Und wieder ein Fazit
- Holger Schweitzberger
- 11. Juli 2022
- 5 Min. Lesezeit
Und schon ist es wieder soweit, ein Fazit zu ziehen. Bei den vielen Erlebnissen wird das sicher nicht leicht. Hier erst einmal ein Blick auf unsere gefahrene Hauptroute:

Sie hat sich geringfügig gegenüber der geplanten Route geändert, da wir auf Grund unserer Reifenpanne ja etwas umdisponieren mussten.
Und da bin ich auch schon bei den ersten lessons learned. Ich würde das nächste Mal in Namibia nur Campsites vor buchen, bei denen es wichtig ist, da man sonst in der Hauptsaison evtl. keinen freien Platz erhält.
Das wäre im Etosha Nationalpark und an Stellen mit herausragender Natur, wie z. Bsp. der NamibRand Hideout Campsite. Alle anderen Übernachtungen würde ich spontan wählen. Eine gute Hilfe bei der Suche nach Lodges oder Campgrounds ist die App Tracks4Afrika.
Ein weiterer Punkt den ich komplett unterschätzt habe, ist die Qualität der Pad, der Kies- und Schotterstraßen in Namibia.
Gerade im südlichen Teil waren sie teilweise von unterirdischer Qualität, an einigen Stellen konnten wir uns nur mit max. 10 km/h fortbewegen. Das macht keinen Spaß und nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch.

Habe ich vor der Reise mir vorgenommen, maximal 250 km pro Tag auf diesen Strecken zu fahren, schraube ich diesen Wert nun auf 150 km herunter. Auch hier kann man locker 4-5 h unterwegs sein.

Generell macht das Fahren auf diesen Strecken schon mehr Spaß als auf B-Straßen, da es einfach interessanter ist und auch die schönere Fahrkulisse liefert.

Nur zu lange sollte man sich das nicht antun.
Wenn man eine Übernachtung nicht gerade als Zwischenstopp für die Unterbrechung einer längeren Strecke sieht, empfehle ich, mindestens zwei Tage an einem Ort zu verweilen. So hat man größere Möglichkeiten, sich die umliegende Umgebung anzuschauen oder privat geführte Touren, so man das mag, durchzuführen.
Am besten haben uns Campsites gefallen, die zu einer Lodge gehörten. Hier hat man die Möglichkeit alle Angebote der Lodge mit zu benutzen und zusätzlich die Gelegenheit über WLAN mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Nichts desto trotz waren wir mit allen unseren Stellplätzen sehr zufrieden. Überall steht ein Braai und Wasser zur Verfügung, Jede Site ist ausreichend groß, meist sind andere Sites so weit entfernt, das man sie nicht einmal sieht.

Viele haben eigene Duschen oder Toiletten, wenn dies nicht der Fall ist, stehen in fußläufiger Umgebung eben diese zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung.
Die Sauberkeit war überall unglaublich gut.
Insgesamt fuhren wir in 17 Tagen 3.446 km und tankten für 463€ ca. 320 Liter Diesel 50ppm.
Unser Wohnmobil von Bobo Campers war sehr zuverlässig, leicht zu bedienen und ein Raumwunder. Da die Schränke, mit Reisverschlüssen zu Öffnen oder Schließen waren, schien der Stauvorrat nahezu unerschöpflich.


Das lag sicher auch daran, dass wir einen Koffer erst nach elf Tagen zugestellt bekamen. Wieder haben wir gesehen, dass man zu viel Zeug mit in den Urlaub schleppt. Eigentlich hätte für jeden von uns ein Handgepäckkoffer gereicht.
Rechts fahren ist in Namibia kein Problem. Meist ist man eh allein auf der Straße und auf Gravel fährt man sowieso meist in der Mitte. Auch in Windhoek oder Swakopmund erlebt man keine Überraschungen, die Namibier fahren allerdings auch alle sehr defensiv und ruhig. Ich kann mich nicht erinnern eine Hupe gehört zu haben.
Vorsicht ist beim Fahren jedoch immer geboten - freilaufende Tiere (auch auf Autobahnen) sind nichts ungewöhnliches. Bei Dunkelheit rate ich ab, sich mit dem Auto irgendwohin zu bewegen. Es wird schlagartig dunkel und dunkel heißt hier: man sieht nichts mehr.
Die Menschen sind alle sehr freundlich, lachen viel, tanzen und geben bereitwillig auf Fragen Antworten. Bis auf den Diebstahl meiner Visa-Karte hatten wir nur positive Erlebnisse.
Wir haben vier Reisemöglichkeiten in Namibia beobachtet, wie das Land zu erkunden ist.
Overlander: Ein sehr großer Bus fährt die Reisenden von Ort zu Ort. Übernachtet wird meist in Zelten. Oft ist ein Koch dabei, der sich um die Mahlzeiten kümmert.
Safaribusse: Auch hier wird man durch Fahrer und Guide begleitet und fährt eine vereinbarte Route. Hier sind weniger Teilnehmer als im Overlander.
Auto mit Dachzelt: Ist am häufigsten anzutreffen. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um einen Toyota Hillux 4x4 mit einem oder zwei Dachzelten. Die müssen täglich auf- bzw. abgebaut werden. Zum Betreten oder Verlassen geht es immer über eine zwei Meter lange Leiter. Diese Variante verfügt über eine Outdoorküche, es spielt sich wie gesagt alles im Freien ab.
Wohnmobil: In unserem Fall ein Nissan 4x4. Für uns die beste Alternative. Wir hatten eine Küche, ein Bett, eine Toilette, Kühlschrank, eigene Schränke und das alles überdacht. Vollkommen wetterunabhängig. Wir fuhren zwar höchstens 100 km/h, da die Dinger schnell umkippen können, aber Zeit hatten wir ja genug.
Die Varianten 1 und 2 würde ich wahrscheinlich nur wählen, wenn ich weiter in den Norden, den Caprivi Streifen und/oder nach Botswana fahren möchte. Da hätte ich keine Lust mich um die Straßenverhältnisse, kaputte Reifen oder sichere Wege zu kümmern. Aber bei beiden Varianten hat man immer eine Gruppenreise und kann wenig spontan agieren.
Das Land ist riesig, die Landschaft genial und vielfältig. Tiere kann man zu jeder Zeit erblicken, man muss nur genau hinschauen.
Von den Sonnenauf- und untergängen sowie dem Sternenhimmel und der Milchstraße kann ich einfach nicht genug bekommen. So schön wie hier, habe ich sie noch nirgendwo gesehen.

