Korinth - Acrokorinthos - Kalamata
- Holger Schweitzberger

- 7. Feb. 2021
- 5 Min. Lesezeit
Punkt 24:00 Uhr fangen die Glocken aller verfügbaren Kirchen an zu läuten. Ich bin wach. Danach startet noch ein längeres Feuerwerk von dessen Illumination ich leider nichts sehe.
Zum Glück passiert das hier nur zu Ostern und nicht wie in Jordanien jeden Tag. Also nicht Glocken läuten und Feuerwerk, aber der eindringliche Ruf des Muezzin.
Gelegenheit für mich, schnell den gestrigen Reisebericht zu vervollständigen. Am Abend habe ich mir noch vier griechische Biere gekauft um festzustellen, welches mein Favorit sein kann. Stand heute: drei der vier Testkandidaten sind durchgefallen. Einzig Mythos ist noch im Rennen. Das habe ich allerdings auch noch nicht getrunken.

Ach ja, Sandro Schwarz ist nicht mehr Trainer der ruhmreichen Hertha. An seine Stelle tritt Pal Dardai. Immer wenn man denkt es kann nicht schlimmer werden, wird man eines Besseren belehrt. Es erwartet uns also wieder destruktives Spiel, was manche Leute auch fälschlicherweise als Fußball bezeichnen.
Zum Frühstück gehen wir in unsere bekannte Patisserie. Wir bestaunen die tollen Kuchen, bestellen aber vernünftigerweise Kaffee und Sandwiches.
Wie auch gestern erhalten wir als Erstes kostenloses Wasser. Die Sandwiches sind getoastet, zusätzlich garniert mit frischem Romanasalat, Tomaten und Basilikum. Zum Kaffee erhalten wir noch kleine Schokokeks. Was für ein toller Service.



Nicht so toll sind meine Recherchen zu den Öffnungszeiten von Epidauros. Heute alles geschlossen. Das bestätigt mir über WhatsApp auch unser Host.
Er empfiehlt uns nach Acrokorinthos, ca. sieben Kilometer von uns entfernt, zu fahren. Das sei zwar auch geschlossen, aber man habe einen tollen Blick auf die Stadt und aufs Meer. Außerdem werden heute in ganz Griechenland zu Ostersonntag Lämmer gegrillt. Großfamilien stehen mit eigenem Grill an der Straße oder im Garten und bereiten ihr Ostermahl vor.
Gesagt, getan - nach 20 Minuten stehen wir auf dem Parkplatz des Geländes.
Akrokorinth, „Oberes Korinth“ ist ein seit der Antike befestigter Ort, der sich auf einem 575 m hohen Tafelberg in der Nähe von Korinth befindet. Die sechs Kilometer südwestlich des heutigen Korinth gelegene Festungsanlage war die Akropolis und der höchste Punkt der antiken Stadt.
Geschlossen ist heute auf jeden Fall, aber die Tavernen haben geöffnet, in jeder werden mehrere Lämmer gegrillt. Der Duft ist unbeschreiblich. Was hier so alles für die Vegetarier getan wird...
Wie besichtigen von außen die alten Tempelanlagen und verbringen eine ganze Weile an diesem schönen Ort.
Es blühen viele Blumen, eine versprühen einen betörenden Duft.
Aber wir müssen weiter. Da wir in Epidauros keinen Blick auf das antike Theater erhaschen können, lassen wir dieses Ziel mit einem tränenden Auge heute aus.
Es besteht die Möglichkeit über die Landstraße oder die Autobahn nach Kalamata zu gelangen. Da wir bereits von gestern gebrandmarkt sind, entscheiden wir uns für die schnellere Route, in der Hoffnung, später eine Taverne zu finden die wenigstens bis 18:00 Uhr geöffnet hat. Zum Italiener wollen wir nicht noch einmal.
Die Autobahn ist ziemlich leer, aber wieder mautpflichtig. Dafür erleben wir auf den 150 Kilometern keine einzige Baustelle. Wann ist uns das in Deutschland das letzte Mal passiert? Ich kann mich nicht erinnern.
Die Strecke ist wunderschön, sehr bergig, viele Tunnel und Olivenbäume wohin das Auge auch blickt. Hier macht es Spaß zu fahren. Immer mittig, man will ja kein Spielverderber sein.
12:40 Uhr treffen wir in unserem Hotel ein. Und welche Freude: unser Zimmer ist schon bezugsfertig. Wir haben sogar einen Balkon mit Meerblick.

