Give me the wine, bitter and sweet, and a little bit of bread - that's all I need
- Holger Schweitzberger

- 28. Juli 2021
- 5 Min. Lesezeit
Song of the day: Kim Larsen: This is my life
15. Juli, 4:30 Uhr - Senile Bettflucht treibt mich zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett. Ein kurzer Blick nach draußen - auch hier ist es nicht anders als bei uns um diese Zeit, nämlich dunkel.
Nur der Pool leuchtet farbig. Eigentlich eine gute Zeit um baden zu gehen, sind es doch schon 23°C.

Ich entschließe mich aber doch noch ein bisschen zu schlafen um am Tag heute nicht zu schwächeln.
7:00 Uhr springe ich aber doch in den Pool. Das Wasser ist angenehm kühl und so ziehe ich meine Bahnen, allein gestört durch eine kleine Anzahl an Schwalben. Die stürzen in unregelmäßiger Reihenfolge kamikazemäßig auf das Wasser zu und immer wenn ich denke, jetzt knallen sie in mein Gesicht, reißen sie das Ruder herum um kurz vor mir wieder gen Himmel zu fliegen. Diese kleinen Scheißerchen...
Die Zeit ist gekommen um Heidi zu wecken. Vor dem Frühstück fahren wir an den 1,5 km entfernten Strand. Der öffentliche Parkplatz besteht aus einem steinigen Weg, der kurz vor dem Ende eines kleinen Berges angelegt ist.
Obwohl noch früh am Morgen ist schon ordentlich Betrieb. Es scheint, als ob die gesamte Rentnergemeinschaft aus Cassibile heute ihren Meeresausflug geplant hat. Zusätzlich haben eine große Anzahl von Jugendlichen anscheinend am Strand in Zelten übernachtet. Einige von ihnen spielen schon Fußball, die anderen, meist Mädchen liegen nur schön im Sand und wollen von den (meist) Jungen bewundert werden.



Das Wasser ist schön warm, die Temperatur beträgt bereits 26°C. Wir spazieren etwas am Strand entlang und fahren danach wieder zurück.
Schnell duschen und umziehen, 8:30 Uhr - so wurde uns gestern mitgeteilt - gibt es Frühstück. Serviert wird es in der "Bella Cucina", direkt unter uns.
Typisch deutsch sind wir 8:30 Uhr vor Ort, typisch italienisch ist alles 9:00 Uhr fertig. Aber das Warten hat sich gelohnt. Ein mediterranes Frühstück mit sizilianischen Früchten, Obst, Gemüse und jeder Menge Dolcies - italienische Süßigkeiten. Viele Sachen sind selbst gemacht, wir wissen gar nicht wo wir anfangen sollen.
Besonders angetan hat uns die eingelegte Paprika, der lauwarme Blumenkohlsalat, die Anchovis, die Caprese....
Und der Blätterteig gefüllt mit Ricotta (Cannoli) - ein wahrer Schlankmacher.

Gesättigt, mit der Freude auf morgen früh, setzen wir uns ins Auto und fahren nach Syrakus. Entfernung ca. 16 km.
Einst war Syrakus eine der wichtigsten Städte der griechischen Antike, heute ist es eine belebte Stadt mit ca. 125 000 Einwohnern an der Südostküste Siziliens. Die Stadt ist übersäht mit herausragenden Zeugnissen ihrer langen Geschichte. Römer, Vandalen und Normannen sind nur einige von vielen, die die Stadt nach den Griechen beherrscht haben. Im Hafen von Syrakus liegt auf der Insel Ortygia die Altstadt, in der viele Hauptsehenswürdigkeiten wie die aus dem 7. Jahrhundert stammende Kathedrale oder der Brunnen von Arethusa zu sehen sind.
Wir fahren extra die Landstraße um etwas mehr von der Gegend zu sehen. Ab und zu stockt der Verkehr, aber im Großen und ganzen kommen wir gut durch. Ich habe den Parkplatz am Kai für die Kreuzfahrtschiffe als den geeignetsten ausgesucht. Hier kostet die Stunde 1,50€ und man muss sich nicht durch die Gassen der Altstadt quälen.
Bezahlt wird über eine App, wobei man das Kennzeichen eingibt und beim Verlassen des Parkplatzes wird das Nummernschild bei der Ausfahrt gescannt. Daraus berechnet sich der Preis.

