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Non perderti per niente al mondo


Song of the day: Paolo Conte: Via con me

18. Juli - Die ganze Nacht hat es geregnet und auch ziemlich gestürmt. Allerdings hat uns das nicht tangiert, wir lagen ja in unseren schönen Betten.

Frühstück

Auf Giovannies Frühstück müssen wir heute leider verzichten, Self Service ist angesagt. Aber wir haben alles was man für eine italienische Morgenmahlzeit braucht: Kaffee nebst Espressomaschine, Käse, Mozzarerella , Oliven, Brot, Wurst, Tomaten und Olivenöl. Prego!


Leider fällt das Terrassenfrühstück wegen Nässe aus, aber im Inneren des Hauses ist es auch gemütlich.

Regen ist heute im Nordwesten Siziliens den ganzen Tag angesagt, allerdings immer nur regional. Da bedarf es schon eines ausgeklügelten Plans um trocken über die Runden zu kommen. Wir hoffen, dass wir ihn haben.


Vormittags wollen wir nach Castellammare, in der Hoffnung, dass es nicht wieder so überfüllt wie gestern ist, danach in die Hauptstadt Sizilines - Palermo.

Die Fahrt nach Castellamare dauert ungefähr zehn Minuten. Auf den Straßen ist schon einiger Betrieb, aber nicht zu vergleichen mit gestern Abend.


Über Goggle Maps haben wir uns vorher einen Parkplatz in der Nähe des Hafens gesucht, diesen steuern wir jetzt an. Er ist auch leer, aber am Straßenrand der P.le Stenditoio kann man auch stehen, und da kostet es nichts. Der Regen scheint hier schon heftig gewütet zu haben, die ganze Zufahrtsstraße steht hier unter Wasser.


Am Hafen liegt die eine Hälfte noch unter einer dicken, dunklen Wolkendecke, der Rest ist schon mit blauen Himmel und Sonne versorgt.

Hafen von Castellammare

Direkt am Hafen liegt auch das Hotel Cala Marina. Hier hatte ich ursprünglich ein Zimmer gebucht, ehe wir uns für das Jetzige entschieden haben.


Wir hätten einen schönen Blick auf den Hafen, Restaurants und das Castello Arabo Normanno gehabt. Aber keinen Pool.

Die Stadt Castellammare liegt 67 km westlich von Palermo, am Scheitelpunkt des Golfs von Castellammare, der sich zum Tyrrhenischen Meer hin öffnet. Die Einwohner leben von der Landwirtschaft, der Möbelindustrie, der Marmorverarbeitung und vom Tourismus.


In der Antike war der Ort Hafen für Erice und für Segesta, eine der wichtigsten Städte der Elymer. Die Araber entwickelten die Stadt weiter und bauten ein Kastell mit trapezförmigem Grundriss, das nur über eine abnehmbare Holzbrücke erreicht werden konnte. Al-Idrisi, der Geograph Rogers II. beschreibt Al Madarig so genau, dass es mit der heutigen Anlage identifiziert werden kann, obwohl keine erkennbaren Bauteile auf die arabische oder normannische Zeit zurückgeführt werden können. Es wurde durch Friedrich II. von Sizilien zu Beginn des 14. Jahrhunderts zunächst zerstört und dann wieder aufgebaut. Weitere Umgestaltungen erfolgten im 16. Jahrhundert.


Wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Thunfischfang. Im Ortsteil Scopello befindet sich noch eine Tonnara, eine ehemalige Thunfischfangstelle.


Der Krieg von Castellammare, ein blutiger Machtkampf innerhalb der Mafia in New York City um 1930, bezieht seinen Namen von dem Ort, da einige der Kontrahenten aus Castellammare del Golfo und dessen Umland stammten.

Vor Jahren war dieser Ort noch ein verschlafenes Fischerdorf und ein Geheimtipp bei Reisenden. Heute sieht das anders aus, Hotels und Restaurants geben sich am Hafen die Klinke in die Hand, längst ist hier ein beliebtes Ausflugsziel entstanden.


Es besticht natürlich durch seine Lage am Meer, aber auch die Anordnung vieler Häuser direkt in den Bergen gefällt uns sehr gut. Während ich den mühsamen Aufstieg filme, setzt mir Heidi von hinten Beine und ich falle der Länge nach hin. Pöse Heidi.


Die Altstadt besticht, wie so viele italienischen Städte, durch ihre engen und verwinkelten Gassen. Die Cafés und Bars sind schon gut besucht, 10:30 Uhr ist in Italien Frühstückszeit.

Castellammare

Wir lassen uns durch das bunte Gewimmel treiben und stellen fest, dass es hier keinen einzigen Souvenirladen gibt. Also, wir sehen jedenfalls keinen.


