Was Du immer schon über Indien wissen wolltest, aber bisher nicht zu fragen wagtest
- Holger Schweitzberger
- 5. Feb. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Feb. 2024

Was bedeutet der farbige Punkt bei Frauen in Indien?
In einigen Teilen Indiens, insbesondere in ländlichen Gebieten, tragen verheiratete Frauen traditionell einen roten Punkt auf der Stirn, der als Bindi bekannt ist. Dieser Punkt hat kulturelle und religiöse Bedeutungen. Es symbolisiert oft die Ehe, die Verbindung mit dem Ehemann und manchmal auch den Wohlstand. Der Bindi kann auch in verschiedenen Farben und Formen getragen werden und hat regionale Variationen in seiner Bedeutung.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht alle Frauen in Indien Bindis tragen und dass die Bedeutung und Verwendung von Bindis sich im Laufe der Zeit und in verschiedenen Regionen verändert haben können.
Was ist die Bedeutung des eigentümlichen indische Kopfschüttelns?
Das eigentümliche indische Kopfschütteln oder -wackeln ist die Quelle vieler Verwirrung und Verwunderung unter Ausländern, besonders wenn man sich das erste Mal damit konfrontiert sieht. Es sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einem Nicken und Schütteln, aber bedeutet es ja? Oder heißt es nein?
Die Verwirrung wird noch schlimmer, wenn das Wackeln still ist. Ohne Sprache, um Hinweise auf die Botschaft zu geben, die sie vermitteln soll, ist es leicht, sich verwirrt zu fühlen.

Sobald man jedoch die Bedeutung des Kopfwackelns und seiner vielen Anwendungen entdeckt, ist es wirklich überraschend, wie ansteckend diese Geste wird. Wer sich längere Zeit in Indien aufgehalten hat, hat sich wahrscheinlich dabei erwischt, wie er unbewusst seinen Kopf wackelt. Selbst Inder, die normalerweise nicht sehr oft mit dem Kopf wackeln, werden dies automatisch als Reaktion auf ein weiteres Kopfwackeln tun.
Worum geht es also bei dem mysteriösen und oft komischen Kopfwackeln?
Im Wesentlichen ist das Kopfwackeln das nonverbale Äquivalent dieses vielseitigen und allgegenwärtigen Hindi-Wortes acha. Es kann alles von "gut" bis "ich verstehe" bedeuten.
Die häufigste Verwendung des Kopfwackelns besteht darin, darauf zu antworten. Zum Beispiel, wenn Sie jemanden fragen, ob der Zug zu Ihrem Zielort geht und sie als Antwort den Kopf wackeln, bedeutet das "Ja".
Das Kopfwackeln wird oft auch als Zeichen dafür verwendet, dass das Gesagte verstanden wird.
Wenn du zum Beispiel jemandem erzählst, dass du ihn um 5 Uhr an einem bestimmten Ort triffst und er dabei den Kopf wackelt, bedeutet das, dass es in Ordnung ist und er dort sein werden.
Andere Situationen, in dem man wahrscheinlich Kopfwackeln begegnet sind:
Als Alternative zu "Danke", was in Indien nicht oft gesagt wird.
Um jemandes Anwesenheit anzuerkennen. Dies kann besonders nützlich sein, wenn man jemanden, den man kennt, auf der anderen Seite der Straße sieht, man aber nicht schreien will.
Als Geste der Freundlichkeit oder des Wohlwollens, wenn sich jemand im Zug neben dich setzt.
Ähnlich wie die verschiedenen Regionen in Indien unterschiedliche Sitten und Sprachen haben, variiert auch die Art und Weise, in der die Köpfe wackeln. Man kann feststellen, dass je weiter südlich man sich in Indien befindet, desto häufiger wird das Kopfwackeln. Menschen aus Staaten wie Kerala sind sehr enthusiastische Kopfwobbler, während in den Bergen Nordindiens die Geste weniger verbreitet ist.
Ohne Zweifel ist das Kopfwackeln jedoch die einzige universelle Geste, die alle Inder vereint. Kulturelle und sprachliche Barrieren lösen sich auf wundersame Weise mit einem Wackeln auf. Es ist definitiv ein Fall von "Taten sagen mehr als Worte".
Tipps zum Verständnis der Indian Head Wobble
Ein schnelles und kontinuierliches Kopfwackeln bedeutet, dass die Person wirklich versteht. Je kräftiger das Wackeln, desto mehr Verständnis ist vorhanden.
Ein schnelles Wackeln von Seite zu Seite bedeutet "Ja" oder "In Ordnung".
Ein langsames sanftes Wackeln, manchmal begleitet von einem Lächeln, ist ein Zeichen von Freundschaft und Respekt.
Das Kastensystem
Das indische Kastensystem ist ein soziales Hierarchiesystem, das historisch in Indien weit verbreitet war und immer noch Auswirkungen auf die Gesellschaft hat, obwohl es offiziell abgeschafft wurde. Das System ist komplex und basiert auf dem Glauben an die Reinkarnation und Karma, wobei die Menschen je nach ihrer sozialen Stellung im vorherigen Leben wiedergeboren werden.
Die Hauptbestandteile des Kastensystems sind:
1. Brahmanen (Priester): Sie waren traditionell die geistliche und intellektuelle Elite. Sie hatten das Privileg, religiöse Rituale durchzuführen und religiöses Wissen zu bewahren und zu lehren.
2. Kshatriyas (Krieger und Herrscher): Sie waren verantwortlich für Verteidigung und Regierungsführung. Kshatriyas hatten Macht und Autorität über das Land und die Bevölkerung.
3. Vaishyas (Händler und Landbesitzer): Diese Kaste umfasste Händler, Kaufleute, Landbesitzer und Geschäftsleute. Sie waren für Handel und Landwirtschaft zuständig.
4. Shudras (Arbeiter und Diener): Shudras waren für manuelle Arbeit und Dienstleistungen zuständig. Sie waren die niedrigste Kaste und erledigten oft unangesehene oder als unrein betrachtete Arbeiten.
Unterhalb dieser Kasten gibt es auch die Dalits (auch als "Unberührbare" bekannt), die außerhalb der Kastenhierarchie stehen und historisch diskriminiert und marginalisiert wurden. Sie wurden oft von der Gesellschaft ausgeschlossen und hatten keinen Zugang zu Ressourcen oder Chancen.

