Der sechste Tag – Dschungeltrekking
- Holger Schweitzberger

- 24. März 2019
- 4 Min. Lesezeit
04.06. Heute ausnahmsweise kein Früh-Schwimmen. Wir machen uns startklar für unser Dschungelabenteuer. Nach dem Frühstück packen wir uns noch ein paar Schrippen und Bananen, sowie Mückentötolin, Pflaster und Badesachen ein und 8:45 Uhr holt uns der Bus vor dem Hoteleingang ab. Heidis Frisur sitzt. Nach ca. ¾ h Fahrzeit, die Strecke führt uns durch Puerto Plata, nehmen wir noch Andreas, unseren Tourguide auf. Die letzten zehn Minuten, führt uns der Bus durch ziemlich unwegsames Gelände bis es nicht mehr weitergeht und wir das klapprige Gefährt verlassen. Wir sind fröhlich. Heidis Frisur sitzt. Ab jetzt wird gelaufen. Bewaffnet mit Tobis Rucksack ziehen wir frohgemut von dannen. Vorbei an einem Dorf mit Schweinen, Rindern und Hühnern, erfahren wir von Andreas erste Einblicke in das Leben der republikanischen Dominikaner. Der Durchschnittsverdient beträgt ca. €100,00, die Lebens-Unterhaltskosten sind jedoch immens hoch. Viele Dinge sind um ein Vielfaches teurer als in Deutschland. Zum Beispiel Bier. Oder Toilettenpapier, 1-lagig pro Rolle ca. $1. Deshalb wohnen viele Familien als Großfamilien an einem Ort und teilen sich so Ausgaben und Unterkunft. Die starke Abholzung der Wälder hatte an vielen Orten Erosion zur Folge. Die EU gab deshalb Hilfsmittel zur Aufforstung in Höhe von 70 Mio. Euro. Nach der letzten Präsidentschaftswahl wurden die Gaspreise – und jeder kocht hier mit Gas – verdreifacht. Auf Anfragen der Bürger, was sie nun tun sollten, antwortete die Regierung, dass man doch im Wald sich Holz besorgen solle. So ist das mit Wirtschaftshilfe. Die meisten Häuser sind in erbärmlichen Zuständen. Vielerorts herrschen noch die traditionellen Bretterbuden (mit Palmenwedeln als Dach) vor, nach und nach setzt sich aber die Steinbauweise durch. Gebaut wird, wenn Geld vorhanden ist. Wenn nicht, dann nicht. Obwohl es hier ein 0,0 Promille Gesetz gibt, hält sich niemand daran. 70% der Bevölkerung sind unter 20 Jahren und so verhalten sich die meisten auch. Ohne Verantwortungsbewusstsein und dem Glauben an die Unsterblichkeit, brettern sie abends volltrunken durch die Gegend. Die Regierung beugt sehr konsequent dagegen vor. Sie stellt an Kurven und unübersichtliche Stellen Kontrollposten, die rote Fähnchen schwenken. Sie signalisieren – oder auch nicht – den Rum-geschwängerten Fahrern eine gefährliche Situation. Ganz schlimm ist es zu Ostern, dem höchsten Feiertag der Dominikaner – 80% sind katholisch. Da verzichtet sogar unser Reiseführer auf Trips, da ihm sein Leben anscheinend mehr wert ist. Nach dieser Kurzunterweisung geht’s nun endlich los. Vorbei an Maracuja-, Limetten-, Avocado-, Kakao-, Brotfrucht-, Mango- und weiß ich was für Bäumen überqueren wir zu ersten Mal einen Fluss. Er ist nicht tief, kristallklar, süß im Geschmack und angenehm kühl. Nie hätten wir gedacht, dass es so erfrischend sein kann durch einen Fluss mit seinen Schuhen zu waten. Über mehr oder weniger steiniges Gelände kommen wir zur ersten Stufe des Wasserfalls. Ein herrlicher Anblick. Die schlechte Wegstrecke hatte sich gelohnt. Schnell entledigen wir uns unserer Sachen und springen in den herrlichen, türkisfarbenen See unterhalb des Falls. Wir sind fröhlich. Heidis Frisur sitzt. Nach zehn Minuten stoßen wir auf und