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The Jacobite (Hogwarth Express) – Loch Ness

Aktualisiert: 12. Juli 2023


15. August Es steht die Fahrt mit Hogwarth Express (The Jacobite) auf dem Programm. Die sechststündige Tour startet in Fort William und endet in Mallaig. Danach geht’s wieder zurück.


Von Oban bis Fort William sind es 75 km, Das Navi berechnet für diese Strecke 55 min. Das erscheint mir bedeutend zu gering, ich rechne eher mit 90 Minuten. Dementsprechend früh beginnen wir mit dem Frühstück, schon 7:45 Uhr.


Dank George können wir uns schon eine Viertelstunde vor dem eigentlichen Beginn im Frühstücksraum einfinden. Das B&B ist, wie die meisten, sehr individuell und kitschig eingerichtet. So auch der Frühstücksraum, der aber trotzdem eine elegante Note aufweist.


Es gibt Toast, Schinken, Lachs, Naturjoghurt mit verschiedenen Früchten, Müsli und Marmelade. Wir werden satt und alles schmeckt sehr gut.


8:00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Fort William. Es fängt an zu regnen, aber so schnell wie der Regen gekommen ist, hört er auch wieder auf. Das wechselt in der nächsten Zeit noch einige Male.


Ich habe immer noch Schwierigkeiten, in der Mitte der Straße zu bleiben. Vor allen Dingen, wenn LKWs entgegen kommen, habe ich das Gefühl, dass sie mir gleich ins Auto fahren. Machen sie zum Glück nicht, deshalb kommen wir auch nach 75 Minuten wohlbehalten am Bahnhof in Fort William an.

Der Parkplatz davor ist noch nicht ganz voll und so ergattern wir einen Platz, in den wir ohne große Lenkmanöver einparken können. Der ganze Spaß kostet für einen Tag zwei Pfund. Der Zug steht schon auf seinem Gleis, wir sitzen im Wagen A, auf den Sitzen 10 B und 10 F.


Ein Zweiertisch im Erste-Klasse-Abteil. Hier ist alles sehr plüschig, man fühlt sich in die Anfänge der Zugfahrt zurückversetzt und wenn man bedenkt, dass mit diesem Zug auch Harry Potter gefahren ist...


Neben unserem Tisch befindet sich ein Vierertisch, an dem eine Familie mit drei Kindern Platz nimmt. Genauer gesagt Baby Tom mit Bruder und Mutter, Max mit Mutter und die Oma der drei Kinder, die wahrscheinlich die Mutter der beiden Mütter ist. Damit nimmt des Grauen seinen Lauf, aber dazu später mehr.


Die Zeit vor der Abfahrt nutzen die Mitreisenden und Schaulustigen, um die Dampflokomotive samt Tender zu fotografieren. Aus allen Perspektiven wird das Stahlungetüm abgelichtet, auch in den Führerstand wird Einlass gewährt - die lange Schlange davor spricht für sich.

Endlich geht es pünktlich 10:10 Uhr los, schnaufend verlassen wir den Bahnhof von Fort William. Die Sonne lässt sich langsam sehen und so schwitze ich gehörig auf meinem Platz, denn mir scheint sie nun direkt ins Gesicht. Die Fenster lassen sich öffnen und so kann frischer Fahrtwind und der Dampf der Lok schön in unser Abteil dringen.


Der 1. Klasse Waggon verfügt über 46 Plätze, die alle restlos ausgebucht sind. Wir nehmen Kurs auf den Glennfinnan Viadukt, der ungefähr 30 Minuten Fahrzeit entfernt ist. Die Gegend wird immer schöner, viele Berge, die mit Wiesen oder Moos bewachsen sind. Wir kommen uns vor wie im Auenland.


Dazwischen erscheinen immer wieder große, mystische Seen. Der Nachbartisch singt laut Kinderlieder. Also, nicht alle, nur die Erwachsenen. Über Lautsprecher wird der Viadukt angekündigt. Wenn man nah am Geschehen sein möchte, empfiehlt es sich in Fahrtrichtung auf der linken Seite zu sitzen. So wie wir.


Überall wird fotografiert, auch an den Hängen vor dem Viadukt haben sich ca. 100 Schaulustige eingefunden, die von dort den besten Blick auf den Jacobite erhaschen wollen. Der Zug fährt langsamer und zur Freude aller, stößt er in regelmäßigen Abständen laute Signale aus.


Inzwischen wird der etwa sieben Monate alte Thomas von Mutter, Tante und Oma bespaßt. Laute di-di-di-di und ba-ba-ba-ba Laute, sowie komische Grimassen muss der Junge über sich ergehen lassen.


Im Abteil werden plötzlich die Lampen angeschaltet. Während wir noch die Sinnhaftigkeit anzweifeln, folgt die Erklärung: ab jetzt fahren wir durch Tunnel. Ein guter Grund für unsere Nachbarn, nun die Kinder bei jeder Ein- oder Ausfahrt mit einem lauten Night oder Morning zu drangsalieren.