Es ist wichtig anzumerken, dass das Kastensystem in Indien offiziell durch die Verfassung abgeschafft wurde und Diskriminierung aufgrund der Kaste illegal ist. Dennoch sind die Auswirkungen des Kastensystems immer noch in der indischen Gesellschaft zu spüren, insbesondere auf dem Land und in ländlichen Gemeinden, wo traditionelle Praktiken und soziale Normen tiefer verwurzelt sind.
Regierungsprogramme und soziale Initiativen wurden eingeführt, um die Marginalisierung von Dalits zu bekämpfen und die soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Das Kastensystem in Indien war historisch gesehen eine soziale Struktur, die die Gesellschaft in verschiedene Gruppen oder Kasten einteilte, die auf Beruf und sozialem Status basierten. Jede Kaste hatte bestimmte Privilegien, Pflichten und Einschränkungen. Obwohl das Kastensystem offiziell abgeschafft wurde und Diskriminierung aufgrund der Kaste gesetzlich verboten ist, hat es immer noch Einfluss auf das soziale Leben und die Interaktionen in einigen Teilen Indiens.
Die Grundlagen des Kastensystems sind:
1. Jati (Kaste): Die indische Gesellschaft ist in Hunderte, sogar Tausende von Jatis oder Kasten unterteilt. Jede Kaste ist oft mit einem bestimmten Beruf oder einer bestimmten Tätigkeit verbunden. Zum Beispiel könnten Mitglieder einer Kaste Fischer sein, während andere Landwirte oder Weber sind.
2. Varna (Klasse): Traditionell gab es vier Haupt-Varnas im Kastensystem, die auf den vedischen Schriften basierten:
- Brahmanen: Die Priester und Gelehrtenklasse.
- Kshatriyas: Die Krieger- und Herrscherklasse.
- Vaishyas: Die Handels- und Geschäftsklasse.
- Shudras: Die Arbeiterklasse.
3. Dalits (Unberührbare): Dalits stehen außerhalb des traditionellen Kastensystems. Historisch wurden sie als unrein betrachtet und waren oft für Tätigkeiten wie die Beseitigung von Abfällen oder die Leichenverbrennung verantwortlich. Sie wurden stark diskriminiert und hatten wenig Zugang zu Bildung oder wirtschaftlichen Möglichkeiten.
Das Kastensystem bestimmte traditionell viele Aspekte des Lebens, einschließlich Ehepartnerwahl, Berufswahl und sozialen Interaktionen. Menschen wurden oft in ihrer Kaste geboren und konnten diese nicht einfach ändern.
Obwohl das Kastensystem in der modernen indischen Gesellschaft formell abgeschafft wurde und Gesetze gegen Kastendiskriminierung bestehen, gibt es immer noch soziale Vorurteile und Diskriminierung, insbesondere in ländlichen Gebieten und in einigen Teilen der Gesellschaft.
Die Regierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Gleichstellung und Integration der Dalits zu fördern, aber die Veränderungen sind langsam und es besteht weiterhin die Notwendigkeit für Bildung und Sensibilisierung, um das Kastensystem vollständig zu überwinden.
In den Städten verliert das Kastenwesen an Bedeutung. Zwar ist das Denken in Kasten auch in der Stadt noch sehr verbreitet, zum Beispiel bei der Partnerwahl – aber das System wird durchlässiger.
An Stelle der Kasten treten inzwischen die sozialen Unterschiede. Wer über ein gutes Einkommen verfügt, fühlt sich der entsprechenden sozialen Gruppe verbunden und weniger seiner Kaste.

