Jameh Mosque - Qanat von Zarch - Towers of Silence - Old City
- Holger Schweitzberger

- 17. Apr. 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juli 2023
04. April Da die Zimmer in unserem Hotel alle auf den Innenhof gerichtet sind indem sich das Restaurant befindet, wird es erst gegen Mitternacht ruhig. Zum Glück macht uns Lärm nicht so viel aus, allerdings nervt es schon ein bisschen.
Wir wachen trotzdem ausgeschlafen aus, blicken einem sonnigen Tag entgegen und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg. Zum Frühstück im Iran gehört immer Tomate, Gurke und Schafskäse. Das symbolisiert, ähnlich wie in Italien Mozzarella, Basilikum und Tomate, die iranischen Nationalfarben. Jedenfalls nach meiner Theorie.
Erstes Ziel ist die Freitagsmoschee von Yazd - die Jameh Moschee. Sie befindet sich ganz in unserer Nähe und steht gegenüber des Glockenturms, der sich am Anfang der Fußgängerzone befindet. Fußgängerzone bedeutet im Iran allerdings nicht, das sie nur für Fußgänger gedacht ist.
Nein, das bedeutet, dass hier etwas weniger Autos und Mopeds fahren. Es ist gegen 9:15 Uhr als wir ankommen und obwohl seit 9:00 Uhr geöffnet ist, ist man aber noch nicht auf Besucher gefasst. Ähnlich wie in Esfahan. Aber das wird schnell und unkompliziert gelöst, ein Telefonat und wir können das Bauwerk betreten.
Der Stolz der Yazder sieht wie alle Moscheen wunderschön aus, aber an die Gotteshäuser in Qom und zum Teil Esfahan, kommt die Jameh Moschee leider nicht heran.
In der Moschee befindet sich das Qanat von Zarch. Ein Qanat ist eine traditionelle Form der Frischwasserförderung, um Trink- und Nutzwasser aus höher gelegenen Regionen zu beziehen. Es besteht aus einem Mutterbrunnen, mehreren vertikalen Zugangsschächten und dem Qanat-Kanal.
Der Qanat-Kanal ist ein Stollen, der mit geringem Gefälle vom Mutterbrunnen über die Zugangsschächte bis zum Qanat-Austritt führt. Das längste Qanat im Iran und in der Welt ist mit einer Länge von 100 km das Qanat von Zarch. Es wurde 1300 n. Chr. entdeckt, sein Mutterbrunnen ist 90 Meter tief und hat mehr als 2.000 Brunnenschächte. Zarch ist eine Stadt 15 Kilometer westlich von Yazd.
Um das Qantat zu besichtigen müssen wir 63 Stufen, mit einer Minimalhöhe von 30cm, herunterlaufen. Es ist schön kühl, das Wasser steht im Brunnen. Wir sind die Einzigen hier unten und haben dadurch Zeit, alles in Ruhe zu inspirieren und den Aufstieg etwas heraus zu zögern. Zum Glück werden oben Sauerstoffmasken ausgegeben, so dass wir schnell wieder regenerieren.
Die Ausschilderung in Yazds Altstadt, lässt leider zu wünschen übrig, zum Glück hat man in den Gassen nicht so viel Möglichkeiten falsch zu laufen, aber die Gefahr besteht trotzdem.
Wir kommen zur Museums Library - die hat ein besonders schönes Dach, von dem man eine wunderschöne Sicht auf Yazd hat. Wie bestellen zwei frisch gepresste Granatapfelsäfte und genießen nun zu viert die Aussicht.
Es sind heute 26°C und zum ersten Mal schwitzen wir im Urlaub. Wie mag das erst hier im Sommer sein.
Nach dem Besuch des Alexander Prisons marschieren wir wieder Richtung Jameh Moschee, dem Ein- und Ausgangspunkt zum Basar und zur Altstadt.
Von hier fahren die Taxis ab und eins von denen brauchen wir jetzt. Wir wollen zu den Towers of Silence. Auf dem Weg dahin haben allerdings die Götter in kurzen Abständen Boutiquen errichtet, vor denen sich Tschadortrauben bilden.
Plötzlich fällt Heidi ein, dass sie ja auch etwas für unsere morgige Tour zum Anzuziehen braucht. Nach einiger Zeit erbeutet sie dann auch eine schöne schwarze Jacke, die sie aber nicht kauft.
Die Verkäufer schauen mich mitleidig an, die anderen Frauen kaufen in Gruppen ein, nur ich bin das Anhängsel, dass alle weg schubsen.
Die Fahrt zu den Türmen kostet hin und zurück 500.000 Rial. Die Fahrt bis zu ihnen dauert jeweils 20 Minuten.
