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Won Tai Sin – Mong Kok Street – Temple Street

Aktualisiert: 10. Juli 2023


19. Juni Ich wache mit dem Blick auf die Skyline von Hongkong Island auf. Es gibt Schlechteres. Zum Beispiel Schmorgurken essen zu müssen. Da ich wegen der Zeitverschiebung eine Stunde im Vorsprung bin, habe ich genug Zeit um vor dem Frühstück zum Hafen zu gehen und die Atmosphäre zu genießen, wenn noch niemand auf den Straßen ist.

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Es ist jetzt 5:45 Uhr und ich fahre vom 11. Stock des YMCA mit dem Aufzug zum Ausgang Salisbury Road. Das Thermometer zeigt bereits jetzt 30°C, die gefühlte Temperatur liegt höher. Es ist wirklich fast keine Menschenseele unterwegs, nur Personen mit Kameras toben wie ich herum. Im Moment ist es noch wolkenlos und es weht ein laues Lüftchen.


Hongkong Island gibt schöne Motive und trotz Verbotsschildern, die hinweisen, dass Angeln streng verboten ist, sieht man viele Einwohner der Volksrepublik China am Pier sitzen und kleine Fische aus dem Wasser holen.

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Direkt vor den Ferry Piers steht der Clock Tower, ein Turm, der noch an die Zeit erinnert, als das britische Empire hier das Sagen hatte. Der Ocean Terminal, an dem die Kreuzfahrtschiffe anlegen ist noch geschlossen. Streng bewacht kommt nur derjenige hinein, der gültige Papier dafür besitzt.


Grimmige Polizisten bewachen ihn. Ich gehe zurück ins Hotel und später mit Heidi zum Frühstück. Hier gibt es wieder Speisen die sowohl den Asiaten als auch den westlich angehauchten Mitbürger gerecht werden.


Gegen das Frühstück in Osaka hat das YMCA allerdings keine Chance. Angefangen bei mürrischen Bediensteten bis hin zum Filterkaffee auf der Wärmeplatte. Aber das Essen schmeckt, mir vor allen Dingen Dim Sum. Aber auch das Obstangebot ist riesig und die Früchte zuckersüß.


Wir haben auch einen sehr schönen Platz, von dem aus wir wieder Hongkong Island bewundern können. Gegen 9:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Erstes Ziel ist der Wong Tai Sin Tempel in Kowloon, also auf unserer Seite.


Wir laufen zur U-Bahnstation Tsim Sha Tsui und fahren mit der Tsuen Wan Line Richtung Tsuen Wan bis Mong Kok. Davor haben die Götter eine Fleißarbeit eingebaut. Ungefähr zehn Minuten Fußmarsch durch die Katakomben sind erforderlich, um zum gewünschten Bahnsteig zu gelangen. Den Eintritt verschaffen wir uns problemlos mit der Octopus Card.


Schon jetzt macht es sich bemerkbar, dass wir sie haben - an den Ticketautomaten bilden sich bereits lange Schlangen. In Mong Kok steigen wir um in die Kwung Tong Line und fahren weiter in Richtung Tiu Keng Leng. An der Station Wong Tai Sin steigen wir wieder aus und werden von einer schwülen Dunstglocke am Eingang des Tempels empfangen.


Er ist die Heimstätte der drei Religionen Taoismus, Buddhismus und Konfuzianismus und beherbergt wunderschön verzierte Gebäude und einen Garten. Der Tempel hat den Anspruch, jeden Wunsch wahr zu machen. Wahrscheinlich auch deswegen sind schon einige Busladungen mit chinesischen Reisenden hier vor Ort.

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Meist sind es ältere Leute, die sich ohne Rücksicht auf Verluste, rücksichtslos den Weg durch die Massen bahnen. Für uns, eine perfekte Vorbereitung um wieder im Berliner U-Bahnverkehr zu bestehen. Ähnlich wie in Thailand, spielen bei den Religionen Räucherstäbchen wieder ein viel größere Bedeutung als in Japan.


Überall liegt der räuchernde Duft in der Luft und mit zusätzlichen riesigen Feuerstellen erhöht sich die Umgebungstemperatur noch um ein paar Grad. Es wird viel gebetet, auch viele jungen Leute sind dabei zu beobachten, was wohl die sozialistischen Genossen in Peking davon halten?


Zu beobachten sind auch Demonstrationen für oder gegen Falun Gong. Das konnte ich nicht so recht in Erfahrung bringen. Wir durchqueren die wunderschönen, farbenprächtigen Tempel und versuchen, nicht durch die ständigen Selfie Orgien der fotowütigen Fotowütigen zu laufen.


Ruhe und etwas Abkühlung finden wir im Good Wish Garden, der sich auf dem Gelände befindet. Teiche, Brücken und Pavillons sind hier eine sehr harmonische Einheit. Es gibt viele Pflanzen, Bäume, Fische und Schildkröten und am allerwichtigsten Schatten. Untermalt wird alles von traditioneller, chinesischer Musik. Aber auch die beste Abkühlung ist einmal zu Ende und wir fahren wieder zurück zur U-Bahnstation Mong Kok.


