Gremmelin | København Lufthavn | København City
- Holger Schweitzberger

- 17. März 2022
- 4 Min. Lesezeit

7. März 2022 Angenehme warme -2C° begrüßen uns am frühen Morgen. Warm deshalb, weil wir den Raureif (ab 1996 - davor Rauhreif, blöde Rechtschreibreform) vom Bett aus genießen können. Noch.
Auf der Terrasse ist schon der Sonnenaufgang zu beobachten - ein perfekter Start in den Tag.

Sandwiches haben wir gestern schon zubereitet, Eier sind gekocht. Einem gemütlichen Lunch auf der Fähre steht also nichts mehr im Wege.
Wir packen unsere Sachen zusammen, vergewissern uns dass nichts vergessen ist und packen anschließend alles ins Auto.
In Gremmelin wird bis Mai die Straße erneuert, das bedeutet für uns, die Umleitung über eine katastrophal befahrbare landwirtschaftlichen Nutzstrecke zu fahren. Wohl dem, der ein 4x4 oder Quad sein Eigen nennen kann. Wir können es leider nicht und so schaukeln wir Richtung Autobahnauffahrt.

11:15 Uhr startet die Fähre vom Rostocker Überseehafen. Das Wetter ist sonnig, der Himmel wolkenlos und azurblau. Mit uns sind weitere 20 Autos in den Warteschlangen, sowie zahlreiche LKWs. So leer habe ich es selten gesehen. Aber klar, wer fährt schon Montag morgen privat von Deutschland nach Dänemark. Es sind keine Ferien, kein Wochenende und auch sonst fehlen die Anreize.


Gut für uns, die Fähre legt pünktlich ab, wir haben einen 4-er Platz am Fenster - mit Blick auf den alten Strom, das Neptun und den schönen weißen Warnemünder Strand.

Wir essen unsere Sandwiches und Eier, trinken ungenießbaren, ungesüßten Tee und wissen, dass da gegen eigentlich nur ein kaltes Tuborg hilft.
Zum Glück gehen sich Jule und Tobi etwas "umgucken" und kommen mit den ersehnten Kaltgetränken zurück.
Auch diesmal ist wieder Toblerone im Angebot - ein Grund für Heidi zwei Stangen der Schweizer Schoki als eisernen Proviant mitzunehmen.
Nach zwei ereignislosen Stunden kommen wir pünktlich in Gedser an. Da die LKWs erst später hinausgelassen werden, kommen wir mit als Erste von Bord und können so zügig Richtung Autobahn fahren.
Auch in Dänemark haben wir bestes Wetter, 10°C werden von uns als Höchsttemperatur gemessen.
Bis Nyköbing fahren wir mit bis zu 90 km/h auf der E55, ehe wir auf die Autobahn Richtung Flughafen Kopenhagen abbiegen.
Vierspurig geht es Richtung Norden, es ist gut gefüllt, wahrscheinlich setzt jetzt schon der Feierabendverkehr ein. Nach 1 1/2 Stunden erreichen wir das Comfort Hotel am Airport. Morgen können wir ganz bequem von hier per Pedes zu unserem Terminal laufen.
Wir checken ein, beide Zimmer befinden sich im 9. Geschoss. Sie sind sehr geräumig und sauber. Eine gute Wahl.
Allerdings negieren wir alle Bequemlichkeiten des Zimmers. Wir wollen sofort zum Kongens Nytorv in Kopenhagens Zentrum.
Da eine Retour-Fahrkarte für die U-Bahn pro Person 10€ kosten würde, nehmen wir das Auto. Mit den Parkkosten kommen wir dann auf fast die gleiche Summe.
Auf der Fahrt fühlen wir uns in dörfliche Gefilde versetzt. Nicht wegen der Häuser oder Umgebung, sondern durch besonders schnarchnasige Autofahrer. Konstant 15 km/h unter Limit und bei jedem Umschalten der Ampel auf grün scheinen unsere Vorderleute überfordert. Grün? Äh, was war das noch einmal? Ach ja - losfahren. Aber uups - ist ja schon wieder rot. Vollbremsung.
7€ pro Stunde Parkgebühr. Das suggeriert das Einlassschild des Parkhauses am Eingang von Nyhavn - meinem Lieblingsplatz in Kopenhagen. Wat mutt, dat mutt. Woanders ist es auch nicht billiger.
Nyhavn: Der 1673 fertiggestellte Kanal Nyhavn wurde in Auftrag gegeben, um einen Stichkanal vom Kopenhagener Hafen zum Platz Kongens Nytorv zu schaffen.
Die farbenfrohen Giebelhäuser an beiden Seiten des kleinen Hafenarms entstanden vorwiegend im 18. und 19. Jahrhundert. Das Hafenmilieu brachte frühzeitig zahlreiche Tavernen hervor, die Gegend ist bis heute mit ihren vielen Restaurants, Bierstuben und Tanzlokalen neben der Istedgade eines der bekanntesten Vergnügungsviertel Kopenhagens.
Hafenrundfahrten und Museumsschiffe erinnern an die Zeit als Handelshafen, deren Bedeutung dem 400 Meter langen und drei Meter tiefen Kanal spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts abhanden ging.
Der Märchendichter Hans Christian Andersen zählte zeitweise zu den Bewohnern Nyhavns, an dessen Ende sich das Schloss Charlottenborg befindet.