Für Natur- und Tierliebhaber ist Namibia auf jeden Fall die richtige Destination.
Juli empfanden wir als perfekte Reisezeit. Wir hatten keinen Regen und tägliche Temperaturen von 21°-27°C. Nachts wird es, vor allem in Süden kälter, da zeigte das Thermometer auch schon einmal eine negative Anzeige.
Aber sobald die Sonne aufgeht, wird es schlagartig warm. Tageslicht hatten wir von 8:00 Uhr - bis 19:20 Uhr - das muss man wissen, falls man länger unterwegs ist.
Eurowings Discover hat uns das erste und letzte Mal als Gäste begrüßt. Vom Service war ich mehr als enttäuscht, allerdings haben sie das Alleinstellungsmerkmal des Direktflugs von Deutschland nach Namibia.
Die Krisenbewältigung der Lufthansa ob der stornierten Flüge kann man getrost als vogelwild beschreiben. Hier klappte gar nichts, teilweise kamen keine Informationen. Einzig durch Eigeninitiative wurde eine für uns annehmbare Lösung gefunden.
Die Zustellung des vergessenen Koffers erfolgte ELF Tage, nach dem der Koffer bereits in Windhoek war. Kommunikation = Katastrophe.
Von Lodges angebotene Gamedrives oder Sundowner Touren sind oft von guter Qualität und vor allen Dingen für Ersttäter, wie wir es waren, eine gute Alternative die ersten Tiere und wunderschöne Natur zu besichtigen.
Der Morning Drive im Etosha ist sehr zu empfehlen, da man so schon eine Stunde ehr in den Park kommt und gerade zu dieser Zeit sich viele Tiere an den Wasserstellen befinden.

Den Night Drive würde ich nicht noch einmal machen, dazu sieht man einfach zu wenig und mit drei Stunden ist er zu lang.
Wir haben Sossusvlei ausgelassen und dafür die NamibRand erkundet. Ebenfalls eine tolle Dünenlandschaft und keine Touristen. Der Campground lag genau mittendrin - wir hatten die Wüste quasi für uns allein.



Im Etoshapark verbrachten wir fünf Nächte. Vier hätten auch gereicht, meine Aufteilung sähe dann so aus: 2 Nächte Okaukuejo (bestes Wasserloch) und je eine Nacht im Halali und Namutoni.
Braai gehört zu Namibia wie Currywurst nach Berlin. Gefeuert wird mit Holz, dass man an allen Ecken erhält.

Das Wildfleisch ist genial, allerdings wird es selten im Supermarkt angeboten. In den Lodges kann man es aber erwerben, oft werden sogenannte Braai-Packages angeboten. Dabei handelt es sich um verschieden Stücken Fleisch, die schon eingelegt sind und einen Bratwurstring. Und die Bratwurst ist auch sensationell. Sie ähnelt der italienischen Salsiccia, nur besteht der Inhalt aus Wildfleisch.
Unser Favorit war Kudu und Oryx. falls es einmal vegetarisch seine soll: das Lammfleisch ist hier auch super.

Biltong, das getrocknete Fleisch (Rind oder Wild) ist ein toller Snack, schmeckt super und sollte auf keiner Tour fehlen.

Für den wirklichen Vegetarier ist Namibia eine Herausforderung, wir haben gehört, dass die Büchsenbohnen ganz gut sein sollen.
Für uns waren die vergangenen zweieinhalb Wochen in jeder Hinsicht spannend. Zum ersten Mal betraten wir den afrikanischen Kontinent und wir wurden nicht enttäuscht.

Viele sammelten viele neue Erkenntnisse und wunderschöne Einblicke in ein tolles Land!
Hier ist die Reise noch einmal als Video zusammengefasst:
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