Der zehnte Tag
- Holger Schweitzberger

- 20. März 2019
- 2 Min. Lesezeit
08.06. 02:00 Uhr – es klopft an der Tür! Tobi steht davor und will rein. Er kann nicht schlafen, da er seine Klimaanlage auf 23° C eingestellt hat und nun friert. Er bittet um Asyl, das wir ihm nach einer kurzen Abstimmung gnädig erteilen. Er lacht. Ich denke er hat Angst in seinem großen Bett und will zu Mutti und Vati. 7:30 Uhr – Meeresschwimmen. Das Wasser ist angenehm kühl. Heidi ist gewaschen, entdeckt einen Käfer und hat Hunger, wir gehen zum Frühstück. Der Zeitpunkt ist endlich gekommen. Es hat nicht geregnet, der Tennisplatz ist trocken. Nachdem wir kurz im Internet surfen und feststellen, dass Hertha immer noch keinen neuen Stürmer verpflichtet hat, geht’s zum Bachata-Tennisplatz. Das Match ist auf zwei Gewinnsätze angesetzt. Die Außentemperatur beträgt 27° C, die Luftfeuchtigkeit 91%. Für uns die schwersten klimatischen Bedingungen. Der erste Satz beginnt. Das Spiel ist verhalten, wir nehmen uns gegenseitig die Aufschläge ab. Das Publikum tobt. Niemand setzt sich in der Folgezeit mehr als einen Punkt ab. Wir sind froh, dass wir eine Gallone Wasser dabeihaben. Das legendäre Spiel von Michael Chang gegen Ivan Lendl ist nichts dagegen. Wir taumeln dem Ende des ersten Satzes entgegen. Auf der Zielgerade gewinne ich mit 10:8. Spieldauer eine Stunde und fünf Minuten. Wegen der extremen Hitze beenden wir das Spiel und begeben uns unverzüglich in das schon gestern erwähnte Sauerstoffzelt. Wir reden wirr. Ich erhole mich den restlichen Tag am Strand, wo ich lethargisch auf meiner Liege vor mir herstarre. Der Abend kühlt sich wieder angenehm ab. In der Bar La Paz gibt es vor dem Abendessen eine kleine Veranstaltung der Direktion. Es werden alle Gewerke der Hotelanlage vorgestellt. Wie immer mit Merengue und ausgelassener Freude. Unsere kasachischen Genossen spielen sich wieder, unter den spöttischen Blicken der Anderen, hemmungslos in den Vordergrund. Eigentlich haben wir noch vor, uns nach dem Essen an die Bar zu setzen. Wie immer sind wir aber schon müde – oder besser gesagt ich. Also genehmigen wir uns noch einen Frappucino – mein momentanes Lieblingsgetränk (Fidel ist vergessen) – und lassen das kühle, sahnige und erfrischenden Nass unsere Kehlen herunter rinnen. Im Angesicht meines grandiosen Erfolges, dem ich morgen wohl mit Muskelkater Tribut zollen werde, schlafen wir bei »Weites Land« mit James Stewart ein. Ich halte diesmal bis zum Ende durch und erlebe als einziger das dramatische Ende.
Next
Back



Kommentare