Die Zarathustrier legten in den Türmen des Schweigens ihre Leichname ab, wo sie dann von Vögeln gefressen wurden. Die Knochen wurden später vergraben oder woanders aufgehoben. Es macht schließlich keinen Unterschied, ob Geier oder Würmer den Leichnam auffressen. Dieses Ritual wird noch bis 1970 durchgeführt.
Stolze 110 Stufen bedarf es zu ersteigen, ehe wir ganz oben auf dem Turm sind. Entschädigt werden wir mit einer großartigen Aussicht auf Yazd und den einige Kilometer weiten Blick in die Natur. Wir schwitzen noch mehr.
Der Taxifahrer lässt uns wieder am Glockenturm aussteigen, wir geben 100.000 Trinkgeld und er ist sichtlich erfreut. Während der Fahrt erleben wir heute einen Rekord - wir sehen fünf Personen zusammen auf einem Moped! Alle Achtung.
Kurz nach 13:00 Uhr wird zusätzlich das Radioprogramm des Fahrers unterbrochen. Wir hören das Gebets des Mullahs, dass sich bis zu unserem Ziel hinzieht.
Wir trinken im nächstbesten Café eine Limonade und kommen mit einer Schweizerin ins Gespräch. Sie reist allein und ist genau wie wir von diesem Land fasziniert.
Auf dem Rückweg haben wir die Möglichkeit Zurkhaneh, eine der Nationalsportarten Irans zu erleben. In einem kleinen Ring wird Kraftsport zelebriert. Dazu werden große Keulen geschwungen, Metallketten umhergewirbelt und auf Holzbrettern Liegestütze durch geführt. Erst dürfen die Zuschauer die Keulen und anderen Gegenstände testen, dann kommt der Profi, dessen Unterarme den Umfang meiner Oberschenkel haben, und schleudert mit den Holzkeulen, als sein sie federleicht. Sehr interessant, zumal wir dieses Ereignis nun von unserer ToDo-Liste streichen können.
Auf dem Weg zum Hotel kommen wir - wie kann es anders sein - an der Boutiquen vorbei. Jetzt kauft Heidi doch, der Verkäufer kommt schon gar nicht mehr aus seinem Laden. Statt dessen schickt er einen Jungen, der das Geschäft abwickelt. Er selbst glaubt wohl nicht mehr daran.
Nach der Siesta trinken wir noch einmal einen Granatapfelsaft auf dem Dach der Bücherei. Hier treffen wir zwei Deutsche, sie ist aus München und der Mann aus - genau: Gotha. Die Welt ist so klein. Wir reden eine Weile, sie haben eine ähnliche Tour, allerdings eine Woche mehr Zeit.
Wir verabschieden uns, machen noch ein paar Nachtaufnahmen von Yazd und schlendern Richtung Basar. Der ist in Yazd, im Gegensatz zu den schon Gesehenen, relativ klein, auch wirkt er sehr touristisch. Es sind immer noch angenehme 19°C, es weht ein leichter Wind und die Nachttemperaturen sollen die 17°C-Marke nicht unterschreiten. Direkt am Basar entdecken wir eine sehr schöne Roof-Top-Bar. Wir ergattern noch einen Platz auf dem Dach und bestellen Safran- bzw. Shah-Abbas-Borage-Tee.
Wir genießen unsere Getränke mit Blick auf den Basar und die beleuchteten Minarette und kommen uns vor, wie in einer Märchenwelt. Durch die engen Gassen des Basars knattern immer wieder Mopeds oder es schlängeln sich hupend Autos hindurch. Das stört aber niemand, im Gegenteil - mein weicht sich in aller Ruhe aus, auch wenn man immer nur soviel Platz freigibt, wie gerade benötigt wird.
Vor der Rückkehr ins Hotel benötigt Heidi jetzt auch noch eine Bluse, die sie morgen auf unserer Tour anziehen möchte. Denn gerade so etwas fehlt in ihrer Sammlung. Diesmal geht die Transaktion mit dem zuständigen Fachverkäufer schnell und reibungslos über die Bühne. Ich bekomme zur Belohnung noch ein Eis.
Wir setzen uns vor der Eisdiele auf eine der Sitzgelegenheiten und bekommen auch gleich Besuch einer Großfamile. Ein Mädchen beginnt mit uns zu reden und dann steigen alle Anwesenden ein.
Wir müssen Popcorn essen und eine Menge Fragen beantworten und sind erst entlassen, als unser Eis verputzt ist.
Morgen haben wir wieder eine Tour - es geht u.a. in das Chak Chak Gebirge, der Start ist für 9:00 Uhr geplant..



























































































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