Il Vecchio e il Mare
- Holger Schweitzberger

- 23. Juli 2021
- 4 Min. Lesezeit
Song of the day: Pippo Pollina: Il Vecchio e il Mare
20. Juli - Abschied vom Nordwesten Siziliens - Willkommen im Norden. 30°C Grad zeigt das frühmorgendliche Thermometer an. So früh und schon schwitzen. Frühstück essen wir im schattigen, kühlen Zimmer. Ein letztes Mal müssen wir es uns selbst zubereiten.

Später packen wir unsere Sachen zusammen und verstauen alles im Kofferraum unseres Edelautos.
Etwas wehmütig verlassen wir die Villa Verde. Sollen tatsächlich drei Nächte schon vorbei sein?
Das heutige Ziel - Celafú, ist ca. 150 km von hier entfernt. Zeuerst fahren wir wie immer Richtung Castellammare, dann auf die Autobahn nach Palermo. Was wir am Sonntag geschickt umgingen, trifft uns heute voll. Der Berufsverkehr. Die Autobahn endet in Palermo, danach führt eine zwei. oder drei-spurige Straße durch die Stadt Richtung Messina. An besten fahren wir ganz linke, da kann nur von einer Seite jemand auf unsere Spur wechseln. Außer Mopeds - die kommen von überall.
Trotzdem läuft alles flüssig, alle sind gelassen, keiner pocht auf die Vorfahrt. Alles wie gehabt. So kommen wir relativ schnell durch die Stadt, dann der erste Stau. Google sagt zehn Minuten voraus - passt. Baustelle und sich einfädelnder Verkehr.
Ab dann läuft es flüssig. 12 Kilometer vor Celafú beginnt wieder Autobahn. Diesmal Mautpflichtig. Wir bezahlen für acht Kilometer 90 Cent.
Für Celafú wird wieder Stau vorausgesagt. Die Innenstadt ist dicht, es geht nur Stopp and Go vorwärts, aus den Nebenstraßen drängen sich zusätzlich Autos in unsere Spur.
10 Minuten für einen Kilometer. Dann stehen wir vor unserem Hotel. Es ist 12:00 Uhr und wir können bereits einchecken. Cool. Das Parkhaus befindet sich hinter dem Hotel, dafür müssen wir dank der Einbahnstraßen noch einmal die selbe Strecke fahren, nur eine Straße eher einbiegen.
Zehn Minuten später bin ich in der gewünschten Straße, sehe aber keine Einfahrt zum Parkhaus. Und schwupp, bin ich wieder da wo ich losgefahren bin.
Ich fahre falsch in eine Einbahnstraße und parke. Zu Fuß erkunde ich den Eingang des Parkhauses. Sehr unscheinbar, aber nun weiß ich wo ich hin muss.
Zehn Minuten später fahren wir ins Parkhaus. Wir ergattern den letzten Platz und beziehen unser Zimmer.
Es ist wunderschön, wir allerdings werfen die Sachen in die Ecke und begeben uns zum Strand.
Hotelgäste haben ihre eigenen Liegen und Sonnenschirme - kostenlos.
Die nächsten drei Stunden verbringen wir meist im Tyrrhenischen Meer. Diesmal immer zu zweit, da wir ja keine persönlichen Sachen dabei haben.




Zum ersten Mal kann Heidi ihre Strandschuhe benutzen, hier ist es am Eingang zum Meer doch sehr steinig.
Hinter uns sitzt ein deutsches Pärchen, ca. 70 Jahre alt. Er ist der Typ Fred Fussbroich und erklärt unaufhörlich seiner Frau die Welt. Und mir, da ich mich in Hörweite befinde, auch. Nur mit norddeutschen statt kölschem Dialekt.
"Also Gisela, wir sind wegen der Sonne hier, wir müssen mindestens einmal am Tag ins Wasser... Weißt du warum die hier so spät essen.... Die Steine hier sind deshalb im Wasser..."
Er findet kein Ende, aber Gisela sitzt das mit einer stoischen Ruhe aus. Sie antwortet nicht, ich glaube er würde auch erzählen wenn sie nicht neben ihm sitzen würde.
Es sind jetzt 37°C in der Sonne, uns wird es auch unter dem Schirm zu warm und wir wechseln wieder ins Hotel.
Wir duschen und ich reserviere zwei Plätze fürs Abendessen in einem Fischrestaurant.
Zeit für uns die Altstadt zu erkunden, in den engen Gassen ist es ja meist schattig und windig.
Alles ist sehr sauber und ordentlich. Wir kommen an einem Stand vorbei, der Cannoli verkauft. Die sizilianische Gebäckspezialität mit Ricotta oder Pistaziencreme.
Wir ordern ein Canollo mit Pistazie - traumhaft. Wir sind satt.



In den engen Gassen müssen die Fußgänger mit den Autofahrern klar kommen. Oft klappt das nur, indem die Fußgänger in die Hauseingänge flüchten.






Wir trinken einen Campari Orange und Bellini bzw. zwei Fassbier, ehe wir 18:00 Uhr im Hotel zurück sind.
Jetzt noch eine kurze Siesta und dann zum Essen.
Kurz vor sieben hat es sich noch nicht all zu sehr abgekühlt, egal, unser Ziel ist jetzt das Il Vecchio e il Mare. Der alte Mann und das Meer.
Es befindet sich 500 Meter von unserem Hotel entfernt, fast am Meer. Natürlich ist um diese Zeit noch kein Gast im Restaurant, wir sind wieder mal die Ersten.
So haben aber alle Mitarbeiter Zeit sich um uns zu kümmern.
Die Speiskarte muss man sich via Barcode aufs Smartphone einlesen, ein neuer Trend der sich wohl bald durchsetzt.
Der Besitzer kommt zu uns und freut sich das wir Deutsche sind. Er spricht perfekt deutsch, ohne Akzent. Hat lange bei Hannover gewohnt - jetzt ist er aber wieder im geliebten Sizilien. Also wenn ich die Wahl hätte zwischen Niedersachsen und Mittelmeer - ich müsste nicht lange überlegen.
Um es kurz zu machen, das Essen ist wieder einmalig. Der großen Antipasti Platte folgen Calamaris für Heidi und Sardinen für mich. Dazu gegrilltes Gemüse und als Abschluss einen Espresso.
Danach gibt es noch einen Amaro Siciliana aufs Haus.










Leider ist es noch nicht viel voller geworden. Die Lage ist vielleicht etwas suboptimal. Beim Schlendern am Meer mit gleichzeitiger Suche nach einem passenden Platz fürs Abendessen, kommt man hier nicht unbedingt vorbei.
Langsam ist es dunkel und kühler geworden. Wir sind von den Lichtern und den Menschenmassen fasziniert und schlendern durch die Altstadt. Die unzähligen Restaurants und Bars sind gut besucht. Nirgendwo wird man animiert einzutreten oder etwas zu kaufen.
Leider sind wir so satt, dass nicht einmal mehr ein Eis möglich ist.
Wir machen noch viele Fotos, bei einigen fragen wir uns, ob das nicht vielleicht zu kitschig aussieht. Aber es ist ja alles Realität.






Uns gefällt Celafú sehr gut, aber länger als zwei Tage würden wir hier nicht verbringen wollen. Dazu ist es einfach zu voll und um am Strand zu liegen muss man hier nicht sein. Dafür gibt es in Sizilien viel zu viel abgelegene und schöne Strände.
Im Hotel schlafe ich gleich ein und Heidi liest noch ein bisschen. Morgen fahren wir weiter zu unserer letzten Station, Richtung Taormina.



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