Tempel und Schreine
- Holger Schweitzberger

- 21. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Juli 2023
14. Juni Der heutige Tag erhält die Bezeichnung: »Der keine Treppen hochlaufen Tag«. Nach den letzten Strapazen beim Erklimmen irgendwelcher Berge, Gärten oder auch sonst was immer, wird heute ein Exempel statuiert.
Unter allen Umständen muss vermieden werden, Stufen zu steigen. Wer dagegen verstößt wird bestraft. Wie weiß ich noch nicht, das entscheide ich erst, wenn ich weiß ob ich verloren habe. Gilt alles aber nur fürs Hochlaufen. Aber das muss man ja in Japan immer.
Nach dem Frühstück, das heute etwas später ausfällt, weil wir länger schlafen, schicken wir unseren Koffer nach Osaka vor. Das geht wie letztens auch reibungslos und ist 900 Yen preiswerter als die erste Sendung. Sind ja auch weniger Kilometer.
Bewaffnet mit Stadt- und Tempelplan machen wir uns auf den Weg. Wir laufen zur U-Bahnstation Sanyo Keihan und wollen von dort nach Shichijo fahren. Zuerst allerdings steht der Erwerb einer Tageskarte für die U-Bahn an.
Allerdings gibt es an den Automaten keine Tageskarten. Nur One-Way- oder Return-Tickets. Wir fragen an der Auskunft – »Subway«, so die tolle Antwort. Zum Glück gibt es den Kontrolleur bei der Einlasskontrolle. Der erklärt uns, dass es hier keine Tagestickets gibt, da hier nicht die U-Bahn sei. Hier fährt die Keihan-Line. Wir sollen zur U-Bahn, schräg gegenüber laufen. Aha. Das tun wir.
Hier gibt es die Tagestickets. Aber nicht die Station wo wir hin wollen. Die erreicht man mit der Keihan-Line. Dafür gibt es aber keine Tagestickets. Okay, wieder zurück, beim Kontrolleur nachgefragt - ja, hier sind wir richtig. Eingecheckt und ab zum Bahnsteig.
Aber welcher? Es gibt vier. Aber nichts ist ausgeschildert oder ein Streckenplan an der Wand. Wieder zurück zum bekannten Kontrolleur. Nachgefragt. Bahnsteig 4. Yippie.
Der Zug - eine Art U-Bahn der Luxuskategorie kommt auch gleich. Wir sitzen in dicken Plüschsesseln und müssen nach einer Station schon wieder aussteigen, Wir fuhren mit der Expresslinie - die hält nicht überall. Schade.
Unser erstes Ziel ist der Sanjusangen-do. Ein buddhistischer Tempel der eintausend stehenden Statuen von Kannon. Hier müssen wir erst einmal 600 Yen Eintritt bezahlen um dann, nur auf Strümpfen in das Innere des Hauptgebäudes zu gelangen.
Hier befinden sich die Statuen mit ihren 40 Armen. Erstellt wurden sie im 12. Jahrhundert. Davor stehen einzelne göttliche Statuen, die entsprechende Rollen in der Mythologie verkörpern. Im Zentrum sitzt eine gigantische, sitzende Gottheit und wacht über allem.





