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Mahan - Arg-e Rāyen - Qanat - Ka Lut

Aktualisiert: 11. Juli 2023


07. April Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster begrüßt uns sonniges Wetter und ein blauer Himmel. 20° Celsius, perfektes Wetter für unser heutiges Vorhaben.


Die heutige Tour sieht folgendermaßen aus:

Fahrt nach Mahan und Besuch der Shazdeh-Gärten und des Sheikh Nematollah Vali-Schreins. Danach besichtigen wir die Rayen Zitadelle und fahren zum Schluss in die Wüste Lut um den Sonnenuntergang zu beobachten.


Gestern Abend buchen wir noch unsere Weiterfahrt nach Shiraz. Eigentlich haben wir ein Busticket, aber nach dem gestrigen Erlebnis, wollen wir auf Nummer sicher gehen und schnell und bequem an den Zielort zu gelangen. 30€ kostet der Spaß für zwei Personen. Die Strecke beträgt ca. 560 km.


9:00 Uhr geht unsere heutige Tour los, 8:50 Uhr begeben wir uns in die Lobby, wo Azin schon auf uns wartet. Sie kommt aus Kerman, ist 27 Jahre alt und uns gleich sehr sympatisch. Das soll sich im Laufe des Tages noch vertiefen. Unser Fahrer heißt Hamik, er ist seit 12 Jahren mit Touristen in und um Kerman unterwegs.


Wir starten und fahren zuerst nach Mahan, das sich ca. 37 Kilometer südöstlich von Kerman befindet. Azin verteilt gleich Nüsse und Sonnenblumenkerne. Die Iraner sind ja perfekt darin, die Schalen auszuspucken und irgendwie verschwinden zu lassen. Wir sind da weniger talentiert und spucken meist den essbaren Teil aus und zerkleinern die Schalen. Die Quintessenz ist, dass wir beide Teile ausspucken und nie etwas in unseren Magen kommt.


Wir stellen uns derweil vor. Wir müssen Azins Alter schätzen - zum Glück liegen wir richtig. Anhand diverser Informationen wie Heirat und das Alter unserer Kinder, hat Azin keine Schwierigkeiten unser Alter einzuschätzen.


Wir erreichen Mahan und machen zuerst beim Schahzadeh Garten halt. Azin studiert Architektur und steht am Ende ihrer Masterarbeit. Nebenbei arbeitet sie in einem großen Architekturbüro in Kerman. Durch ihr Wissen erfahren wir viele bautechnische Details über den Garten, dessen Form und Ausrichtung noch heute als Basis für persische Architektur gilt.


Wichtig dabei ist die symmetrische Ausrichtung aller Objekte, wie Bäume, Sträucher, Wasserspiele und Wege. Wasser hat eine tragende Bedeutung in Persien. Da ständig von Wasserknappheit betroffen, sind gerade Wasserspiele und -brunnen Anziehungspunkt für alle Besucher.


Der 5,5 ha große Garten wird um 1850 unter dem Kadscharenprinzen Mohammad Hasan Khan Katschar Sardari Iravani angelegt und später von Abdul Hamid Mirza erweitert. Nach dessen wurde er vom Statthalter Kermans in den 1890er Jahren fertiggestellt. Der Schlosspavillon im Zentrum des Gartens, diente dabei als Sommerresidenz des Prinzen.

Der rechteckig angelegte Garten ist von einer Mauer umgeben und besteht aus mehreren Terrassen mit Wasserbecken und Pavillons. Ein zentraler Wasserlauf mit Fontänen führt auf das Schloss zu, wobei das natürliche Gefälle des Bodens für deren Betreiben genutzt wird. Die Mauer dient dabei als Schutz vor Wind und wilden Tieren. Luftaufnahmen verdeutlichen sehr gut, dass der Garten inmitten der Wüste, eine Oase bildet.


Nach 71 Kilometern in südlicher Richtung erreichen wir Rayen. Dort steht die gleichnamige Zitadelle. Sie ist eine Lehmziegelburg und liegt am Rande des Berges Haraz. Die mittelalterliche Lehmziegelstadt Rayen ähnelt Arg-e Bam, das im Dezember 2003 bei einem Erdbeben zerstört wurde. Rayen zeigt alle architektonischen Elemente einer verlassenen Zitadelle.


Trotz zahlreicher Naturkatastrophen, die ähnliche Gebäude in der Nähe zerstört haben, ist es äußerst gut erhalten. Das Gebiet ist in drei Teile unterteilt: das Gebiet der wohlhabenden Menschen, der Teil der den armen Leuten vorbehalten war und dem Königspalast. Die Zitadelle wird von mehreren Türmen umschlossen, wobei der mittlere Turm als der Wichtigste galt. Hier trafen alle Informationen der anderen Türme zusammen, um von dort sofort dem König zugestellt zu werden.

