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Die Hauptstadt der Eisberge

unten Samstag, 07. Juni 20°C

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twillingate sing alongWally Whyton

Jetzt kommen wir in das Gebiet auf dass wir uns am meisten freuen. Es geht zu den Eisbergen, Walen, Puffins und Lobster. Dafür wird es aber auch kühler und wahrscheinlich regnerischer. Wir sind schon sehr gespannt. Es erwarten uns heute ca. 150 Kilometer Fahrstrecke, den TCH lassen wir rechts liegen und fahren Richtung Norden nach Twillingate.


Wir schlafen etwas länger und im Camper ist es noch so warm, dass wir nicht heizen müssten. Theoretisch, denn wenn wir schon einen Stromanschluss haben, dann nutzen wir den und machen den Innenraum noch behaglicher.


Gegen 9:30 Uhr packen wir alles zusammen und verstauen Stromkabel, Sewer- und Wasserschlauch wieder im Camper.

Bevor wir mit der Weiterreise beginnen, fahren wir noch kurz am Walmart vorbei, um Gaskartuschen fürs Grillen zu kaufen, denn nichts ist schlimmer, als in der Prärie festzustecken, ohne die Möglichkeit zu haben, eine Bratwurst oder ein Steak auf den Grill werfen zu können.

Ich weiß, natürlich kann ich das auch ohne Gas machen, ich mag aber kein rohes Fleisch.


Wir ergattern heute auch noch die leckeren Brownies, die es gestern nicht mehr gab, oder die wir nicht sahen. Das kann gut möglich sein, denn alle Produkte werden hier an mehreren Orten platziert, meist in solchen Abteilungen, in denen man es kaum vermutet.


Übrigens haben wir schon so viele Neufundländer hier gesehen, aber noch keiner hat gebellt. Heidi meint dieser Witz ist schon sehr flach, ich finde ihn aber super.


Auf dem Walmart werden wir von einem alten Mann angesprochen. Er fragt, ob wir hier als Touristen unterwegs sind und erklärt, dass er auch schon in British Columbia war und es ihm sehr gefallen hat. Unsere Antwort, dass wir aus Deutschland sind, beantwortet er mit einem langen „Ooooh". Natürlich dachte er, ob des Nummernschilds, an unsere BC-Herkunft. Er freut sich, dass wir Neufundland besuchen, und gibt uns einige Tipps zu Sehenswürdigkeiten, die wir unbedingt besuchen sollten.

Leider fehlen ihm einige Zähne und er spricht einen furchtbaren Akzent, so dass ich nur die Hälfte verstehe.

Eines habe ich verstanden: Es sollen dieses Jahr viele Eisberge zu sehen sein!

Gebellt hat er aber auch nicht.


Wir fahren zunächst den TCH bis Notre Dame Junction, wo wir auch noch einmal tanken. Ich tanke meistens immer dann, wenn der Tank noch halbvoll ist. Man weiß in Amerika ja nie, wann die nächste Tankstelle erscheint. Das kann sich manchmal 200-300 km hinziehen. Sicher, in Neufundland ist das nicht so, aber sicher ist sicher.

Auf dem TCH sind 100 km/h erlaubt, ich fahre meist 97, Autos, die mich überholen, tun das aber auch nur mit der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit. Und da es alle paar Kilometer eine Passing Lane gibt, muss ich auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich etwas langsamer fahre.


Heute ist es wolkig und ab und zu ziehen kleine Regenschauer über uns. Wir biegen auf die 340 ab, die direkt bis Twillingate führt. Der Zustand der Straße ist erstaunlich gut, nur in den kleinen Orten sieht es anders aus. Die Schneeschmelze hat sicher auch einiges dazu beigetragen.


Die Gegend, die wir jetzt befahren, bildet das ab, wie ich mir Neufundland vorgestellt habe. Steinige Küstenstreifen, bunte Häuser, viel Grün und überall Blick auf den Ozean.

Die Rasenmäherfraktion ist überall im Einsatz, wir sehen zum ersten Mal eine Frau die dieser Tätigkeit nachgeht. Emanzipierung auch hier. Oder ihr Mann ist krank.

Twillingate liegt auf einer Insel, die durch eine kurze Brücke zu erreichen ist. Gleich zu Beginn steht das Prime Berth Fishing Museum, unser heutiges erstes Ziel. Es ist nichts weltbewegendes, nur dass zwei Walskelette ausgestellt sind. Die kann man von draußen bewundern, das Museum selbst hat geschlossen. Außerdem starten von hier auch Bootstouren, dementsprechend voll ist auch der Parkplatz. Das Einzige, was fehlt ist der Kapitän und das Boot. Eine Erklärung, warum alle so aufgeregt hin und her rannten.

Wir fahren weiter nach Twillingate Downtown, als ich plötzlich erste Eisberge sehe. Ich biege auf den Parkplatz des SFL Lobster Pools und frage, ob ich für ein paar Fotos hier stehen dürfe. „Sure, my friend" ist die lachende Antwort des Fischers.

