Nan Lian Garden – Chi Lin Nunnery – Hongkong Park
- Holger Schweitzberger
- 15. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Juli 2023
20. Juni Heidi ist die Erste, die aufsteht und sich landfein macht. Ich kann also noch etwas ruhen und aus dem Fenster die Gegend betrachten. Nach dem Frühstück marschieren wir zur U-Bahn. Wie immer verpassen wir den für uns geeigneten Eingang und irren erstmal wieder einige Kilometer in den Katakomben umher.
Bis wir merken, dass wir falsch gelaufen sind, also alles retour und siehe da, da wo wir eigentlich hergekommen sind, war es gar nicht so weit zur Station. Wir geloben, uns diesen Weg zu merken.
Auf dem heutigen Programm stehen zwei Gärten und ein Kloster. Für den Großstadtdschungel ist es einfach zu heiß und die chinesischen Parks und Gärten sind einfach auch sehr schön. Zuerst fahren wir nach Diamond Hill. Dort befindet sich der Nan Lin Garden.
Eingefasst in riesige, hässliche Wohnsilos, ist er eine grüne Lunge in diesem Stadtteil. Wir erreichen den Nan Lin Garden nach einem kurzen Fußweg von ca. fünf Minuten. Es ist gegen 8:30 Uhr als wir dort ankommen. Die Gärtner sind noch bei ihrer Arbeit, der Park öffnet aber schon 7:00 Uhr.
Alle Geschäfte oder Restaurants aber erst ab 10:00 Uhr. Es ist schon wieder unheimlich schwül. Wir geben diesen Tagen jetzt einen Namen. Es ist der Erik‘s Day. Damit sind solche Tage gemeint, an denen man schon vom Nichtstun schwitzt. Einfach so, so wie unser Erik eben.
Überall stehen Sicherheitskräfte, meist ältere Frauen oder Männer bewaffnet mit einem Ventilator und Sonnenschirm. Sie grüßen alle freundlich und wünschen einen guten Tag. Der öffentliche Park ist im Stil der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) angelegt und akribisch über eine Fläche von 3,5 Hektar gestaltet, wobei jeder Hügel, Felsen, jedes Gewässer und jede Pflanze und jeder Strauch nach speziellen Regeln und Methoden angelegt wurde.
Es gibt hier außerdem noch Dauerausstellungen zur chinesischen Holzarchitektur, Felsen und Topfpflanzen. Da diese aber erst später öffnen, schauen wir sie uns nicht an. Leider sind auch viele Stationen im Garten geschlossen, auf Nachfrage wurde gesagt, dass das immer so sei.
Das ist schade, verliert der Park doch dadurch an Atmosphäre. Wir sind noch immer fast allein auf diesem riesigen Gelände und erreichen über eine Steinbrücke das Chi Lin Nonnenkloster. Es wurde 1934 gegründet und 1990 ebenfalls im Stil der Tang-Dynastie renoviert.
Das Kloster ist ein großer Tempelkomplex mit eleganter Holzarchitektur, liebevoll gehüteten, buddhistischen Relikten und die Seele besänftigenden Lotusteichen. Die Anlage beinhaltet auch eine Reihe von Tempelhallen, von denen einige Statuen aus Gold, Ton und Holz, Gottheiten, wie z.B. den Sakyamuni Buddha, repräsentieren.
Hier ist das Fotografieren verboten, überall sind Kameras versteckt, die das ganze überwachen. Vor dem Kloster befinden sich wiederum viele Lotusblumen, die verschiedene Blütenphasen aufweisen. Das ist sehr interessant, kann man doch so erkennen wie sich die Pflanze entwickelt.
Gegen 10:15 Uhr verlassen wir die Anlage auf dem gleichen Weg wie wir sie betreten haben. Das gibt uns die Sicherheit, wieder unbeschadet zur U-Bahn zurück finden. Bei diesen Temperaturen ist jeder Schritt zu viel. Wir erinnern uns, dass im U-Bahn Komplex auch eine Shopping Mall angesiedelt ist.
Ich bin sonst kein Freund solcher Einrichtungen, heute jedoch ist sie Garant für eine Abkühlung in Form einer Klimaanlage. Die Geschäfte öffnen komischerweise erst 11:00 Uhr, trotzdem warten schon viele Menschen auf Einlass. Heidi gönnt sich bei Starbucks einen Caramel Frappucino und ich nutze die freie WLAN Verbindung um den Weg zu unserem nächsten Ziel auf mein Handy zu kopieren.
Freie, öffentliche WLANs habe ich in Hongkong noch nicht ausgemacht, ebenso wie Hunde. Also Hunde, die mit Herrchen oder Frauchen auf der Straße laufen. Was sich allerdings in den Kochtöpfen oder gar unserem Essen befindet, darüber möchte ich nicht spekulieren.
Unser nächstes Ziel ist der Hongkong Park. Er befindet sich auf Hongkong Island in der Nähe der U-Bahn Station Admiralty. Von dort muss man sich noch durch eine Shopping Mall und einige Rolltreppen kämpfen, aber dann steht man direkt davor. Bemerkte ich heute schon, dass es sehr heiß ist?
