschee ist zu 20% belegt, es strömen aber immer mehr Massen hinzu. Es erklingen wieder melodische Suren, die unter die haut gehen. Wir lassen die Betenden aus Respekt allein und bewundern den Bau von außen.





Bei der Abgabe der Kaftane erhalten wir noch einen Tee und erhalten eine Erklärung über die ganzen Souvenirs. Sie werden von unterbemittelten Frauen hergestellt. Der Erlös kommt ihnen allein zu Gute. So die mitleiderregende Ausführung der jungen Frau, die sie ein perfektem Deutsch hält. Wir nehmen das freudig zur Kenntnis und verabschieden uns schnell.
Es geht wieder zurück nach Downtown, wo wir in der Nähe der besten preiswerten Restaurants von Amman aussteigen.
Eines ist das Al-Quds, das ist arabisch und bedeutet Jerusalem. Da aber immer noch überall Gottesdienst ist, öffnet das Restaurant erst danach.
Zeit für uns durch die Straßen zu schlendern. Heute gefällt uns alles schon viel besser und wir können uns auch optimaler orientieren. Einige Stellen haben wir ja gestern bereits gesehen.
Plötzlich sehen wir eine große Menschenansammlung, näher betrachtet sind es alles Gläubige, die nicht mehr in die Moschee gekommen sind und nun davor ihre ihre Teppiche ausgebreitet haben und vor ihr den Worten und Gesängen des Imans lauschen und beten.



Ein eindrucksvolles Schauspiel, vor allen Dingen wenn tausendfach der laute Ruf "Allahu Akbar" ertönt. Gänsehaut pur. Schwerbewaffnete Polizei bewacht das Spektakel, das nach ca. 20 Minuten beendet ist. Nun heißt es schnell in eine Seitenstraße verschwinden um nicht mit der Masse mitgezogen zu werden.
Vor dem Restaurant Jerusalem, das noch geschlossen ist, entdecken wir eine Bakhlava-Bäckerei. Im ersten Geschoss gibt es Tische und so trinken Tee und essen einen Mix von Pistazienvarianten. Es schmeckt so gut.



Eigentlich sind wir satt, aber den Hummus wollen wir im Al-Quds noch testen. Wir finden eine Tisch für zwei Personen und bestellen Cola und Hummus mit Pinienkernen.
Am anderen Ende des Restaurants entdecken wir unsere französischen Freunde aus Jerash. Wir winken uns zu und denken an die Welt und das Dorf.
Der Hummus wird leider ohne Pinienkerne geliefert, da haben wir uns wohl missverstanden - der Kellner und ich. Er schmeckt trotzdem gut, aber ohne Pinienkerne schafft er es nur in KAT 2. Der ganze Spaß kostet 2,50 JD - Hummus ist hier immer eine preiswerte Alternative.
Beim Verlassen des Restaurants schauen wir noch einmal bei den Franzosen vorbei. Ich frage sie, ob wir uns denn in Petra wieder sehen, aber sie verneinen. Heute ist ihr letzter Tag hier, dann geht es zurück nach Frankreich.
Uns zieht es noch einmal zum römischen Theater. Dort standen viele Taxen, eine wollen wir uns für die Fahrt zum Hotel schnappen. Zwischendurch kaufe ich mir für meine Sammlung noch ein rot-weißes Kufiya, das jordanische Kopftuch.
Am Theater beginnt wieder die Feilscherei um den Preis. 5 JD ist er jetzt bereits, mein Angebot nach wie vor 1 JD. Tiefer als 4 JD geht aber keiner, also marschieren wir weiter. Ein letztes "3 JD" wird mir noch hinterher gerufen, aber wir winken ab.
Auch beim nächsten Taxi kommen wir nicht tiefer als 3 JD. Aber so schnell geben wir nicht auf.
Das nächste das hält bietet gleich den Einstiegspreis von 2 JD. Eigentlich sollte ich versuchen ihn herunter zu handeln, aber ich lasse es.
Dafür verfranzt sich unser Freund und ich muss mit meinem Navi wieder Hilfestellung geben. Trotz aller Widrigkeiten erreichen wir aber unser Hotel und legen bis zum Abend eine wohlverdiente Siesta ein.
Schlafen konnten wir nicht, aber ruhen. Der letzte Programmpunkt heute ist der Besuch eines Restaurants gegenüber des Hotels. Vielleicht 50 Schritte - perfekt. Hier wird auch Alkohol ausgeschenkt - ein komisches Gefühl.
Wir bestellen Lagerbier und Margaritha. Dazu Hummus (KAT 2), Falafel und Spinat mit Nachos.
Des Essen ist perfekt, der Rest aber auch, obwohl der Margaritha ziemlich viel Alkohol in sich hat.



Beim zweiten Cocktail - Mojito - sagen wir vorher, dass die Hälfte der Tequillaration reicht. Und der ist perfekt.
Ein perfekter Abschluss für Amman. Schnell sind wir wieder zu Hause, wir quatschen noch ein bisschen und fallen dann ins Bett.



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