Seit den 1930er-Jahren gewähren öffentliche Einrichtungen eine bestimmte Anzahl an Mandaten und Positionen den Dalits. Auch Plätze an Universitäten werden nach einem bestimmten Schlüssel an Dalits vergeben. Solche Begünstigungen führen in der Regel zu Auseinandersetzungen mit Angehörigen der höheren, "reinen" Kasten.
Dennoch haben einige Dalits inzwischen bereits hohe Ämter bekleidet: Mit Meira Kumar wurde 2009 eine "Ex-Unberührbare" Parlamentspräsidentin. Zwei Dalits haben es sogar bis zum Staatsoberhaupt Indiens gebracht: K.R. Narayanan von 1997 bis 2002 und Ram Nath Kovind von 2017 bis 2022.
Ähnlich wie in Indien gibt es auch in Nepal ein Kastensystem, das jedoch unter einem anderen Namen bekannt ist. In Nepal wird dieses System als "Kasten- und Klassenstruktur" oder "Jati-Pratha" bezeichnet. Es ist historisch tief verwurzelt und hat einen starken Einfluss auf die nepalesische Gesellschaft.
Die Kastenstruktur in Nepal umfasst verschiedene Kategorien, die traditionell mit bestimmten Berufen oder sozialen Rollen verbunden sind. Diese Kategorien sind oft in folgende Hauptgruppen unterteilt:
1. Brahmanen: Die Priesterklasse, die traditionell religiöse Rituale durchführt und religiöses Wissen bewahrt.
2. Chhetri (Kshatriyas): Die Krieger- und Herrscherklasse, die historisch in politischen und militärischen Angelegenheiten eine führende Rolle spielte.
3. Dalits (Unberührbare): Menschen, die historisch als unrein betrachtet wurden und oft für Tätigkeiten wie Müllentsorgung oder Leichenverbrennung zuständig waren. Sie wurden stark diskriminiert und ausgegrenzt.
4. Janajati: Die indigenen Völker Nepals, die oft in ländlichen Gebieten leben und ihre eigenen kulturellen Traditionen und Sprachen haben.
5. Madhesi: Eine ethnische Gruppe, die hauptsächlich in der Terai-Region Nepals lebt und oft in landwirtschaftlichen Tätigkeiten engagiert ist.
Das Kastensystem in Nepal hat ähnliche Auswirkungen wie das in Indien, obwohl es einige Unterschiede geben kann. Obwohl die nepalesische Verfassung die Diskriminierung aufgrund der Kaste verbietet und Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit fördert, bestehen immer noch soziale Vorurteile und Diskriminierung in verschiedenen Bereichen des Lebens.
Die Regierung und verschiedene Nichtregierungsorganisationen setzen sich für die Beseitigung von Kastendiskriminierung und die Förderung der Gleichstellung ein, aber der Prozess ist langwierig und erfordert weiterhin Bemühungen auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft.
Beauty Babys – die geschminkten Kleinsten
Auf dem Indischen Subkontinent, also auch in Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka, schminken Eltern ihre Babys ab dem zweiten Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr mit Kajal, einer schwarzen Paste aus Kokosnussöl und Ruß oder Aloe Vera. Dabei hat Kajal wenig mit dem westlichen Schminkstift zu tun.