Wieder zurück am Hafen machen sich die Bootstouren-Vermieter für den Tag bereit. Obwohl schon Ausflüge ab 10:30 Uhr zu buchen sind, sehen wir keine Schiffe. Aber auch niemanden der auf der Suche danach ist.

Ab 11:30 Uhr soll es in Palermo nicht mehr regnen, Grund genug um uns in Bewegung zu setzen. Von den 67 Kilometern Fahrt, werden wir am Ende davon 56 km auf der Autobahn zurückgelegt haben.


Es fällt auf, das der Tempowahnsinn hier im Norden nicht ganz so ausgeprägt wie im Süden ist. Einige Autos halten sich sogar an das Tempolimit, einer fuhr sogar langsamer. Sicher ein Tourist.


Wir haben mit Absicht den Sonntag für Palermo gewählt, in der Hoffnung, das uns der Berufsverkehr erspart bleibt. Ich bin schon sehr gespannt, wie oft wir in Palermo im Kreis fahren, ehe wir das, wieder über Google Maps gefundene, Parkhaus Nahe der Altstadt erreichen.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto voller wird es auf der Autostrada. Wir erreichen unsere Abfahrt und stürzen uns auf die Straßen der beginnenden Altstadt.


Vorfahrtsregeln sind außer Kraft gesetzt, wer zuerst kommt, fährt auch meist zu erst. Jeder nimmt auf den anderen Rücksicht, der Verkehr fließt, es wird kaum gehupt. Nur stehen bleiben darf man nicht, dann sind alle anderen Verkehrsteilnehmer irritiert.


So schlagen wir uns auch die letzten Meter bis zum Parkhaus bravourös, wir könnten glatt als Sizilianer durchgehen. Denken wir.


Was wir allerdings nicht finden, ist ein Parkhaus oder etwas nur den Anschein erweckt, eins zu sein. Glücklicherweise entdecken wir am Straßenrand einen freien Platz - schnell eingeparkt, fertig. Standort scannen und Ticket besorgen. Doch welche Überraschung: Sonntag ist das Parken kostenlos.

Da wir nicht so richtig wissen, wo sich in Palermo alles befindet, wählen wir den Hafen als unser erstes Ziel. Google gibt uns die Richtung vor, es bewahrheitet sich, wir parken sehr zentral. Wir stehen am Tribunale de Palermo.


Vorbei am Justizgebäude, wo eine Gedenktafel für den Richter Giovanni Falcone, der vehement die Mafia bekämpfte und von ihnen ermordet wurde, aufgestellt ist.


Eine Straßenecke weiter beginnt es aber, das sonntägliche Leben der Palermitaner (so nennt man sie wohl), beginnend mit dem Straßenmarkt, auf dem man sich alle Zutaten für die sonntägliche Pasta kaufen kann. So habe ich mir das vorgestellt: laute Markschreier, die ihr Waren anpreisen, Mamas mit Plastiktüten voll mit erworbenen Obst und Fisch, Cafés und Bars in denen Jung und Alt Espresso oder Bier trinken. Und Wäsche, die auf gefühlt jedem zweiten Balkon aufgehangen ist, mit einem extra Überschutz gegen Vogelexkremente.

Palermo

Wir kommen an einer Hochzeitsgesellschaft, jedenfalls halten wir sie dafür, vorbei. Ein kleiner, dicker Junge in einem viel zu engen blauen Anzug terrorisiert alle Verwandten mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll. Er hat Durst - und so betreten er und sein Vater? die Bar in der wir unseren Granatapfelsaft trinken.


Alle kümmern sich gleich um den kleinen Prinzen jeder Wunsch wird ihm erfüllt. Wenn das mal kein Mafioso ist.

Wir verirren uns absichtlich in diesem Labyrinth, kommen ab vielen schönen Kirchen und Gebäuden vorbei, in der Haupteinkaufsstraße erstehen wir auch unser diesjähriges Souvenir - oder besser gesagt zwei. Einmal Don Corleone als Wackelkopf und einen Pinienzapfen aus Keramik - dieser darf hier in keinem Haushalt fehlen.


In der nächst besten Bar trinken wir zwei Cola um danach die letzten Meter bis zum Hafen zurück zulegen. Ich liebe diese alten italienischen Häuser mit ihren zerfallenen Fassaden - wenn man sich im Inneren befindet sieht es dann ganz anders aus - aber was hier an Müll und Plastik herumliegt ist schon sehr abstoßend. Das betrifft nicht nur Palermo, diese Situation ist überall anzutreffen, sei es z.B. im Naturschutzgebiet oder auf den Parkplätzen.