Es sind drei kleine Berge, die im Hintergrund an Twillingate vorbeiziehen. Der erste Punkt der „Must to see-Liste" kann abgehakt werden.

Als wir wieder zum Auto zurückehren, ist gerade ein Fischer mit seinem Lobsterfang eingetroffen, den er hier verkauft. Die Tiere werden danach gewogen und in Kisten ins Wasserbassin gelegt werden. Von hier werden sie dann zu den Kunden geliefert.


Wir dürfen filmen und Fotos machen und werden dann aufgefordert hineinzukommen um den großen Pool zu bestaunen, in dem sich schon viele Kisten mit Lobstern befinden.


Man ist immer noch beim Auswiegender der Hummer, ich schätze, dass diese eine Ladung 60-80 Lobster beinhaltete.

Der Größte von ihnen wiegt ca. 6 lb, ca.3,2 kg und ist wirklich ein Prachtexemplar. Alle freuen sich und wir müssen viele Fotos von ihm machen. So ein großes Teil ist ca. 20 Jahre alt.


In der Main Street 115A befindet sich der Waterside Fish Market. Ich las, dass man hier frischen Hummer kaufen und ihn sich zubereiten lassen kann. Das ist jetzt auch unser Plan. Wenn man allerdings nichts von diesem Markt weiß, fährt man glatt daran vorbei. Versteckt, am Ende eines Schotterplatz, können wir ihn schließlich entdecken.


Es ist leer und im Vorraum stehen Bassins mit Lobstern, Krabben und Muscheln. Der Innenraum ist sehr spartanisch. Aber, und das ist das Wichtigste, es gibt Kühlregale, die gut mit allen möglichen Meeresfrüchten gefüllt sind.


Wir kaufen zwei gekochte Hummer, ein Kilo Miesmuscheln und Knoblauchbutter. Den Hummer lassen wir uns schon knacken, mit herkömmlichen Küchenwerkzeugen ist das nicht zu schaffen. Der Preis ist mit 35€ sensationell und frischer kann man Lobster wohl kaum bekommen.


Wir verstauen alles im Kühlschrank und freuen uns jetzt schon auf das Abendessen. Jetzt wollen wir aber noch zur Spiller's Cove. Mit viel Glück können dort Wale besichtigt werden.

Spillers Cove
Spillers Cove

Wir ergattern den letzten Parkplatz und begeben uns über einen Boardwalk zu den Klippen. Der Ausblick ist wieder atemberaubend, die See ist ruhig und wir haben noch 20°C. Hinter jeder Ecke taucht ein neues Highlight auf, nur Wale können wir nicht entdecken. Das macht aber nicht, war es doch hier wunderschön.


Zeit für uns nun, unseren Campground aufzusuchen. Der befindet sich direkt in Twillingate, 20 Minuten Fußmarsch von Downtown entfernt. Wir erhalten die Site 45, ein sehr gemütlicher Abschnitt mit Bäumen als Sichtschutz.


Nachdem die Kabelage angeschlossen und die Slides ausgefahren sind, spazieren wir noch einmal in die Innenstadt. Ziel ist Annies Restaurant, hier wollen wir etwas trinken und Poutines testen.


Wir erhalten einen Fensterplatz, Heidi trinkt Rotwein der ansässigen Auk Winery, ich ein lokales IPS - beides ist sehr gut.

Wir bestellen die neufundländische Spezialität Poutine. Ich frage wie das ausgesprochen wird, die Kellnerin meint: „Putähn sagen die englisch sprechenden, Puton die französisch sprechenden Kanadier", wobei sie bei der Erwähnung der französisch sprechenden Klientel, die Augen verzieht.


Egal wie man es ausspricht, auf dem Teller landet bei beiden Bestellungen das Gleiche: Pommes, ertränkt in einer dunklen Bratensoße, dazwischen Cheddarkäse.

Voila! Fast so schlimm wie Schmorgurken.


Bezahlt wird am Tresen, in ganz Kanada ist bereits überall das Tip-System am Geldkartenautomat eingezogen. Man kann zwischen den Prozenten oder einer festen Summe wählen, die man als Trinkgeld geben möchte.

Nach insgesamt 3,2 km per Pedes sind wir wieder am CG. Im Foodland kauften wir vorher noch Pommes, die wir nun in der Mikrowelle backen. Danach erwärmen wir den Hummer und die Muscheln und verflüssigen unsere Knoblauchbutter.


Wir kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr hinaus, selten so gute Miesmuscheln und Hummer gegessen. Der Lobster hat unheimlich viel Fleisch, das hatte ich vorher noch nie. Ein schöner Abschluss eines schönen Tages, morgen soll es regnen, aber wir haben wetterfeste Sachen dabei.


Ach ja, und noch etwas ganz Wichtiges wird inzwischen aus Deutschland vermeldet:

In diesem Sinne...




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