St. John’s: Jellybean Rows, Downtown & Father's Day
- Holger Schweitzberger
- 21. Juni
- 6 Min. Lesezeit

unten Sonntag, 15. Juni 18°C
Yippie! Zum zweiten Mal in diesem Jahr darf ich Vatertag feiern. Wie damals in Las Vegas , sind wir auch dieses Mal zu dieser Zeit auf dem amerikanischen Kontinent.
Das Wetter zeigt sich für diesen besonderen Tag auch von seiner besten neufundländischen Seite. Der bereits sonnige Himmel weist auf einen perfekten Tag mit 18° C hin.

Da es heute auf Erkundungsreise nach St. John's geht, können wir morgens etwas trödeln und den Tag ruhig beginnen.
Nachdem wir vorgestern uns nur einen kleinen Eindruck von der 120.000 Einwohner Metropole machten, werden wir heute den ganzen Tag zur Verfügung haben um Downtown genau unter die Lupe zu nehmen.
Heute müssen wir einmal nicht unser Bett einfahren, da dem Wohnmobil ein Ruhetag spendiert wird.
Nach dem Frühstück begeben wir uns zum Ein-/Ausgang des Campgrounds und bestellen uns ein Uber. Eine Fahrt in die Innenstadt, oder zurück zum Pippy Park, kostet immer ca. 8€. Der Preis für eine Busfahrkarte pro Person liegt bei 3€, also 6€ für uns beide.
Drei Minuten später werden wir abgeholt und mit "Good Morning Mummy and Pop!! begrüßt. Das habe ich ja auch noch nicht gehört.
Wir fahren bis zur Flavin St, & British Square. Diese Kreuzung befindet sich auf dem Hügel, von dem es abwärts nach Downtown geht. Hier beginnen auch die tollen bunten Häuser, die überall in St. John's zuentdecken sind. Hier allerdings in sehr großer Anzahl.
Die Jellybean Row bezeichnet eine Ansammlung von Reihenhäusern, die für ihre lebendigen Farben bekannt sind. Der Name Jellybean (Gummibärchen) wurde gewählt, weil die Häuser in einer Vielzahl leuchtender Farben gestrichen sind, die an die bunten Bonbons erinnern.
Die farbenfrohen Häuser entstanden nicht zufällig. In den 1970er Jahren begannen lokale Initiativen zur Stadterneuerung, die darauf abzielten, das Stadtbild aufzufrischen und den Charme der Altstadt zu bewahren. Einige Quellen berichten, dass David Webber, der damalige Direktor einer Stiftung für Denkmalschutz, die Idee hatte, einen Musterblock mit leuchtenden Farben zu streichen, um das trübe Stadtbild zu beleben . Diese Initiative fand Anklang, und die Stadtverwaltung unterstützte die Bewohner dabei, ihre Häuser in auffälligen Farben zu streichen. Einige Berichte deuten darauf hin, dass es Vorschriften gab, die besagten, dass benachbarte Häuser nicht die gleiche Farbe haben durften, um die Vielfalt zu gewährleisten.
Die Häuser in der Jellybean Row sind meist dreigeschossige Reihenhäuser, die entlang der steilen Straßen von St. John’s gebaut wurden. Diese Architektur spiegelt die historische Struktur der Stadt wider, die ursprünglich als Fischereisiedlung begann und sich im Laufe der Zeit entwickelte. Die leuchtenden Farben der Häuser tragen zur einzigartigen Atmosphäre der Stadt bei und haben sie zu einem beliebten Fotomotiv gemacht. Die Jellybean Row ist zu einem Wahrzeichen von St. John’s geworden und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an.
Und nun auch auf uns. Vor allen Dingen die lustigen Briefkästen haben es uns angetan und so suchen wir immer wieder nach neuen Motiven. Es macht riesigen Spaß, die Straßen entlangzulaufen und die kreativen Motive an den Häusern zu entdecken.
Befindet sich ein Besitzer vor seinem Haus, um etwa Rasen zu mähen, werden wir immer wieder in kleine Gespräche verwickelt. Meist ist es Small Talk, in dem es um das Wetter geht ("What a sunny day", "Now it's summer!") oder es wird sich ein schöner Tag gewünscht. Ich mag dieses Zusammenleben der Menschen, man hört immer nette und freundliche Worte. Ob immer alles ernst gemeint ist, ist dabei ja völlig egal, wichtig ist das man friedlich und freundlich miteinander umgeht.
Ein weiteres Beispiel für die Freundlichkeit der Neufundländer zeigt sich beim Überqueren der Straße. Falls man nicht einen der zahlreichen Zebrastreifen benutzt, sondern an einer anderen Stelle über die Straße gehen will, hält garantiert sofort ein Auto an und läßt dich vorbei. Auch wenn es das einzige Gefährt auf der Straße ist. Dafür bedanken sich alle Fußgänger bei den Autofahrern, wenn sie am Zebrastreifen halten.
Es ist uns sogar schon im Wohnmobil passiert, als wir links abbiegen wollten, dass ein Auto anhielt und uns signalisierte, dass wir fahren können. Wohlgemerkt war die Straße bis auf ihn komplett leer.
Nach einer Stunde gehen wir weiter Richtung Downtown. Die Innenstadt wird durch die Water-, George- und Duckwoorth Street maßgeblich abgebildet. Sie ist nicht sonderlich groß, und erinnert sehr stark an englische Architektur. Wären nicht die typisch amerikanischen Slogans oder Verkehrszeichen zu sehen, könnte man wirklich denken, sich in London zu befinden.
Die Water Street ist dabei die älteste Straße in Nordamerika. Sie war mehrfach von verheerenden Bränden betroffen, darunter die Großen Feuer von 1816, 1846 und 1892. Nach jedem Brand wurde die Straße verbreitert und mit feuerfesteren Materialien wiederaufgebaut. Diese Ereignisse haben die Entwicklung der Stadt maßgeblich beeinflusst.

