This is the end, my only friend, the end
- Holger Schweitzberger
- 16. Juli 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Juli 2023
Song of the day: The Doors: The End
Fazit - Das war's also: elf Tage und zehn Nächte mal wieder unterwegs. Welch ein Privileg in der heutigen Zeit. Und gerade sieht es ja wieder so aus, als ob unsere Freiheit auf Grund der Delta-Variante des Virus wieder auf eine harte Probe gestellt wird.
Spanien und die Niederlande sind im Moment wieder als Hochsicherheitsgebiete eingestuft, der 7-Tage-Inzidenzwert steigt in ganz Deutschland und auch Europa wieder an.
Palermo, der Ätna, Corleone, die Mafia. Alles Namen die ich als Kind bereits kannte und die ich damals schon mir selbst anschauen wollte.
Zu dieser Zeit war Palermo in meinen Vorstellungen eine große Stadt am Meer, in der italienische Frauen in Kitteln auf den Märkten frischen Fisch kaufen oder tratschend in den Hauseingängen der alten Häuser stehen. Es geht sehr chaotisch zu und Mafioso liefern sich täglich Revierkämpfe. Und die Wäsche wird quer über die Straße aufgehängt
Aber es waren alles theoretische Gedanken, die ich höchstens über Bücher oder Fotos visualisieren konnte.
Wie jedes Mal nach einer Reise in ein fremdes Land, muss ich daran denken welches Glück wir haben, in einer solchen Demokratie wie der unsrigen zu leben. Ein wertvolles Gut, dass man gerade in den heutigen Zeiten nicht leichtfertig aufs Spiel setzen darf. Dazu ist sie zu wertvoll, auch wenn ich weiß, dass keine Gesellschaftsform perfekt ist.
Aber seit 32 Jahren weiß ich auch, dass es für mich keine bessere gibt. Und die, in der ich vorher lebte, möchte ich auf keinen Fall noch einmal erleben.
Zehn Nächte waren auf den ersten Blick - im Gegensatz zu anderen Reisen - ziemlich wenig, aber mit der Verweildauer an den einzelnen Orten, haben wir das Optimale daraus gemacht.
Sizilien hatte ich mir viel chaotischer vorgestellt, die Lebenseinstellung der Insulaner und ihre Mentalität kamen mir sehr entgegen. Gern komme ich noch einmal hierher.
Den Reisemonat August würde ich allerdings ausschließen. War es jetzt schon an manchen Tagen sehr heiß, so setzt der August noch einmal einen drauf. Außerdem hat dann ganz Italien Ferien und die Straßen in den Städten sind noch verstopfter.
Wie in allen Mittelmeerländer empfiehlt es sich, bei der Auswahl eines Mietwagens auf die kleinstmögliche Variante zurück zu greifen. Falls es das Budget erlaubt, ist auch ein Automatikgetriebe keine so schlechte Wahl.
Die Frage Hotel oder Ferienwohnung mit Pool habe ich in den Berichten schon einige Male beantwortet: Für uns waren die Appartements mit Pool die beste Wahl. Einerseits konnten wir uns immer schnell abkühlen, andererseits vermieden wir die tägliche Odyssee in den engen Altstadtgassen und das Suchen nach freien, kostenlosen Parkplätzen.
Auf Sizilien kann man preiswert Urlaub machen - muss man aber nicht. Ich denke wir hatten den perfekten Mix, dadurch dass wir teils Selbstversorger waren und teils Restaurants besuchten.
In allen Städten gibt es mindestens zwei Fischgeschäfte in denen täglich ab 7:00 Uhr fangfrischer Fisch aus dem Mittelmeer angeboten wird. Preislich unschlagbar und dazu noch ganz frisch, eine perfekte Symbiose.
Auto fahren macht Spaß, wenn man die ungeschriebenen Regeln befolgt. Ich kam auf diese drei:
gegenseitiges Miteinander
Verkehrszeichen dienen zur Verschönerung der Straße
Verkehrsregeln werden situativ festgelegt
Hält man sich daran, kann nichts passieren. Ach ja, meist werden Radarkontrollen per Hinweisschild angekündigt, wer also in eine Radarfalle gerät, ist selbst Schuld.