Wir schwitzen, nein - triefen beschreibt es besser. Der Park bietet an einigen Stellen etwas Schatten, ansonsten heizt die Sonne erbarmungslos jeden nicht geschützten Bereich auf. In einen Springbrunnen kann man sogar hinein gehen, was Heidi auch tut und damit für eine kleine Erfrischung für sich sorgt.
Um den Park herum stehen die großen Wolkenkratzer und in ihren Scheiben spiegeln sich die Umrisse der Umgebung. Das sieht sehr schön und manchmal abstrakt aus.
Zum Schluss gelangen wir noch in das Edward Youde Aviary. Es ist eine Anlage, die dem Regenwald nachempfunden wurde (ha, ha - da musste ja nicht viel geändert werden) und in dem freilebende Vögel ihr Unwesen treiben.
Wir können viele dieser farbenfrohen Gesellen beobachten, wer aber hier einmal fotografieren möchte, sollte unbedingt sein Teleobjektiv mit nehmen. Und nicht im Hotel liegen lassen. Aber das ist ja wie bei einer Südpol Expedition - unnützes Zeug wird nicht mit genommen.
Neben den Vögeln sind auch einige Teleobjektive im Wert von ein paar tausend Euro zu sehen. Da hätte ich mich mit meinem sowieso nur blamiert. Wieder einmal sind wir diesen Urlaub dem Herztod sehr nah, zum Glück schwitzen die Chinesen genauso wie wir. Das beruhigt.
Mit der U-Bahn fahren wir nun wieder zum Hotel zurück. Auch hier gilt: keine Experimente mit eventuellen Abkürzungen oder so! Nur bekannte Wege werden genommen. Der Weg durch eine Mall bringt noch einmal etwas Abkühleng und nach einem kurzen Abstecher bei 7 Eleven - der hier übrigens qualitativ meilenweit von den japanischen Stores entfernt ist - sind wir für die nachmittägliche Siesta bereit.
Frisch geduscht, deodoriert und gekämmt machen wir uns am Abend auf den Weg in die Wellington Street in Hongkong Island. Unsere treuen Begleiter - der nasse Waschlappen und Wasser - sind immer dabei. Mit der U-Bahn sind wir schnell am Ziel, jetzt noch einmal verlaufen und schon stehen wir vor Mak's Noodle Soup.
Typische chinesische Einrichtung, alles ganz hell, einfache Tische und Stühle und ein paar schlürfende Chinesen. Wir essen Wonton Nudelsuppe und Nudeln mit Rindfleisch. Dazu gibt es Tee. Die Kellner sind im Durchschnitt geschätzt 90 Jahre, dementsprechend schnell bewegen sie sich auch.




Der einzig junge Mensch im Team ist der Koch. Der lacht sogar und freut sich, dass wir hier sind. Das Essen ist gut, die Wonton spitze, das Rindfleisch scharf, zusammengefasst: gute chinesische Hausmannskost.
Wir ziehen weiter und fahren mit der Ding Ding nach Causeway Bay. Hier wollen wir noch etwas die Gegend erkunden, auf den ersten Blick gibt es aber nix Aufregendes. Also mit der U-Bahn retour. Gestern war es in der Temple Street so toll, dass wir entscheiden dort wieder hin zu fahren.
In erster Linie will ich mir meinen Buddha Made in China kaufen, aber auch das Essen war da super. Der Buddha ist schnell erstanden, dann begeben wir uns zu Spice Crabs und sitzen auf Plastikstühlen an Plastiktischen unter freiem Himmel und studieren die Speisekarte.
Als Ersten brauchen wir zwei eisgekühlte Yangying Biere - 640 ml. Die muss man schnell trinken, sonst werden sie warm. Wir bestellen weiter gebackene Wan Tan, gegrilltes Gemüse, frittierte Nudeln und gedämpfte Jakobsmuscheln. Alles ist frisch zubereitet und ein Genuss.
Das Spice Crab hat eine ganze Kreuzung in Beschlag genommen, die Plätze sind fast alle belegt, immer werden neue Tische und Stühle hergeholt und aufgestellt. Eine wunderbare Atmosphäre. Ich habe gelesen, dass die Regierung diese Art von Garküchen abschaffen und dafür normale Restaurants bauen will. So sind sie, die chinesischen Kommunisten. Hoffen wir mal, dass sie damit keinen Erfolg haben werden.
Wir trinken noch zwei Yangying und gehen dann zur U-Bahnstation Jordan. Heute will Heidi nicht mit mir laufen. Feigling. Wir kommen gegen 22:00 Uhr im Hotel an, trinken noch einen Absacker in Form von Rotwein und begeben uns dann gesättigt ins Bett.
Heute Abend haben wir uns übrigens (fast) nie verlaufen. Uhr im Hotel an, trinken noch einen Absacker in Form von Rotwein und begeben uns dann gesättigt ins Bett. Heute Abend haben wir uns übrigens (fast) nie verlaufen.
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