Dem kulturellen Brauch zufolge schützt die Paste vor bösen Geistern. So tragen die Kleinen Kajal auf den Augenlidern, als dunkle Kreise auf der Stirn, am Haaransatz oder auf den Fußsohlen – wohl geschützt vor dem Schlechten auf der Welt.
Saris, die weibliche Schönheit und das dunkle Geheimnis
Der Sari ist Indiens charakteristisches Kleidungsstück. Er gehört zu den bekanntesten Gewändern der Welt und verbindet die traditionelle Kultur des Subkontinents mit einem eleganten Aussehen. Schon seit dem dritten Jahrtausend vor Christus hüllen sich Frauen in ihre Saris.
Der Sari besteht aus einem einzigen, rechteckigen Stück Stoff von etwa fünf bis acht Metern Länge. Das Paluv, das Schulterstück des langen Tuchs, ist besonders dekorativ gestaltet. Der Hauptteil des Saris ist dagegen meist schlicht gehalten. Er wird fünf bis sechs Mal gefaltet, bevor er an der Hüfte festgesteckt wird. Unter dem Sari trägt die Frau einen langen Unterrock.

Am Oberkörper trägt sie meist eine kurze feste Bluse, die Choli. Traditionell tragen indische Frauen ihre Saris zu jeder Gelegenheit. Egal ob sie zu einer Hochzeiten eingeladen sind, ins Büro, ins Kino, zur Arbeit auf dem Feld oder auf dem Bau gehen. Mittlerweile bevorzugt die junge Generation jedoch zunehmend einen westlichen Kleidungsstil, der im Alltag bequemer zu tragen ist. Junge Frauen holen ihre Saris nur noch zu festlichen Anlässen und Feiertagen aus dem Schrank.
Doch die hübschen Saris haben eine dunkle Seite. Ihr dauerhafter Gebrauch im feucht-heißen Klima des Subkontinents ist stark gesundheitsschädlich. An der Hüfte, dort wo der Sari eng am Körper liegt, wird die Haut vermehrt mit Staub und Schweißrückständen verunreinigt.
Die bunten, stark schwermetallhaltigen Farben der Stoffe greifen die Haut an und führen zu einer ständigen Reizung. Die Folge ist der sogenannte Sari-Hautkrebs, der entlang der Hüften der Frauen auftritt, und zu Schuppenbildung oder Pigmentstörungen führt.
McDonalds ohne Rindfleisch
Kühe gelten im hinduistischen Indien als heilig. Daher bieten die zahlreichen McDonalds-Filialen in den großen Städten kein Rindfleisch an.

Dort gibt es weder den Big Mac noch einen üblichen Cheeseburger zu kaufen. Hier werden neue, auf den indischen Geschmack angepasste Burger angeboten, die meist Hühnchenfleisch enthalten und sehr scharf gewürzt sind: unter anderem der Maharaja Mac, den McSpicy Chicken oder den BigSpicy Paneer Wrap.
Schmuggelware Kuh
In Indien sind Kühe heilig. Jedoch werden jährlich bis zu zwei Millionen Rinder ins benachbarte Bangladesch geschmuggelt. Auf den grenznahen Viehmärkten im muslimischen Nachbarland werden die indischen Tiere einfach auf dem Papier zu bangladeschischen Kühen umgeschrieben. Mitsamt neuer, gefälschter Papiere werden sie dann direkt in die Schlachthäuser nach Dhaka transportiert.