Wir lassen uns treiben und können vor dem nächsten Bäcker nicht widerstehen. Wir holen uns eine große Zimtschnecke und Kaffee. Damit setzen wir uns an einen der zahlreichen Tische die am Straßenrand verteilt sind. Übrigens ist hier nichts mit Grafitti beschmutzt.


Der Kuchen ist fantastisch, sogar ich beiße ab und zu einmal ab. Die Sonne zwingt uns, unsere Jacken auszuziehen - bald laufen wir wie Neufundländer herum. Das Thermometer zeigt zwar nur 14°C an, uns kommt es aber wie 20°C vor.
Die George Street ist die historischste Strasse in diesem Gebiet. Sie ist relativ kurz und mit Musikläden und Pubs besiedelt. Jetzt, am Morgen ist noch nichts los, abends allerdings steppt hier der Bär. Oder Elch.
Im Yellow Belly wollen wir nun endlich die verschiedenen, selbstgebrauten Biersorten testen. Heute ist es noch schön leer und so haben wir freie Platzwahl. Erst sitzen wir am Fenster, da aber die Sonneneinstrahlung so intensiv ist, wechseln wir zu einem schattigeren Plätzchen.
Wir bestellen "Sample 5", das bedeutet, dass wir uns fünf Biere zur Verkostung auswählen können. Sie schmecken alle sehr gut, unser Favorit ist eine Art Pale Ale, das sehr fruchtig ist. Ein Bier erhalten wir noch kostenlos. Es ist ein Saison Bier und schmeckt wie Berliner Weiße mit Himbeersirup. Unser Fall ist es nicht.


Wir ziehen weiter zum Hafen, der ist relativ klein und nicht besonders schön, allerdings gibt es noch einen Hafen Park der sich direkt hinter dem Hafen befindet.
Eigentlich ist es eher ein Pärkchen, so klein ist er, aber hier befindet sich eine Statue, die auf keiner Postkarte von St. John's fehlen darf: die beiden Nationalhunde Labrador und Neufundländer.

Über dem Harbourside Park, befindet sich das War Memorial, dass die Opfer der Kriege ehrt. Sehr imposant und mit frischen Blumen belegt. Von hier aus sind es nur ein paar Meter bis zu Oliver's Restaurant. Bevor wir Neufundland verlassen, möchten wir hier unbedingt noch die berühmte Cod Tongue probieren. Dabei handelt es sich um eine kulinarische Delikatesse, die aus dem Maulbereich des Kabeljaus stammt – genauer gesagt aus einem fleischigen Muskel unter der Zunge des Fisches. Obwohl es „Zunge“ genannt wird, handelt es sich nicht um eine echte Zunge, sondern um einen Muskel, der sich im Mundboden des Kabeljaus befindet.
Wir bekommen hier das beste Restaurantessen während unserer Reise. Die Cod Tongue schmeckt etwas wie Calamaris, als zweite Portion bestellten wir gebratenen Kabeljau mit Gemüse. Endlich mal ein Essen, dass nicht nur frittiert wurde.
Zum Abschluss des Tagesbesuchs suchen wir noch einen Pub für ein Abschieds Ale. In den meisten allerdings, kann man nur draußen sitzen wenn man auch etwas ißt. Was für ein Blödsinn, eins finden wir dann doch. Hier genießen wir, bei nun 18°C ein eiskaltes India Pale Ale und eine Bloody Mary.
Ein Uber bringt uns wieder zum Pippy Park zurück. Entweder war heute sein erster Fahrtag oder der Fahrer lebt erst seit gestern in St. John's. Er schleicht jedenfalls mit 20 km/h durch die Straßen, an Vorfahrtstraßen wartet er sehr lange, bis er fährt. Ich muss mir auf die Zunge beißen um nicht etwas zu sagen.
Am Campground erklären wir ihm, dass er auf das Gelände fahren kann, um uns bei der Site aussteigen zu lassen.
Er guckt uns ungläubig an und meint, dass er hier zum ersten Mal ist. Hätte ich gar nicht vermutet. Wir ermutigen ihn und weisen ihm den Weg. Danach beschreibe ich ihm, wie er wieder zum Ausgang kommt und gebe ein großzügiges Trinkgeld. Der arme Kerl.
Abends essen wir dann endlich Nachos. Wir haben ja noch Oliven, Avocados, Käse
und Tomaten. Wir sitzen wieder draußen, als die Sonne untergeht, wird es allerdings schlagartig kalt und wir schlüpfen in unsere Betten.
Die Oilers verlieren zu Hause 2:5. Florida benötigt noch einen Sieg für die Verteidigung des Stanley Cups. Mist.
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