Shiraz - Tehran - Grand Bazar
- Holger Schweitzberger

- 9. Apr. 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juli 2023
12. April Abschied nehmen von Shiraz, unserer letzten Station einer faszinierenden Reise. Heute geht es nach Teheran ins Novotel, das direkt am Flughafen liegt. Ein letztes Frühstück, ein letzter Schokobrunnen, ein letztes Mal Tomate, Gurke und Käse.
Wir checken aus, rufen ein Taxi und fahren ca. 20 Minuten zum Flughafen von Shiraz. Der ist in einen internationalen und einen nationalen Bereich gegliedert. Wir fahren zum nationalen Teil, wir wollen ja nur nach Teheran.
Wir fliegen mit Mahan Air, die Airline die jetzt von der USA und Europa sanktioniert wird, da sie angeblich Terroristen unterstützt. Wir können heute zumindest keine sehen.
Der Flughafen ist total leer, so etwas habe ich selten gesehen, es fliegen ja auch nur inländische Linien hier ab, aber so wenig? Wahrscheinlich ist es auch für die meisten Iraner zu teuer, der Bus ist da schon eine preiswertere Alternative.


Der Check-in verläuft reibungslos, zum Security Check gibt es für Frauen und Männer verschiedene Eingänge. Ich muss meine Kamera vorzeigen und meine Safranmühle auspacken. Dann sind die beiden Revolutionsgardisten zufrieden und wünschen mir lächelnd eine schöne Reise.
Auch hier blicken der verstorbene Ayatollah Khomeini und der aktuelle spirituelle Führer Khameini erhaben auf uns herunter. In einem anderen Block habe ich gelesen, dass der Schreiber. die beiden "die zwei kleinen Strolche" taufte. Das finde ich sehr witzig und werde das nun auch, in meinen Sprachschatz übernehmen.
Die Bestuhlung im Flieger ist relativ eng, das Flugzeug auch fast ausgebucht. Auch hier erleben wir wieder den Volkssport der Iraner: drängeln. Und wenn nur ein Platz gut gemacht ist - das ist es wert.
Wir starten pünktlich, es gibt sehr gutes Frühstück während wir über eine wieder atemberaubende Landschaft fliegen. Azurblaue Seen, Berge soweit das Auge reicht und nahe Kashan ein überdimensionaler Salzsee - der Namaksee.



Pünktlich 12:15 Uhr landen wir in Teheran Mehrabad. Hier werden wir nun unsere Debitkarten und das WiFi Pocketgerät wieder abgeben. Allerdings ist Ali nicht wie verabredet vor Ort, er will sich lieber mit uns 16:00 Uhr im Hotel treffen.
Wir besorgen uns erst einmal ein Taxi und fahren zum Novotel am internationalen Flughafen von Teheran. Auf der Fahrt verabreden wir die Abgabe der Karten und des Geräts auf 20:00 Uhr, da wir ja noch einmal zum Basar wollen. Der war ja am Anfang der Reise wegen Nowruz geschlossen.
Wir bestellen an der Rezeption des Hotels ein Taxi, als uns dort mitgeteilt wird, das der Basar Freitags (unser Sonntag) immer geschlossen ist. Na super, aber egal, wir wollen dahin, schon weil es dort mit Sicherheit Granatapfelsaft gibt.
Nach 45 Minuten sind wir vor Ort. Unser Granatapfelsaftstand hat heute auch geschlossen. Klasse! Dafür sehen wir in einer dunklen Seitenstraße eine Schlange anstehen. Wir stellen uns natürlich auch und bekommen einen Zettel in die Hand. Und siehe da, wir stehen vor dem Moslemrestaurant - hier gibt es das beste Tah-Chin der Stadt.
Es ist gerammelt voll, wir können aber unser Essen ordern. Die Frau an der Kasse meint, dass eine Portion für uns völlig ausreichend ist und sie behält Recht. Das Essen ist himmlisch und der Laden wird immer voller.