brechen ins Horn. Weiter zur zweiten Stufe. Andreas erklärt uns, dass ab jetzt die Ruhephase und die so genannte Hauptstraße der Vergangenheit angehören. Er informiert uns über die Arten der Straßen: die beste ist die bisherige – die Hauptstraße, dann folgt die Nebenstraße, der unwegsame Pfad und zu guter Letzt – der Dschungelweg. Nach der nächsten Abbiegung wünschen wir uns unsere gute, komfortable Hauptstraße wieder. Die Nebenstraße schlängelt sich den Berg hinauf und ist ungefähr 50 cm breit. Das ist viel – wie wir noch merken sollten. Vorbei an Schlangen, Termitenhügeln erreichen wir Stufe zwei. Nicht bevor uns noch ein einsamerer Bauer mit seinem reichlich mit Holz bepackten Esel entgegenkommt. Er meint nur, dass es hier sehr hüglig sei. Haha, selten so gelacht. Mich sticht eine Wespe. Ich sauge schnell alles Gift heraus, aber es nützt nichts. Es brennt wie Feuer. Ich weine. Angekommen an Wasserfall zwei, merken wir, dass die Steine sehr rutschig – wie Schmierseife – sind. Im Wasser allerdings ist es überhaupt nicht glatt, wir legen die restlichen Meter durch den kleinen Wasserfall aufwärts, zurück. Das sollte die zweitbeste Straße gewesen sein? Es regnet, ist aber noch angenehm mild. Wir sind gefasst. Heidis Frisur wankt. Zur Stufe drei, erwartet uns der unwegsame Pfad. Er macht seinem Namen alle Ehre. Der Weg ist durch die gestrigen und heutigen Regenfälle stark aufgeweicht. Es ist rutschig, nicht nur auf den Steinen. Der Weg hat die Breite von 20 – 30 cm (maximal). Andreas sagt uns, dass wir den gleichen Weg auch wieder zurück müssen. Ich hoffe, dass er lügt. Den letzten Rest zum Wasserfall müssen wir auf einem zehn Zentimeter breiten Streifen an einem Felsen zurücklegen. Rutschen wir ab, landen wir im Wasser. Wir schaffen es. Der Aus- bzw. Anblick ist grandios. Es der schönste der vier Wasserfälle. Wir machen Fotos und uns Mut vor dem letzten Aufstieg. Der ist schnell erledigt, wir sind am obersten zugänglichen Ende angelangt. Herrlich. Wir sind fröhlich. Der Abstieg beginnt. Vorbei an der Stelle an der wir noch vor kurzem an der Felswand lang geklettert sind. Diesmal ist alles viel einfacher. Wir springen einfach in das Wasser uns schwimmen zum Ufer. Selbst Heidi springt rein. Wir sind fröhlich und nass. Heidis Frisur ist hin. Nach mehreren, unabsichtlichen Rutschpartien kehren wir nach vier Stunden zu unserem Ausgangspunkt zurück. Wir treffen noch einen Bauern mit zwei Rindern und Kälbern. Die Jungen sehen noch sehr wacklig aus – wahrscheinlich so wie wir. Er erzählt, dass sie erst eine Stunde alt sind. Wir sind gerührt. 14:45 Uhr sind wir wieder im Hotel. Es war ein herrlicher Ausflug und ich bin froh, dass Heidi nicht gewusst hat, was auf sie zukommt. Doch sie war sehr tapfer und bekommt deshalb heute Abend auch ein Eis. Tobi rennt schnell ins Restaurant. Er hat schließlich seit sieben Stunden außer einer Banane nichts gegessen. Er ist eben noch im Wachstum. Nach und nach treffen wir alle im Restaurant ein und genehmigen uns neben der warmen Mahlzeit, Bier und Cola. Wir sind fröhlich. Ich bin müde und unser Kühlschrank kaputt. Trotzdem wird jetzt ein heißes Wannenbad genommen. Nach dem ausgiebigen Abendessen und einigen Mojitos bzw. Banana Papas an der Bar gehen wir gegen 22:00 Uhr ins Bett. Heidis Frisur sitzt wieder.
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