Die vielen Kneipen und Restaurants lassen in uns ein kleines Hungergefühl aufkommen. Wo ist der nächste Pölserwagen? Aber ehe wir uns ihm zuwenden können, benötigen wir Bargeld.
Also geht die Suche nach dem nächsten ATM einer seriösen Bank los, die keine Phantasiepreise für den Umrechnungskurs aufrufen und deren Gebühren sich im Rahmen bewegen.
Mit der Sydbank ist die Bank unseres Vertrauens gefunden, jetzt sehen wir aber keine Wurstwagen mehr.
Also marschieren wir die Ströget, Dänemarks teuerste Einkaufsstraße Richtung Rathausplatz.
Die Preise hier sind jenseits von Gut und Böse, die Restaurants, Kneipen und Eisläden sind allerdings alle gut besucht.
Liegt es daran, dass die Maskenpflicht hier entfallen ist. Uns kommt es vor wie ein komplett neues Leben. Ängstlich bin ich trotzdem mich hier anzustecken, um dann in Grönland vielleicht im Bett zu liegen.


Kurz vor dem Rathausplatz hören wir ein rhythmisches Trommeln. Heidi sagt sie liebt Trommelmusik. Wir denken, dass auf dem Rathausplatz sicher eine Gruppe spielt. Die Musik wird immer lauter. Sie kommt immer näher. Sie zieht an uns vorbei. Die Trommelgruppe. Na ja, Trommelgruppe ist zu viel gesagt. Eher ein Ein-Mann-Orchester in Form des unten abgebildeten Müllmanns samt seiner Plastiktonne. Der Sound der ratternden Räder gleicht der einer Trommel. Törööö.

Endlich erscheint der ersehnte Hot Dog Wagen. Am Rathausplatz. Habe ich doch gleich gesagt, dass dort immer welche stehen. Das wissen auch die Möwen. Somit wird von 50% der Reisegruppe ein Aufenthalt unter diesen Bedingungen abgesagt.
Lange Rede kurzer Sinn, nach einer gewissen Zeit gehen Heidi, Jule und ich in einen Pub und essen Burger und Fish&Chips. Tobi holt sich eine Wurst und stößt dann wieder zu uns.
Wir ordern noch Cocktails und Bier und spannen nach gefühlten zehn Kilometern Fußmarsch aus.



Alles schmeckt sehr gut und Tobi erzählt, dass er vor den Möwen fliehen musste.
Online bestellen wir einen Parkplatz für die kommende Nacht. Wir sparen 20% des eigentlichen Preises - das Parkhaus befindet sich gegenüber unseres Hotels.


18:29 Uhr verlassen wir die Innenstadt, drei Stunden waren wir hier und haben die Zeit bei klarer Luft und Sonnenschein sehr genossen.
Aber jetzt sind wir müde. Bei Netto kaufen wir noch ein Gute-Nacht-Getränk.
Im Hotel angekommen lassen wir den Tag noch einmal bei einem eiskalten Tuborg Revue passieren. Wir beschließen uns morgen früh 6:15 Uhr beim Frühstück zu treffen. Vorher werde ich mit Tobi das Auto umparken, damit es die nächsten neun Tage an einem trockenen Ort ausruhen kann.



Und wieder was gelernt.😁
Dann schlaft schön.