Wir parken in einem schattigen Plätzchen und machen uns auf den Weg nach Ortygia. Wir laufen in östlicher Richtung über die Ponte Santa Lucia die genau auf die Insel Ortygia führt. Das Wasser ist azurblau und es glitzert in der Sonne. Auch der Himmel schließt sich der Farbgebung an, bei den heute aufgenommenen Bilder benötige ich auf keinen Fall Gimp.
Wir treffen zuerst auf den täglich bis 13:00 Uhr stattfindenden Markt, auf dem alles, was ein eingefleischter Sizilianer zum Essen braucht, angeboten wird.
Wir freuen uns ob unserer eigenen Küche, auf dem Rückweg werden wir uns hier mit dem Nötigsten versorgen.
Drei Stunden lassen wir uns durch die mediterrane, pittoreske Altstadt treiben. Alles was wir an Mittelmeerstädten so lieben ist hier vorhanden:
Enge Gassen, viele historische Gebäude und Relikte, Eisläden, jede Menge kleine Bistros, Blumentöpfe in allen Größen und Farben.




Wir bestaunen den Brunnen der Diana, den Dom, zahlreiche Kirchen, griechische Ausgrabungsstätten, Museen und immer wieder die spektakulären Ausblicke aufs Meer.
Nach einem Espresso verschlägt es uns kurz vor seiner Schließung noch einmal zum Markt. Wir kaufen Oliven, Calamaris für die heutige Pasta, Büffelmozzarella und einige Kochzutaten.

Beim Verlassen aus Syrakus erleidet Heidi fast einen Herzinfarkt und ich muss sie bitten, nicht alles so eng zu sehen. Die Sizilianer tun es doch auch nicht. Grund war eine große Kreuzung auf der fünf Straßen zusammen liefen. Eigentlich hatten wir keine Vorfahrt, aber so im Nachhinein weiß ich es auch nicht mehr. Und die anderen Verkehrsteilnehmer auch nicht. Und so fahren wir alle kreuz und quer umher um die gewünschte Ausfahrt zu nehmen. Die einzige Regel: Wer bremst verliert.
Wieder in Cassibile angekommen, ist unsere erste Amtshandlung der Besuch des vor unserem Haus befindlichen Wasserlochs. Eine herrliche Abkühlung - wir beteuern wieder, dass es die richtige Entscheidung war hier zu übernachten.

Zeit für Siesta. Ich schreibe schon mal den Reisebericht und Heidi bereitet eine Antipasti-Platte vor. Hoffentlich schaffen wir heute unsere geplante abendliche Pasta.
Als Kind dachte ich doch wirklich, alle Italiener müssen jeden Tag Makkaroni mit der mir einzig bekannten Tomatensoße mit Hackklöschen essen. Wie man sich in jungen Jahren doch täuschen kann.
17:00 Uhr wird es uns bei dem nebulösen Herumliegen dann doch zu langweilig und kurzer Hand beschließen wir ins 15 km entfernte Noto zu fahren um deren barocke Altstadt zu bewundern.
Noto - ein kleines Schmuckstück des sizilianischen Barocks, ist eine zauberhafte Stadt auf einer Hochebene über dem Asinaro Tal.
Einst wichtiges Zentrum Siziliens, des römischen Reiches, des Byzanz und schließlich der arabischen Herrschaft wurde die Stadt 1693, in ihrer Blütezeit, von einem starken Erdbeben zerstört. Dank einer meisterhaften Arbeit wurde sie jedoch bestens wieder aufgebaut und gehört nun mit den Städten Caltagirone, Militello, Catania, Modica, Palazzolo, Ragusa und Scicli zum UNESCO Weltkulturerbe des Val di Noto, bekannt für die Schönheit seiner Städte.
Einst bei den Sizilianern als Neas, den Griechen als Neaton und den Römern als Netum bekannt, wurde sie von den Arabern schließlich Noto genannt. Dieser Name, der im arabischen wie im italienischen „bekannt“ heißt, sollte eine Hommage an die Schönheit und die Wichtigkeit dieser historischen Stadt sein.
Wir fahren über die mautfreie Strecke der Autobahn und sind nach knapp 20 Minuten auf einem Parkplatz im Centrum der Stadt. Noch ist es schön leer und wir wandeln durch die alten Gassen zur berühmten Kathedrale von Noto. Die Bars und Ristorantes auf den Straßen bereiten sich auf die abendliche Kundschaft vor. Die Plätze sind schon gut mit Aperetifdurstigen Kehlen samt ihrer dazugehörigen Körper besucht, wir sind aber weder durstig noch hungrig, zu sehr liegt die heutige Zwischenmahlzeit noch im Magen.








Wir bewundern weiter noch die alten Gebäude, Gassen und Souvenirläden und nach einer Stunde treten wir wieder den Rückzug an.
Diesmal fahren wir nur Landstraße um auch hier die ländliche Umgebung etwas zu erforschen.
Beim italienischen Lidl kaufen wir noch ein paar Getränke und gegen 19:20 Uhr sind wir wieder auf unserer Terrasse.
Bei einem Kaltgetränk mit Blick auf den Pool, beschließen wir erst morgen unsere Pasta zu essen. Statt dessen hüpfen wir noch einmal ins Wasser (eine gute Wahl, nicht ein Hotel in der Stadt genommen zu haben...) und lassen danach den Abend bei einem Glas Wein ausklingen.











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