Bei 21°C machen wir uns aber zuerst auf die Suche nach einer Taverne. Wir haben ja die Hoffnung auch hier die tollen Lammbraten zu entdecken.
Mein bevorzugtes Restaurant reagiert nicht auf Anrufe. Das hat schon mal geschlossen. Wir laufen die tolle Strandpromenade in östlicher Richtung. Das Meer ist glasklar und hellblau. Was für eine Farbe.
Endlich, wir erblicken eine Taverne die geöffnet hat und Lamm an der Straße grillt. Allerdings sind angeblich alle Plätze reserviert. In 500m soll sich noch ein Restaurant geöffnet haben, so die Meinung des Chefs de Cousine. Ich kann ihn nicht leiden.
Tatsächlich bekommen wir aber nach einer Weile tatsächlich die Möglichkeit einzukehren. Eine Reservation für den Abend ist nicht möglich, da heute bereits um 19:00 Uhr geschlossen wird. Jetzt können wir aber gern einkehren. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.
Wir sitzen direkt am Meer, es ist knackevoll, 95% Griechen. Ein gutes Zeichen. Doch es gibt ein Problem. Unsere Speisekarte ist auf griechisch, einzig Zaziki kann ich entziffern. Das einzige englische Menü ist von einer Gruppe Japaner okkupiert, aber als diese sich entschieden haben, bekommen wir es.
Die Bedienung ist ob des großen Andrangs total überfordert und so dauert es eine Weile bis wir bestellen können. Natürlich wollen wir das vegetarische Lamm vom Grill. Das gibt es entweder als 0,5 oder 1 kg Portion. Wir nehmen die große Variante, dazu roten Hauswein, griechische Kartoffeln und Zaziki.
Das Lamm ist das Beste was wir je aßen. Dachte ich zuerst, dass gerade die Keule etwas zäh ist, werde ich eines Besseren belehrt. Alles ist zart und saftig. Und zuviel. Zum Glück isst ja Heidi mit. Der Wein ist fruchtig und süffig, der Zaziki wohl gerade auch wegen des Olivenöls einmalig.
Wie die Griechen verspeisen wir das Fleisch mit den Händen.
Wir erhalten wegen des Osterfests noch zwei rote Ostereier. In Griechenland sind sie immer rot, das soll an das Blut von Jesus erinnern.



Uns wird erklärt, dass sie Eier zusammengeschlagen werden müssen. Wessen Ei dabei kaputt geht hat verloren. Heidis bleib ganz.
An allen Tischen können wir dabei beobachten, welchen Spaß die Menschen bei diesem Spiel haben. Meist gewannen die Frauen.
Zum Abschluss testen wir noch einen Ouzo. Das Ergebnis ist unter dem unten angegebenen Link zu verfolgen.

Nach einem Foto mit dem Besitzer der Taverne ziehen wir uns zur Siesta ins Hotelbett zurück. Vorher kaufen wir in einem kleinen Supermarkt noch eine Flasche Hauswein aus Kalamata und Oliven.
Auf dem Balkon schauen wir aufs Meer, trinken den Wein bzw. testen die Biere um uns gegenseitig zu versichern, das wir heute bisher alles richtig gemacht haben.

Am Abend gegen 20:00 Uhr ziehen wir noch einmal ans Meer - heißt wir überqueren unsere Straße. Es ist ziemlich voll, halb Kalamata ist unterwegs, die Cafes sind alle gut besucht. Wir schlendern am Meer bei angenehmen 18°C entlang. Es werden chinesische Luftballons in den Himmel gelassen, Kinder spielen Fußball, die Erwachsenen trinken Kaffee.





Wir tuen es ihnen gleich und setzen uns bei einem der unzähligen, mit Schirmen überdachten Flächen an einen freien Tisch.
Ich trinke griechischen Kaffee, Heidi einen Hausbrand - kalten Kaffee mit Eis und Strohhalm. Wie immer in Griechenland gibt es dazu das obligatorische, kostenlose Wasser.




Anschließend essen wir jeder noch ein Eis und schlendern damit zum einzigen offenen Supermarkt. Hier kaufen wir noch einmal die vorzüglichen Kalamataoliven und Wasser.


Gegen 22:00 Uhr sitzen wir wieder auf unserem Balkon. Wir genießen die herrliche Aussicht, vereinzelte Feuerwerke und ab und zu steigt ein Duft von lustigen Zigaretten zu uns herauf.
Auch das Mythosbier fällt durch die Gütekontrollen. Obwohl, es war das Einäugige unter den Blinden. Zum Glück heben wir ja noch den Rotwein.

Heidi entdeckt eine Webseite, die alle erdenklichen Informationen zum griechisch-orthodoxen Osterfest anbietet. Interessenten finden die Seite unter diesem Link.
Gegen 0:00 Uhr begeben wir uns zur Ruhe mit der Gewissheit einen schönen Tag erlebt zu haben.
Morgen geht`s nach Olympia, Unwetterwarnung ist angesagt. Ich glaube die WetterApp lügt.
Adio!

































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