Obst und Gemüse wird oft aus regionalem Anbau verkauft. Und das merkt man. Der Geschmack ist natürlich und frisch, wie sehr haben wir uns doch schon an die Gewächshaussorten in unseren Supermärkten gewöhnt. Der Preis den man zahlt, wenn immer, das ganze Jahr, alle Produkte vorrätig sein sollen.
Die Freundlichkeit der Menschen hat uns sehr angenehm überrascht. Immer war man bemüht zu helfen, wenn es Fragen gab. Ich erinnere mich immer wieder an die Verkäuferin im Crai-Supermarkt, die uns kleine Ölpackungen schenken wollte, damit wir nicht eine große Flasche kaufen müssen (die wurde übrigens leer).
Das Meer (oder besser - die drei Meere) ist/sind unübertroffen. Herrliche, weiße Sandstrände, klares, azurblaues Wasser, angenehme Temperaturen - wir waren sichtlich begeistert.
Die Altstädte haben alle einen besonderen Charme. Am besten gefiel uns Celafú, vielleicht auch, weil wir am Abend endlich wieder Lebensfreude und -Qualität erleben durften. Hier erfuhren wir, was wir lange Zeit vermissten.
Von Palermo schwärme ich heute noch - war es doch fast wie in meinen kindlichen Vorstellungen. In einem Buch habe ich gelesen, dass Palermo sich in den letzten Jahren zum Paris Siziliens entwickelt hat. Vielleicht ist ja da etwas dran.
Und einen kleinen Mafioso habe ich ja auch gesehen...
Taormina war für meinen Geschmack völlig überteuert, hat aber mit dem Teatro Antiko auch einen wahren Schatz in seinen Reihen.
Callammare ist eine kleine, aber sehr schöne Hafenstadt, deren Besuch man, Samstag Abend mit dem Auto kommend, vermeiden sollte.
Syrakus, speziell Ortygia hat einen speziellen Charme. Der tägliche Markt ist unbedingt zu empfehlen, vor allen Dingen wenn man Antipasti, Obst oder Fisch kaufen möchte. Alle Sehenswürdigkeiten sind fußläufig zu erreichen, egal wohin es einen verschlägt, am Ende landet man immer am Meer.
Unser Mietwagen war sehr gut, mit ihm fuhren wir problemlos 1.500 Kilometer, auch in den Bergen war er ein guter Helfer. Einzig die Anordnung der Schalter und Hebel waren eine Katastrophe - deshalb gibt es da Punktabzug.
Unsere Unterkünfte waren ausnahmslos sehr gut. Die erste allerdings die Beste. Das Frühstück war einmalig, jeden Tag frische Antipasti und Obst. Die Nähe zum Pool und zum Meer war optimal, die überdachte Terrasse gab den ganzen Tag Schatten.
Villa Verde hatte es deshalb natürlich schwer, dagegen anzukämpfen. Hier bestach die große Terrasse und komfortable Küche. Auch der Innenraum war etwas größer.
Die fußläufige Entfernung zum Ristorante war zusätzlich ein Pluspunkt.
Das Hotel in Celafú befand sich direkt am Strand. Wir konnten schon 12:00 Uhr einchecken und die hoteleigene Tiefgarage benutzen. Der eigene Strandabschnitt des Hotels bietet für seine Gäste kostenlose Ligen und Sonnenschirme.
Einen Minuspunkt gibt es für das sehr spartanische, freudlose Frühstück.
Siké bei Taormina war wieder ein Appartement, hoch oben auf einem Berg. Die Wohnung war sehr groß uns schön. Auch hier war eine große Küche vorhanden. Auf der Terrasse war es leider zu dieser Zeit vor Hitze nicht auszuhalten. Daran änderte auch der Sonnenschirm nichts. Der zwölf Meter lange Salzwasserpool bot aber dafür die gewünschte Abkühlung.
Einen zusätzlicher Pluspunkt war der Blick auf den Ätna. Nachteil: Jeden Tag wurden durch den Wind feine Lavasteine auf das gesamte Gebiet verteilt. Die Bewohner haben extra Abfalltonnen dafür. Wir hingegen haben uns eine kleine Tüte davon mitgebracht.
Natürlich hatten wir wieder viel zu viel Klamotten dabei, die Hälfte hätte sicher auch gereicht, lange Hosen, Jacken und Pullover hätten wir uns sparen können. Aber man weiß ja nie...
Ich bedanke mich für euer mitlesen, korrigieren und kommentieren und hoffe es hat euch ein bisschen Spaß bereitet.
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