Der rege Kuhschmuggel sichert ein gutes Einkommen, bringen die Tiere auf dem bangladeschischen Markt doch doppelt so viel ein, wie auf dem indischen Markt.
Der hindu-nationalistische Premierminister Indiens, Narendra Modi, möchte diesen illegalen Handel gerne unterbinden. Um die heiligen Kühe zu schützen, beauftragt er 30.000 indische Grenzsoldaten damit, den Kuhschmuggel an der Grenze zu Bangladesch zu stoppen.
Doch mit den Regeln und Gesetzen ist es in Indien so eine Sache. Modis Maßnahmen bleiben weitestgehend erfolglos. Aus ihnen resultieren lediglich riskantere Schmuggelrouten und höhere Bestechungsgelder.
Mittlerweile werden die Tiere meist nachts in großen Herden über unerschlossene und schwer zugängliche Grenzabschnitte nach Bangladesch getrieben, was den Stress der Tiere noch mal immens erhöht.
Leichen verboten
Schilder in der Metro in Neu-Delhi verbieten den Transport von Leichen oder Leichenteilen, menschlichen Skeletten und Düngemitteln jeglicher Art.

Verkackt und zugenäht
70 % der Bevölkerung in Indien hat keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Das große Geschäft wird aus diesem Grund draußen vollzogen. Beliebt sind Strände und offene Grünflächen. Morgendliche Spaziergänge am Strand oder irgendwo den Sonnenaufgang beobachten wollen, endet schnell in einer unangenehmen Situation für beide Seiten.

So offen der Toilettengang in Indien auch getätigt wird, so beschämend ist er doch für die meisten. Frauen bringen sich durch nächtliche Toilettengänge zudem auch immer in Gefahrensituationen. An den touristischen Stränden und in Wohngegenden der Reichen verbieten Schilder den öffentlichen Toilettengang und drohen mit einer Geldstrafe.
Müll
In Indien gibt es keine geregelte Müllabfuhr. Der Abfall, der in einem Haushalt entsteht, wird verbrannt oder einfach hinter das Haus geworfen. Im Alltag wird Müll – Verpackungen jeglicher Art – oft noch am Ort der Entstehung liegen gelassen. Bonbonpapier fällt im Gehen auf die Straße, Plastikflaschen fliegen in Büsche, Chipstüten wehen über den Asphalt.
Generell ist Müll in Indien ein großes Problem. Kleine und große Müllhalden existieren überall. Abgesehen von einigen wenigen Orten ist es schwierig, einen Platz in Indien zu finden, an dem kein Müll liegt.

Auch fehlt das Bewusstsein für die Herausforderung, die der Müll für die Natur bedeutet. Problematisch ist vor allem Indiens große Population und die damit verbundene Menge an Abfall. Recycelsysteme gibt es nicht und auch die Bereitschaft Müll zu vermeiden ist nicht verbreitet.
Aber selbst wir, mit dem europäisch geschulten Müllverständnis, können nichts ausrichten. Auch wenn wir unseren täglich produzierten Müll bis ins Hotel mitschleppen, wird er vom Personal am nächsten Tag auch nur irgendwo am Straßenrand entsorgt. Nach Schätzungen des indischen Umweltministeriums werden im Jahr 2030 rund 165 Millionen Tonnen Müll in Indien anfallen.
Luftverschmutzung
Im Ranking der Städte mit der weltweit stärksten Luftverschmutzung belegt Indien die vordersten vier Plätze. Unter den Top 20 des Rankings hat Indien ganze 13 Plätze inne.
China, gemeinhin als Umweltsünder bekannt, hat dagegen in den letzten Jahren erfolgreiche Maßnahmen ergriffen. Peking, früher „Klassenbester“, landet mittlerweile nur noch auf Platz 76. Die erste chinesische Platzierung in der Kartei der Luftverschmutzer ist Lanzhou auf Platz 36.

