Kalahari - Sundowner Tour
- Holger Schweitzberger
- 28. Juli 2022
- 4 Min. Lesezeit
Montag 4. Juli 7:00 Uhr wird es langsam hell, da aber der Himmel wolkenvergangen ist, sehen wir nichts vom schönen Sonnenaufgang. Es sind erst 7°C, im Laufe des Tages werden aber wieder für den Mitteleuropäer sommerliche Temperaturen erwartet.
Da wir auf unserer Campsite IT-technisch von der Welt abgeschottet sind, gehe ich vor dem Frühstück in die Bar der Lodge. Dort gibt’s Strom und WLAN.

Ich schicke meinen Reisebericht ab, lade die Fotos in die Cloud und muss mich auch schon wieder auf den Weg machen um Heidi zum Frühstück abzuholen.
Da gestern kein Supermarkt geöffnet war, müssen wir heute in der Lodge essen. Es gibt Schlimmeres.
Im Restaurant ist es saugemütlich, zwei Kamine versprühen angenehme Wärme und das Frühstück ist super. Vor allen die frischen Rostbratwürste. Besser als Thüringer, vergleichbar mit den italienischen.
Dicksatt begeben wir uns wieder zur Campsite, die ca. 750 Meter von der Lodge entfernt liegt.
Wir machen den Camper startklar und fahren zum Sparmarkt in Mariental. Da heißt es Vorräte für die nächsten Tage kaufen und tanken.
Der Supermarkt liegt in 34 km Entfernung, auf dem Parkplatz ist es schön leer, wir können direkt vor dem Eingang parken.
Wer bei Spar an einen kleinen Krämerladen denkt, der ist hier auf der falschen Fährte. Uns erwarten ein riesiger Laden mit einem großen Angebot. Auch hier erkennt man die lange Verbindung zu Deutschland. Viele deutsche Produkte, die auch in deutscher Sprache angeboten werden.


Wir decken uns mit Game (Wildfleisch) und Bratwurst ein. Wild gibt es in den Supermärkten selten, man wird eher in Fleischereien oder in den Lodges fündig. Aber wir haben Glück und 2345,60 Namibische Dollar ärmer verlassen wir den Konsumtempel und holen noch im Liquor Store Gin und Weißwein. Für den Sundowner.
Uns fallen viele arme und bettelnde Menschen vor den Geschäften auf. Gerade jüngere Kinder bieten immer wieder ihre Dienste an, z. Bsp. auf das Auto aufpassen.
Vor dem MTC-Store, wo wir eine SIM-Karte kaufen wollen, steht eine lange Schlange, so dass wir von unserem Vorhaben schnell absehen. Ein Geschäft wo es für Heidi Unterwäsche gibt, finden wir auch nicht und so begeben wir uns wieder Richtung Lodge.
An der Rezeption checken wir Mails und synchronisieren unsere Bilder. Eurowings hat sich gemeldet, Heidis Koffer wurde gefunden und soll auf dem Weg nach Windhoek sein. Hoffentlich ist er morgen früh hier, denn 9:00 Uhr fahren wir weiter.
Eigentlich wollen wir eine Wanderung machen, der Kurs beträgt aber wenigsten 6,5 km und da unsere Sundowner Tour schon 15:45 Uhr startet, beschließen wir lieber einen Gin&Tonic auf unserer sonnigen Terrasse zu trinken.
Danach gibt es Kaffee und Kekse und plötzlich empfängt mein Laptop auch die WLAN-Signale der Lodge. Muss wohl am Wind liegen.
Wir duschen anschließend beide, das Wasser wird mit Solarenergie beheizt und es ist sogar richtig heiß. Wie neu geboren machen wir uns wieder auf den Weg zur Lodge.
15:45 Uhr ist Treffpunkt für alle die an der Sundowner Tour teilnehmen wollen. Unser Jeep hat zehn Plätze von denen acht belegt sind. Mit uns sind noch vier Deutsche und zwei Franzosen unterwegs.
Auch heute schlägt Myrphies Law wieder zu, Bei jeder geführten Tour gibt es immer einen Deppen der alle zur Weißglut bringt. Dieser sitzt heute in Gestalt einer 40jährigen Frau hinter mir. Erst drangsaliert sie ihren Mann, der die erste Gelegenheit nutzt, sich auf die Beifahrerseite setzen zu können. Danach ist ihr Sohn und dessen Freundin dran. Immer gibt sie unnötige Tipps und kontrolliert penetrant, ob ihre Schutzbefohlenen auch ihr Anweisungen verstanden haben.
Die Tour dauert drei Stunden und ist absolut genial. Quick, unser weiblicher Guide erklärt viel, fährt sehr langsam und erfüllt alle Wünsche.
Die Kalahari ist ein traumhafter Ort auf der Welt, An dem hellen Gras, den Sträuchern und Bäumen sowie den Nestern der Webervögel kann ich mich satt sehen. Einmalig schön.
Dazu kommt die einmalige Tierwelt die hier beheimatet ist. Wir sehen Giraffen, Springböcke, Kudus, Gnus, Erdmännchen, den größten Vogel Afrikas der fliegen kann (seinen Namen habe ich schon wieder vergessen, auf jeden Fall kann er bis 90kg schwer werden), Strauße und jeden Menge Vögel.
Die Nester der Webervögel werden riesengroß, oft passiert es, dass sie vom Baum ob ihrer Schwere einfach abfallen. Unter den Nestern soll man sich nicht aufhalten, weil oft Schlangen sich am Baum hochschlängeln und dann auch Menschen angreifen.
Nach zwei Stunden können wir beobachten, wie auch heute wieder die Sonne untergeht. Zum endgültigen Sunset fahren wir auf einen rotsandigen Berg um dieses Spektakel am Besten beobachten zu können. Der Sand wird übrigens aus Botswana herüber geweht und ist stark eisenhaltig. An Hand eines Magnetes können wir die Metallteile sogar sehen.
Die Guides bereiten derweil einen Tisch mit kleinen Snacks und vielen alkoholischen Getränken auf. Jeder kann sich seinen Sundowner selbst zusammenstellen und danach den herrliche roten Horizont genießen.
18:30 Uhr machen wir uns wieder auf die Rückfahrt. Es ist jetzt stockdunkel und wir sind froh, dass wir zu unserer Campsite zurück gebracht werden. Der Rückweg von der Lodge wäre doch sehr anstrengend gewesen. Trotz Brille.
Angekommen, mache ich sofort unsere Braaistelle startklar. 20:25 Uhr genießen wir unseren Gemsbock und Tomatensalat mit Feta. Danach noch einen Absacker und dann ist dieser schöne trag auch schon vorbei.
Morgen fahren wir weiter südlich in die Nähe von Keetmannshoop. Dort gibt es die berühmten Köcherbäume und hoffentlich auch ein SIM-Karte, denn diese haben wir immer noch nicht.
Die Touren sind einzigartig und wenn ihr wieder in Deutschland seid, dürft ihr euch Ornithologen nennen. Die Tierwelt ist so großartig und wunderschön.
LG Jule