Fotografieren ist bei Todesstrafe verboten. Wir benutzen übrigens die Rampe für die Rollstuhlfahrer. Danach geht es zu zwei weiteren Schreinen bzw. Tempeln. Deren Namen habe ich aber wieder vergessen.
Man sieht Sehenswürdigkeiten immer schon weit vorher, weil dort immer Reisebusse stehen. Sehr praktisch. Unser nächstes Ziel sind die beiden Tempelanlagen Higashi Hongan-ji und Nishi Hongan-ji.
Da auf dem Stadtplan nur einen Katzensprung entfernt, wagen wir einen Spaziergang. Zum Glück weht heute immer ein leichter Wind, so dass es nicht so schwül ist. Der Higashi Hongan-ji ist schon von Weitem - nein, nicht durch die Busse - sondern durch sein riesiges Eingangstor zu sehen. Beim Eintritt auf das Gelände verschlägt es einem die Sprache.
Riesengroße Tempelgebäude auf einer noch größeren Fläche. Wir durchstreifen, wieder auf Socken die Bauten und sind fasziniert von der Architektur und der Inneneinrichtung. Es ist erstaunlich leer, kaum Reisegruppen, wenig Individualverkehr. Uns soll es Recht sein.
Wir genießen die Ruhe und Atmosphäre und beenden den Rundgang mit einer Büchse Aloe-Brause. Der Nishi Hongan-ji, auf der Karte gleich daneben, ist 15 Minuten entfernt.
Auch hier riesige Eingangstore, genau so große Gebäude, aber wir finden den ersten Tempel imposanter. Hier beenden wir den Rundgang mit Eiskaffee (Heidi) und Erdbeer-Cola - was immer das auch ist (ich). Heidi erhält den eiskalten Eiskaffee. Und ich - eine heiße Schokolade mit Erdbeergeschmack.
Ich schau nochmal auf das Schild und lese Strawberry Cacao - ich hatte Strawberry Cola gelesen. Na toll, aber wider Erwarten schmeckt das Getränk ganz gut. Genau das Richtige bei der Hitze.
Damit haben wir unseren kulturellen Auftrag für heute erfüllt. Auf www.gurunavi.com haben wir heute früh das Yakiniku, ein Teppanayaki-Restaurant heraus gesucht, in dem wir zum Lunch essen wollen. Leider ist die Lunchzeit - bis 14:00 Uhr - schon lange überschritten, aber egal wir haben Hunger.
Wir kämpfen uns durch Kyotos Straßen, ohne Hinweise englischer Natur und erreichen nach langem Kampf eine U-Bahn Station, die uns wieder nach Shijo bringt. Von dort ist es nur noch ein kurzer Weg bis zum Yakiniku. Sagt der Plan. Er lügt.
Ungefähr zwei Kilometer später sind wir fast am Ziel. Jetzt benötigen wir noch einmal die Hilfe eines Japaners. In Form eines Security Mannes der gelangweilt herum steht. Er guckt bedeutungsvoll auf mein Foto mit dem Namen des Restaurants.
Zum Glück kommt sein Kollege, der es kennt. Er versucht uns die restlichen Meter in Englisch zu erklären. Wir wollen ja nur die Richtung wissen und die hat er schon gesagt. Aber er will mehr. Wir kommen einfach nicht weg. Zwei Ampelphasen sind seitdem vergangen.
Wir haben uns schon zehnmal bedankt, aber er bleibt hartnäckig. Tapfer versucht er zu erklären das sich das Restaurant rechts vor der Brücke befindet. Endlich dürfen wir gehen. Er hat Tränen in den Augen -wir auch.
Immer noch ist nichts vom Yakiniku zu sehen, da entdecken wir das Chibo - Okonomeyaki und Teppanayaki. Uns ist klar, die Suche ist hiermit abrupt beendet. Wir kehren ein.
Uns erwartet ein sehr schönes Ambiente, die Tisch haben alle in die Mitte eine Grillfläche eingelassen. Wir bestellen das Menü Okonomeyaki &Hiroshima Yaki for 2 Persons. Darin beinhaltet sind die beiden Yakis, ein Salat und ein Omelett mit Schweinefleisch.
Es beginnt mit dem Salat, der als Topic eiskalte, halbgefrorene Glasnudeln mit Röstzwiebeln enthält. Das Omelett und die Yakis werden noch mit einer Art BBQ-Sauce und Mayonnaise versehen und dann kann man die Stücke, die auf der Heizplatte liegen, zerschneiden und essen. Der Geschmack des gesamten Menüs - sensationell.
Und für knapp €28 ein guter Preis. Dieses Essen hat mir bisher in Japan am besten geschmeckt, wahrscheinlich auch, weil ich es noch nicht kannte.
Zum Abschluss streifen wir noch einmal über den Nishiki Markt und gehen dann auf unser Zimmer. Der Körper braucht nun Ruhe, viel Ruhe. Aber nicht zu viel. Am Abend machen wir uns noch einmal auf den Weg zum Wasser.
Wir erfreuen am Wind und der guten Stimmung überall. Heute ist es auch viel leerer als am Wochenende. Jedes Restaurant hat noch freie Kapazitäten. Wir gehen noch in einen Pub und trinken Bier und Gin Tonis. Über Videowalls wird das vergangene EM-Spiel Italien gegen Belgien gezeigt - interessiert hier aber keinen.



Im Family Markt kauft Heidi noch ein großes Mango Eis - das leider nur nach Sahne schmeckt.
Ein schöner Tag geht zu Ende, wir schauen gespannt auf Morgen. Osaka mit Baseball und danach Party (insofern die Heimmannschaft gewonnen hat).
Der Treppenwettbewerb geht übrigens unentschieden aus. Also keine Strafen.

























































Kommentare