Die U-Bahnpreise sind übrigens sehr moderat. Heute beliefen sie sich von 60 - 90 Cent pro Tour und Person. Es hängt immer von der Länge der Fahrt ab. In Mong Kok besuchen wir als erstes den Ladies Market. Wie der Name schon sagt, soll es hier alles für die Frau geben. Leider ist der Markt zu dieser Tageszeit noch im Aufbau, aber ein Blick hinter die Kulissen verrät, dass doch nur eher Billigramsch verkauft wird.


Uns zieht es weiter zum Mong Kok Market, er befindet sich an der Ecke Canton Road/Argyle Street. Hier wird alles was Beine hat und nicht aus Holz zum Verzehr verkauft. Unzählige Stände mit Obst und Gemüse, Fischen aller Art, die meisten noch lebend, Schweinefleisch das erst vor den Augen des Käufers entsprechend geschnitten wird.

Und auch Läden die frisches Geflügel verkaufen. Die Hühner sitzen eingepfercht in Käfigen und werden dort für die Nudelsuppe ausgewählt. Bei der Auswahl des Vogelviehs ist die chinesische Hausfrau sehr anspruchsvoll.


Mehrere Getiere werden dabei von den Verkäufern vorgeführt und von den Käufern sorgsam befühlt. Ist die Wahl aber dann auf eines dieser armen Kreaturen gefallen, geht alles sehr schnell. Hand zum Kopf, Messer raus, Schnitt - fertig. Ab zum Ausbluten.


Wir kaufen lieber Litschis. Gerade frisch vom Baum oder Strauch. Sie haben auch nicht die harte Schale, die wir von unseren Supermarktfrüchten kennen, nein hier ist die Schale noch weich, die Kerne viel, viel kleiner und der Geschmack ist einfach sensationell. Kein Vergleich, ich esse jetzt nur noch diese.


Nach zwei Stunden des Staunens, Laufens und Schwitzens, fahren wir zurück ins YMCA und gönnen uns eine längere Siesta. Davor essen wir aber erst die Litschis auf. 18:30 Uhr sind wir wieder fit. Wir gehen zunächst an die Promenade und wollen die Avenue der Stars, ein Pendant zum Walk of Fame, nur eben mit asiatischen Filmstarts, besuchen.


Wegen Bauarbeiten ist sie aber geschlossen. Wir sitzen noch ein bisschen an der Hafenpromenade und lassen uns den kühlen Wind um die Ohren pusten, so schnell kommt das heute sicher nicht wieder. Dann fahren wir mit der U-Bahn zur Temple Street um den gleichnamigen Night Market unter die Lupe zu nehmen.


Wir haben großen Hunger und freuen uns schon auf die vielen, kleinen, unbekannten Snacks, die wir hoffentlich kaufen können. Die Bahn ist rappelvoll, nicht an jeder Station können Personen hinzusteigen. Das liegt aber auch daran, dass die Hongkonger immer genau an der Tür stehen bleiben und keinen Schritt ins Innere des Wagens machen.


Komischerweise wird hier nicht gedrängelt. In Yau Ma Tei steigen wir aus und beginnen von östlicher Richtung den Markt abzulaufen. Unzählige Verkaufsstände sind mitten auf der Straße aufgebaut, links und rechts von Garküchen, Restaurants und anderen Läden flankiert.


Die Wohnhäuser sehen in dieser Gegend noch ärmer und abgenutzter als in anderen Stadtteilen Hongkongs aus. Selbst in Bangkok sahen wir so etwas nicht. Die Snacks, die die Garküchen anbieten sind allerdings total lecker. Meist sind es frittierte oder gerillte Spieße mit Fleisch oder Fisch. Auch die Tofu Spieße, die kalt gegessen werden, schmecken sehr gut.

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Die Preise bewegen sich pro Spieß zwischen $6-13, also alle samt preiswert. Die Betreiber dieser Küchen freuen sich, wenn wir etwas essen, was wir nicht kennen. Noch mehr, wenn wir zu verstehen geben, dass es gut geschmeckt hat.

Dann wollen sie uns gleich noch mehr anbieten. Aber wir wollen ja überall testen. Wir meiden die großen Restaurants, die aggressiv um Kunden werben, manche verfolgen uns zum nächsten Block. Aber wir lächeln sie immer ganz Japan-like an. Am letzten Stand trinken wir noch ein eiskaltes Blue Girl Pilsener Lager, genau das richtige um bei diesem schwülen Wetter den Abend abzuschließen.


Da wir in der Nähe des Hotels sind, laufen wir den letzten Kilometer zu Fuß. Leider irgendwie in die falsche Richtung, denn nun wissen wir nicht mehr wo wir sind. Vertrauensvoll erscheinende Personen schicken uns immer in die falsche Richtung, doch irgendwann kommt ein Punkt in Hongkong den wir kennen und ab diesem Zeitpunkt wissen wir den Weg.


Wir holen bei 7 Eleven noch etwas Getränkenachschub und lassen den Abend beim Blick auf Hongkong Island ausklingen. Meine Füße schmerzen, doch das Bier lindert ihn.

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