Wir durchfahren gefühlte 100 Tunnel. Währende der Fahrt wird Kaffee ausgeschenkt und Gebäck gereicht und so erreichen wir gegen 12:00 Uhr Maillag, dem Ende der ersten Etappe.

Maillag ist ein kleines Fischerdorf, das vom Fährhafen und den Besuchern aus Fort William lebt. Da wir sehr schönes Wetter haben, machen wir einen Rundgang am Hafen und durch die Stadt.


Für 13:00 Uhr haben wir, für den Fall starken Regenwetters, im Fishmarket Restaurant einen Tisch bestellt. Das nehmen wir jetzt wahr, um hier die Fish&Chips zu probieren. Vor der Rückfahrt nach Fort William kaufe ich im Supermarkt noch das schottische Nationalgetränk - nein, keinen Whisky – sondern Irn Bru.

Ein Softdrink der höhere Verkaufszahlen als Coca Cola hat. Dabei handelt es sich um eine orangefarbene Flüssigkeit, die nach Gummibärchen riecht und süß nach Limonade schmeckt.


Kalt getrunken schmeckt es gar nicht mal so gut. 14:10 Uhr ertönt der Pfiff des Schaffners. Unsere Nachbarn singen nun, fast ununterbrochen - Ausnahme sind die Tunnel (Night/Morning) - mit einer hohen Kinderstimme, bis zur Endstation laut Kinderlieder. Genauer gesagt zwei.


Die allerdings immer im Wechsel. Tom weint. Ich suche einen festen Gegenstand um sie zu ermorden. Die Reisenden hinter uns haben bereits Kopfhörer aufgesetzt. Meine sind im Koffer.


Hat die Oma nicht Mister-T am Wickel, müssen die anderen Kinder daran glauben. Max wehrt sich schon verbal und mit der Faust, es hilft ihm aber alles nichts. Keiner schaut die Oma an, in der Angst, sofort von ihr besungen zu werden.


Dann darf ich auch noch ein Foto von allen machen, es gelingt mir nicht die Oma außen vor zu lassen, denn das Foto wird sicher kontrolliert. Also, wer nächstens Zug fährt soll aufpassen, dass keine Oma mit ADS-Syndrom in der Nähe sitzt.


Dem Hörsturz nah, verlassen wir 16:00 Uhr den Zug, eine schöne Reise (mit einer Ausnahme) geht zu Ende. Wir laufen zum Parkplatz und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel, dem Ardgarry Farm B&B.


Es befindet sich ungefähr 40 Kilometer entfernt und nachdem wir uns aus dem innerstädtischen Stau gelöst haben, erreichen wir nach einer knappen Stunde unsere Unterkunft.


Kevin weist uns ein, wir haben ein schönes ebenerdiges Zimmer, das Auto kann direkt daneben geparkt werden. Wir laden unsere Sachen aus und da noch herrlicher Sonnenschein ist - man weiß in Schottland nie wie lange - machen wir uns sofort auf den Weg nach Fort Augustus.


Fort Augustus liegt direkt am Loch Ness und wir werden heute die Ersten und Einzigen sein, die Nessie je gesehen haben.


Wir ergattern einen der raren Parkplätze und begeben uns zur Touristeninformation. Ich überlege welche Frage ich dort stellen könnte. Ich habe zwei Favoriten. Die erste:

"Wann sieht man denn Nessie heute?" oder die zweite: "Was ist denn die häufigste, bescheuertste Frage, die sie von den fucking Tourists jeden Tag gestellt bekommen?"

Ich denke die Antwort für Frage zwei habe ich schon mit der ersten bestätigt. Da es hier manchmal sooo kalt ist und Heidi ihre Handschuhe bei der Sicherheitskontrolle in Tegel wahrscheinlich entsorgt hat, kaufen wir hier zwei besonders schöne, mit rotem Schottenmuster versehene Exemplare.


Fort Augustus ist auch ein Ort, an dem man nicht nackt über dem Zaun hängen möchte, der Blick auf den See ist aber einmalig, vor allen Dingen, wenn die Sonne schön auf ihn scheint. So wie jetzt.


Nach einem längeren Spaziergang kaufen wir im Supermarkt noch Wein, Bier und Whisky sowie ein paar Knabbereien. Da wir noch satt vom Mittag sind, fahren wir wieder zurück und machen es uns vor dem Haus gemütlich.


Es wird dann aber ziemlich schnell frisch, so dass wir uns ins Haus verziehen und da den Abend ausklingen lassen.

Übrigens hat es in unserem gesamten Schottland Urlaub am Loch Ness noch nie geregnet. Da sag noch einer, die haben hier nur schlechtes Wetter.


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