In Indien trifft es die Hauptstadt Neu-Delhi besonders schlimm. Hier werden teilweise Feinstaubwerte von über 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Der Richtwert der Weltgesundheitsorganisation liegt bei 25.
Zum Vergleich: In Deutschlands schmutzigster Stadt Stuttgart lag der absolute Höchstwert der Feinstaubbelastung bei 191 Mikrogramm. Gemessen wurde er am 1. Februar 2006.
Die Gründe für Neu-Delhis schlechte Luft sind vielseitig: Die Bauern in den Neu-Delhi umgebenden Bundesstaaten Punjab und Haryana brennen illegaler Weise ihre Stoppelfelder ab, die Abgase von Millionen von Autos wabern durch die Luft und in den Slums werden Feuer gezündet um Müll zu verbrennen, Wärme zu erzeugen oder um zu kochen. Außerdem filtern in ganz Indien nur 10% der zahlreichen Kohlekraftwerke ihre Rauchschwaden.
Studien zeigen, dass ein Tag in Neu-Delhi in etwa den gleichen Effekt auf die Gesundheit ausübt, wie das Rauchen von 42 Zigaretten.
Sogar der indische Index für Luftverschmutzung wurde an die katastrophalen Werte angepasst. Gelten 150 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft laut europäischen Richtlinien als „sehr schlecht“, reicht es laut indischem Index noch für ein gutes „moderat“.
Dennoch: Indiens Hauptstädter bleiben unbekümmert. Sieht man in weniger verschmutzen Städten wie in Katmandu den Großteil der Menschen mit einer Atemmaske auf der Straße, ist dies in Neu-Delhi eher die Ausnahme. Kaum jemand schützt sich vor dem giftigen Smog.
Schutzmechanismus für die Tradition
Rolltreppen in Indien haben einen extra Schutzmechanismus der verhindern soll, dass sich die flatternden Enden der traditionellen Saris indischer Frauen zwischen den Stufen verfangen.

Für Immer und Ewig
Indien hat eine der niedrigsten Scheidungsraten der Welt. Von 1000 Ehen werden nur 13 geschieden. Im Vergleich dazu wird in Deutschland jede zweite Ehe wieder aufgelöst. Die niedrige Scheidungsrate in Indien spricht aber nicht für den Erfolg der meist arrangierten Hochzeiten, sondern ist eher mit gesellschaftlichem und familiärem Druck sowie der Abhängigkeit der Ehepartner untereinander zu erklären.

Für eine geschiedene Frau ist es zudem fast unmöglich, einen neuen Ehepartner zu finden. Auch heißt es im Volksglauben, dass die Frau die Schuld an einer geschiedenen Ehe trägt. Sie habe ihre Aufgabe, den Ehemann glücklich zu machen, nicht erfüllt. Jedoch steigt die Scheidungsrate mit der Bildung einer immer größer werden Mittel- und Oberschicht in Indien zunehmend. Noch vor zehn Jahren wurde nur eine von 1000 Ehen in Indien geschieden.
Bierchen im Dunkeln
Alkohol ist in weiten Teilen der indischen Gesellschaft ein Tabuthema. Einige Staaten sind sogenannte „dry states“, in denen Alkohol weder offiziell erworben noch öffentlich getrunken werden darf. In den übrigen Staaten kann man Alkohol in speziellen Geschäften kaufen, jedoch wird die Ware beim Verkauf meist in Zeitungspapier gewickelt, um die Integrität des Käufers zu wahren.

Kneipen sind dunkle, wenig einladende Kaschemmen, in denen sich eine Handvoll betrunkener Männer daneben benimmt oder bleiern auf ihre Getränke starrt. Es herrschen ganz allgemein zwei Vorstellungen zum Alkohol in Indien: man trinkt gar keinen Alkohol oder man ist Alkoholiker.
Tatsächlich ist Alkoholismus ein großes Problem, besonders im Norden des Landes und auf dem Land. Wird getrunken, dann mit der Absicht möglichst schnell möglichst berauscht zu sein. Jedoch geht es auch anders: In Bangalore hat sich zum Beispiel eine eigene Brauereiszene entwickelt, die in modern eingerichteten Schankräumen Craft Beer anbietet.
Hier sitzen meist junge Einheimische und genießen ein kühles Blondes zum Mittag- oder Abendessen, ganz ohne die Absicht danach völlig betrunken zu sein. In anderen Großstädten wie Neu-Delhi oder Mumbai sind mittlerweile auch hippe Bars entstanden, in denen sich die Menschen der Obersicht zuprosten.
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