Wir erreichen den Hafen, also zumindest das Wasser, er selbst ist 500 Meter Luftlinie entfernt. Für uns heute definitiv zu weit. Da kommt es gerade Recht, dass wir auf einen Bus treffen, der kostenlos ins storico centro, die Altstadt fährt.


In der ersten Reihe fahren wir die Strecke ab, die wir vorher zu Fuß bewältigten, an der Kathedrale steigen wir wieder aus.

Hier waren wir noch nicht und bestaunen diesen Prachtbau. Heidi entdeckt einen Eisladen, wir holen unser ersten Eis, Heidi Joghurt und Café, ich klassisch Schoko und Vanille. Wir setzen uns an einen Tisch und bestaunen das Treiben rund um dieses kirchliche Meisterwerk. Das Eis schmeckt vorzüglich und ist mit 2,50 € pro Becher ausgesprochen preiswert.

Das Dach der Kathedrale kann man besteigen, hier hat man sicher einen fantastischen Ausblick auf Palermo. Leider ist der nächste freie Zeitpunkt erst 14:30 Uhr, eine halbe Stunde wollen wir deswegen aber nicht warten.


Wir laufen zurück zum Auto, was hätten wir früher ohne Google Maps gemacht? Ich hätte glaube ich nie wieder zurück gefunden.


Die Straßen sind jetzt fast menschenleer, schnell sind wir wieder auf der Autobahn und gegen 16:00 Uhr wieder in der Villa Verde.


Palermo hat uns unbeschreiblich gut gefallen, alle Menschen waren sehr freundlich und hilfsbereit, die Altstadt einfach nur wunderschön.

Auf der Terrasse machen wir einen Schlachtplan fürs heutige Abendessen. Nochmal nach Castellammare? Paola hat auch zwei Tipps geschickt wo Parkplätze kein Problem sind. Aber auch in Castellammare.


Wir finden eine Pizzeria ca. einen Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Da können wir sogar hinlaufen. Ich bestelle sicherheitshalber einmal zwei Plätze für 19:00 Uhr. Dem frühesten Zeitpunkt.

Nach einer Siesta ziehen wir zum Abendessen los und sind schon 18:50 Uhr am Samsára.

Hätten wir nicht gewusst, das sich hier ein Restaurant befindet, wären wir glatt vorbeigelaufen. Nur ein unscheinbares Schild weist darauf hin, das 50 Meter den Berg hinunter sich ein Lokal befindet.

Wir entschließen uns schon einmal zu gucken, evtl. können wir ja schnell wieder weg.


Die Inneneinrichtung ist sehr schön und ehe wir uns versehen kommt schon eine Kellnerin und bittet uns hinein.

"Wir haben eine Reservierung" sage ich sicher unnötig, denn um diese Zeit geht noch kein Italiener essen. "Ja, alles klar", wir können uns eine Platz aussuchen. Es gibt bestimmt 100 Plätze, das Ding bekommen die sicher nie voll.

Wir bestellen zum Auftakt Wasser und einen Liter roten Hauswein sowie als Einstimmung Bruschetta. Die Preise für Wein und Wasser sind wie meist in Italien sehr moderat, Hauswein ist eigentlich immer von guter Qualität. Heute auch, wir fühlen uns wohl.

Die Bruschetta sind warm und zusätzlich noch mit Avocadoscheiben belegt. Köstlich.

Samsára

Als Hauptspeise nehme ich Calamaris mit Limonencreme und Heidi Schwertfisch. Dazu Brot, Olivenöl und sizilianischen Spinat.


Die Hauptspeisen sind sehr appetitlich zubereitet und überraschen durch ihren tollen Geschmack. Man merkt die Frische der Produkte, so gut haben wir lange nicht mehr gegessen.

Zum Abschluss einen Limoneneiskuchen und Espresso. Ein krönender Abschluss. Ach ja, zwei Limoncello hatten wir auch.


Ein rundum perfekter Abend, sehr freundliche Bedienung und ein schönes Ambiente.


Die Plätze waren übrigens - 21:00 Uhr - fast alle belegt.


Wir kündigen uns gleich für morgen wieder an und verabschieden uns.


Auf dem Weg zurück, auf der dunklen Serpentinenstraße, hält eine Frau im Auto neben uns an und fragt, ob sie uns mitnehmen soll. Wir lehnen mit dem Hinweis auf die kurze Entfernung dankend ab, sie lacht und verabschiedet sich winkend. Diese Freundlichkeit ist schon überwältigend.

Auf der Terrasse trinken wir noch ein Glas Wasser - mehr bekommen wir nicht mehr in unsere Körper und fallen danach müde und zufrieden ins Bett.





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