Ilulissat | Relaxing day - Brugseni , Pisiffik & Akiki
- Holger Schweitzberger
- 10. März 2022
- 3 Min. Lesezeit
14. März 2022 Trotz 33% Wahrscheinlichkeit Nordlichter zu sehen, bleibt es in der Nacht dunkel. Wie froh sind wir jeden Tag, diese bereits in Kangerlussuaq in ihrer vollen Pracht bewundern zu dürfen. Natürlich hoffen wir, auf der Rückreise noch einmal dieses Vergnügen zu haben.
Am Morgen herrscht leichter Schneefall, der aber im Laufe des Tages aufhören soll. Da wir bis auch die gelbe Route, alle unsere geplanten Aktivitäten durchführen konnten, können wir wettertechnisch gelassen in die Zukunft blicken.
Der heutige Tag ist am Morgen noch völlig ungeplant, genug zum Lesen haben wir dabei. Unser Souvenir ist auch schon gekauft. Ein Inuit aus Rentierknochen, hoffentlich verträgt er sich zu Hause mit seinem neuen Kollegen aus Alaska.
Nach dem Frühstück zeigt der Blick aus dem Fenster und auf den Wetterbericht, das heute einer der ungemütlichen Tage auf Grönland wird.
Temperatur: -19°C, Windchill Temperatur: -29°C, dazu Wind und Schneefall.
Wir beglückwünschen uns immer wieder zu unserer Entscheidung, alle Touren auf die Anfangstage gelegt zu haben. Damit sind wir jetzt in der Lage, alle Dinge auf uns zukommen zu lassen.
Der Schneefall wird immer stärker und so wollen wir uns gemütlich alle gestern und vorgestern aufgenommen Videos anschauen.
Vorher gehen Tobi und ich noch schnell zu Akiki um Butter und Getränke zu kaufen. Schnell ist natürlich übertrieben, die Straßen sind sehr glatt und die Sicht schlecht.
Butter gibt's immer noch nicht, also packen wir nur Getränke und Pommes in den Einkaufswagen. Die Kassiererin schaut uns schon wieder panisch an und holt ihre Vorgesetzte. "Montags wird immer erst ab 10:00 Uhr Alkohol verkauft, ist ein grönländisches Gesetz." teilt sie uns emotionslos mit. Es ist 9:15 Uhr. Ich bedanke mich, dass sie das uns gestern nicht schon gesagt hat und so verlassen wir nur mit Cola und Pommes bewaffnet den Supermarkt.
Alle GoPro - Videos sind wieder sehr gut geworden, die Farben brillant und die Rauschunterdrückung wirklich bemerkenswert. Auch die Drohnenaufnahmen zeigen die Eisberge aus ungeahnten Winkeln und gigantischer Höhe.
Wir fühlen uns noch einmal in die vergangenen Tage zurück gesetzt und kommentieren das Erlebte.
So lachen wir, wie Heidi und ich unserem Schlitten hinterher laufen mussten, als dieser sich nach der Pause selbstständig machte und unser Musher ihn gerade noch einfangen konnte.
Oder wir lassen ein Kopfkino folgender Szene an uns vorbei ziehen:
Die Hunde verrichten ja auch während des Laufens ihre Notdurft in den Schnee. Wenn der Musher lenkt oder bremst, passiert das auch oft mit den Füßen. Dabei werden Unmengen Schnee hochgewirbelt, die teilweise in unser Gesicht wehen.
Wehe wenn...
Der Schnee hat aufgehört und wir laufen noch einmal in die Stadt um etwas zu spazieren und vielleicht noch das eine oder andere zu kaufen.
Heidi und ich gehen bis zum Ende der Straße. Da diese bergauf führt, wollen wir das Feld von hinten aufrollen und auf dem Rückweg in die Geschäfte gucken.
Im Pisiffik ist Walfleisch eingetroffen, der Verkäuferin erklärt uns, dass es roh gegessen wird, am besten mit Sojasoße. Die allerdings ist nicht vorrätig, aber vielleicht im Brugseni zu erhalten.
Wir kaufen ein kleines Stück für 10 € und wechseln danach die Straßenseite. Dort befindet sich der zweite Supermarkt - Brugseni.
Hier erstehen wir wenigstens Austernsoße. Auch Kartoffeln sind hier im Angebot, allerdings nur in Gläsern. Jetzt brauchen wir auch keine mehr. Butter und Eier auch hier Fehlanzeige.
Dafür aber Unmengen von Fleisch, unter anderem Moschusochse, Rentier und Wal bzw. Narwal. Vom Angebot ist es die beste Stelle in Ilulissat.
Ein kleiner Romanasalat kostet übrigens ca. 6 €, die Qualität ist eher genügend.
Wir schlendern noch durch einige Boutiquen, kaufen allerdings nichts. Entweder ist es zu teuer oder es gefällt uns nicht.
Zu Hause probieren wir als erstes den Wal. Er wird übrigens roh gegessen. Noch gefroren lässt er sich leicht in dünne Scheiben schneiden. Zusammen mit der Austernsoße und einem grönländischen Bier genießen wir diese uns unbekannte Köstlichkeit.
Uns schmeckt es sehr gut, etwa wie Speck mit einer leichten Fischnote.
Langsam trudeln auch Jule und Tobi ein. Sie haben ein Souvenir ergattert, wollen es aber am Nachmittag noch einmal gegen ein anderes umtauschen.
Wir trinken ein Mittagsgetränk und machen danach eine kleine Siesta. Die letzten Tage waren doch physisch sehr anstrengend, da ist jetzt eine kleine Ruhephase ganz angenehm.
Es schneit während dessen immer mehr. Der Eisfjord, den wir von unserer Terrasse sehen, ändert minütlich sein Aussehen. Gegen 17:00 Uhr ist er fast zugeschneit und teilweise eingefroren. Was für ein Unterschied zu den letzten Tagen.
Die Schneeflocken sind klitzeklein, kaum mit dem Auge zusehen, aber der stundenlange Schneefall erzielt heute eine Höhe von sechs Zentimetern. Gigantisch.
Laut Wetterbericht soll es bis 1:00 Uhr so weiter gehen. Ich lehne mich jetzt einmal weit aus dem Fenster und behaupte kühn, dass wir heute wohl keine Polarlichter mehr sehen werden.
Tobi kränkelt etwas herum und begibt sich deshalb nach dem Abendessen ins Bett. Wir sitzen noch zusammen, trinken Gin Tonic und quatschen uns müde.
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