Die Leute stehen quasi übereinander und warten auf freie Plätze. Und noch eins fällt uns auf. Die rasante Geschwindigkeit, in der die Männer ihre Portionen in sich hinein schaufeln. Ich esse ja auch schon nicht langsam, aber das hier hat Formel 1 Dimensionen.
Fast alle Gäste lassen sich mindestens die Hälfte ihres Essens einpacken und nehmen es mit nach Hause. Hier mal ein Video darüber, das ich schon vor unserer Reise sah, es sagt eigentlich alles aus.
Wieder an der frischen Luft, sehen wir doch noch einige Stände, die Granatapfelsaft verkaufen. Wir genießen einen letzten dieser Art auf unserer Reise und besuchen noch einmal den Golestanpalast, der sich ganz in der Nähe befindet. Eigentlich suchen wir ja eine Toilette, die ist aber weit und breit nicht zu finden.
Also bitten wir beim Palast um kostenlosen Eintritt, um einmal das WC benutzen zu dürfen. In die Räume des Palastes zu besuchen, bedarf es ja eh eines Tickets und so wird uns natürlich der Zugang gewährt.
Wir nutzen die Zeit um den Garten und die anliegenden Gebäude einmal ohne Regen zu fotografieren, erledigen die eigentliche Aufgabe des Besuchs und verlassen wieder das Juwel islamischer Baukunst.
Wir erinnern uns wieder an unseren ersten Safran- bzw. Feigentee, mit der wir im Iran in Kontakt gekommen sind. Dort trinken wir einen Abschiedstee und bummeln an den vielen kleinen Buden entlang. Wir kaufen noch getrocknete Feigen und - wieder am Basar angekommen - noch Nüsse und Pistazien. Die sind im Iran allerdings so teuer wie bei uns, wenn auch von einer ganz anderen, viel besseren Qualität.
Es ist 18:00 Uhr, wir verabschieden uns von Teherans City und nehmen ein Taxi zurück zum Hotel. Das erweist sich allerdings schwieriger als gedacht, da niemand so recht weiß, wo wir eigentlich hinwollen. Selbst die Visitenkarte des Hotels gibt keinen Aufschluss.
Im Hotel merke ich dann, dass ich die Schlüsselkarte unseres Zimmers vorgezeigt habe. Aber das behalte ich für mich. Schließlich einigen wir uns auf 500.000 Rial für die Tour, der Fahrer fragt während der Fahrt aber sicherheitshalber noch Passanten, die englisch sprechen nach dem Weg.
Dann können wir anhand der Straßenschilder sehen, dass wir Richtung Airport fahren. Es fängt an stark zu regnen - jetzt sind Teherans Autofahrer überfordert. Nichts erinnert mehr an ihre forsche Fahrweise, im Gegenteil - alle schleichen nur noch vor sich in.
Nach einigen Umwegen und Navigation mit meinem Smartphone, viel iranischer traditioneller Musik und unzähligen Lutschbonbons kommen wir nach 70 Minuten an.
Der Fahrer fragt, ob er statt 500.000 lieber 700.00 Rial bekommen könne, er hat sich bei der Strecke verkalkuliert. Wir geben ihm 1 Million - die Summe die wir auch bei der Hinfahrt schon bezahlen. Er guckt ganz verdattert und küsst mir zum Abschied auf die Stirn.
Wir winken uns zu, er verschwindet im Teheraner Abendverkehr und wir auf unser Zimmer. 20:00 Uhr ist Ali von Mahcard natürlich nicht da. Auf Nachrichten oder Anrufe reagiert er nicht mehr. 20:50 meldet sich Hossein, der Chef von Mahcard und sagt, dass er in zehn Minuten in der Lobby des Hotels ist.



Das stimmt dann auch, wir erhalten die restlichen Euro wieder, die wir nicht verbraucht haben, geben das WiFi Gerät zurück und nehmen die gezahlte Kaution wieder in Empfang.
In der Lobby trinken Heidi und ich noch einen letzten Schoko-Shake, ehe wir müde und geschafft ins Bett fallen. Morgen früh stehen wir 4:30 Uhr auf, der Flieger startet wir 7:35 Uhr Richtung Istanbul.



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