Die Restaurierungsarbeiten sind hier ziemlich gut zu sehen, der Eintritt von umgerechnet 1,30 € einfach lächerlich. Mit dem eingenommenen Geld ist sicher nicht viel auszurichten. Vom Dach des Königsgebäudes haben wir einen überragenden Blick auf die Felder und die angrenzenden Berge der Umgebung.


Wir können sicher noch den ganzen Tag hier verbringen und immer wieder Neues entdecken, aber wir haben noch viel vor und fahren wieder nach Mahan zu Mittagessen. Zwischendurch gibt es aber die obligatorische Teepause.


Azin hat Kerman-typische Kekse und Walnuss-Kardamon- Pulver mitgebracht. Das Pulver kann man als Süssstoff für den Tee verwenden oder einfach so aus der Hand essen. Natürlich ist dass alles "powerfull", soll heißen gibt Kraft und ist gut für den Körper. So kann man sich Süßspeisen auch schönreden.


Wir unterhalten uns über "Taroof", die iranische Höflichkeitszeremonie. Das kann so aussehen, das ein Taxifahrer es ablehnt, den Fahrpreis in Empfang zu nehmen, nach zweimalige Bitten nimmt er es dann aber. Diese Ritual kennen die Iraner. Europäer nicht. So kann es vorkommen, das ein nicht iranischer Fahrgast, nach dem Ablehnen des Fahrobolus sich bedankt und geht. So ist es aber nicht gemeint. Also, man ziert sich ein-, zweimal und dann nimmt man das Angebot an. Wir erzählen Azin die Geschichte von "Maria, ihm schmeckt's nicht" und das dass in unsere Familie übernommen wurde.


Zum Mittag essen wir Reis mit Kebap und trinken Dough, den herrlichen Durstlöcher.

Nach der ausgedehnten Ruhepause besuchen wir eine Karawanserei, die nicht touristisch aufgebaut ist und deren einstige Größe und Erhabenheit noch gut zu erfassen ist. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein noch funktionierender Qanat.

Wir gehen die 61 Stufen hinunter und landen am Wasserloch, an dem früher die Frauen das Wasser an die Oberfläche schleppten. Ein paar Schritte weiter, gelangen wir in den großen Wasserspeicher. Er mit einer großer Kuppel versehen und auch hier können wir ein phantastisches Echo erzeugen. Wieder an der Oberfläche angelangt, hat Hamik für uns den Teetisch aufgebaut.


Da Heidi und ich vorhin erwähnen, dass wir in Berlin den Tee immer mit Zitrone trinken - dies hier aber gar nicht müssen - hat Hamik für uns Zitronen besorgt. Wir sind ganz gerührt. Wir sitzen zusammen, fragen uns gegenseitig zur Situation in unseren Ländern aus und hören gegenseitig unsere Lieblingsmusik.


Plötzlich spielt Aniz Thomas Anders und Unheilig. Jetzt treffen Welten aufeinander. Wie erklären unsere Meinung zu den entsprechenden Personen, aber ich denke wir können Aniz nicht bekehren.


19:02 Uhr ist Sonnenuntergang. 18:15 Uhr sind wir in Ka Lut. Die Wüste die mit unzähligen Lehmbergen versehen ist. Sie ist über 300 Kilometer lang und ähnelt etwas Monument Valley.


Wir haben einen guten Platz, sitzen auf kleinen Hockern und essen Melone. Natürlich geht ein Hocker kaputt - der, auf dem ich saß. Ab jetzt setze ich mich nur noch auf die Steine, die werden hoffentlich nicht kaputt gehen.

Je näher der Sonnenuntergang auf uns zu kommt, desto mehr Wolken ziehen auf. Wir pusten wie wild, um die Wolken zu verscheuchen, ohne Erfolg. Trotzdem sieht es schön aus, wie es langsam dunkel wird und die Wolken ihre Farbe ändern. Azin erzählt, dass an Wochenenden hier oft junge Leute sind, die feiern, tanzen und Wein trinken. Die Polizei taucht hier nur selten auf.


Auf dem Rückweg erleben wir wieder die rücksichtslosen iranischen Autofahrer. Selten sehen wir, das ein Fahrer abblendet wenn er uns erblickt. Auch beim Überholen ist meist das Fernlicht angeschaltet.


Trotzdem kommen wir gesund am Hotel an. Wir verschenken unseren letzten Bären und verabschieden uns. Es war unsere bisher schönste Tour, woran Azin und Hamik einen großen Anteil haben. Selten haben wir so herzliche Menschen erlebt.

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