Fushimi Inari Taishi – Arashiyama –Nishiki Food Market
- Holger Schweitzberger

- 23. März 2019
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Juli 2023
12. Juni Die Sonne weckt mich heute bereits um 5:30 Uhr auf. Das trifft sich sehr gut, denn heute wollen wir einige Tempelanlagen besichtigen und da empfiehlt es sich, vor den ganzen Touristenkolonnen vor Ort zu sein.
Kyoto ist die zweithäufigste Stadt in Japan, nach Tokio, die von Touristen besucht wird. Sie hat eine unheimliche Dichte an Denkmälern, Schreinen und Tempeln und nimmt einen großen Platz in Japans Geschichte ein.
War sie doch Jahrhunderte Sitz der japanischen Kaiser, bevor diese nach Tokio umzogen. Also, eine wahrhaft geschichtsträchtige Stadt. In der Stadt gibt es zwei U-Bahnlinien, der eigentliche Verkehr wird über Busse abgewickelt. Wir finden, dass es hier mehr Autoverkehr bzw. Staus als in Tokio gibt.
Das liegt sicher daran, dass die Parkpreise in Tokio astronomisch sind und der öffentliche Nahverkehr bestens organisiert ist. So etwas wie in Tokio haben wir noch nicht erlebt und wird wahrscheinlich auch einmalig für uns sein. Da hat es jede andere Stadt natürlich schwer mitzuhalten.
Der Bustransport in Kyoto hat einen entscheidenden Nachteil. Da es hier keine Busspuren gibt, ist er abhängig vom aktuellen Verkehrsaufkommen. Da kann eine Fahrt schon einmal doppelt so lange wie vorgesehen dauern. Und da die Busse auch nicht alle zwei Minuten fahren, hat man meistens nur einen Stehplatz.
Aber zum Glück gibt es noch JR, die hier als eine Art S-Bahn fungiert. Mit unserem JR-Pass können wir diese ja Züge kostenlos nutzen und sie bringen uns schnell an die gewünschten Ziele.
Nach dem Frühstück, das ich im anliegenden Family Market kaufe - Sandwiches und Cafe Latte, starten wir den Tag. Unser erstes Ziel ist der Inari Schrein südöstlich von Kyoto. Wir gehen zur U-Bahn Station Kyoto Shiyakusho mae und fahren zur Station Oike.
Wollen wir zu mindestens. Aber es gibt keinen Hinweis in englischer Sprache, der den Weg signalisiert. Kommen sich so Analphabeten vor? Wir irren umher, und um diese Zeit ist auch noch niemand auf den Beinen, der uns helfen kann. Das ist schon komisch. Jährlich kommen Millionen Touristen nach Kyoto, wir befinden uns sehr zentral und trotzdem keine Infos.
Das fiel uns gestern schon auf und setzt sich heute fort. Aber das macht die Sache ja erst spannend. Irgendwann entdecken wir doch einen kleinen Hinweis auf den Eingang der Subway.
Kyoto Station steigen wir aus und laufen zum Eingang der JR Line, von hier aus nehmen wir den Zug Richtung Nara und steigen nach zehn Minuten an der zweiten Station, Inari, wieder aus. Wir verlassen den Bahnhof und werden bereits vom ersten Torii begrüßt.
Es ist jetzt 8:00 Uhr und noch (fast) menschenleer. Im Schrein wird noch gebetet und wir können die einzelnen Rituale beobachten. Der Vorplatz und der Inari Schrein sind sehr groß und sehr schön.





Nachdem wir in aller Ruhe alles begutachtet haben, wollen wir den Mt. Inari besteigen. Er ist 233 Meter hoch und der Weg dorthin soll durch hunderte, leuchtende Toriis führen. Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. Der Weg wird immer steiler und führt über schöne, naturbelassene Steinstufen.
Wir kommen an zahlreichen Schreinen vorbei, vor denen immer zwei oder mehrere Füchse als Skulpturen sitzen. Der Fuchs gilt hier als Nachrichtenüberbringer und wird deshalb sehr verehrt. An einigen Stationen während des Aufstieges kann man auch Figuren von ihnen kaufen. Und Toriis in allen Größen und Preislagen, die werden dann als Wunschsymbol aufgestellt. Vorher schreiben die Besitzer aber noch ihre Wünsche und Sehnsüchte darauf. Je höher wir kommen, desto teurer wird alles.
Das gilt auch für Getränke, denn selbstverständlich hat auch jeder Schrein seinen eigenen Getränkeautomat. Nach zwanzig Minuten kommt eine erste Hinweistafel. Sie suggeriert, dass wir erst 25% des Weges hinter uns haben. Wir sind eigentlich jetzt schon dem Herztod nah.
Zum Glück hat Heidi, wie alle Japaner auch, einen feuchten Waschlappen dabei, mit dem wir uns etwas abkühlen können. Denn es ist doch schon ziemlich schwül.
Der Anstieg wird nun etwas steiler, weiterhin naturbelassene Stufen. Endlich kommen wir zum versprochen Ausblick - hier hat man eine großartige Sicht auf Kyoto. Wir rasten und erfreuen uns der Natur. Aber irgendwann ist alles einmal vorbei und wir traben weiter.
Der Anstieg wird noch steiler und immer noch diese blöden Stufen aus Naturstein. Schreine am Wegesrand interessieren uns nicht mehr. Wir sind wie in Trance und schwitzen dabei. Ein letzter Rast - die Hinweistafel spricht von 15 Minuten bis zum Gipfel. Wir marschieren weiter um die Ecke und sehen alte Feinde: Stufen, unendlich viele. Nach ungefähr einer Stunde ununterbrochenen Treppensteigens sind wir am Ziel.
Leider haben wir hier keinen Blick mehr auf Kyoto, aber egal - wir haben den Berg bezwungen. Von nun an geht’s bergab. Zu mindesten eine Weile. Dann wieder ein Anstieg. Hinweisschilder erklären, dass das alles seine Richtigkeit hat, man ist auf dem richtigen Pfad.
Nun ja, wir gelangen irgendwann wieder an die Stelle, von der aus der Aufstieg begann. Unzählige Schulklassen und Busladungen mit Touristen bevölkern der Platz. Gut das wir so früh hier waren. Inzwischen haben auch die Imbissstände geöffnet und es gibt die auserlesensten gedämpften oder gegrillten Leckereien zu kaufen.



Leider haben wir noch keinen Hunger, als wir so im Sauerstoffzelt liegen. Es war auf jeden Fall ein herrliches Erlebnis und auch der Spaziergang war sehr schön, allerdings würde ich eine Weile warten, bis ich ihn wiederhole. Übrigens sind wir auf unserem Weg unheimlich vielen alten und auch gebrechlichen Menschen begegnet, die auch den Weg bis zum Gipfel unternahmen. Respekt!
Wir fahren zurück zur Kyoto Station und da es noch früh am Tag ist, setzen oder besser gesagt stellen wir uns in den Zug nach Arashiyama, im Westen der Stadt. Diese Gegend bietet eine Reihe von Schreinen und Tempeln und einen Bambuswald. Und den wollen wir unbedingt sehen.
Wenn man nur nicht laufen müsste. Uns schmerzen Füße und Rücken, aber wir sind zäh und durchstreifen das Gebiet. Wir laufen am Fluss (weiß jetzt nicht mehr wie er heißt) entlang und sehen Boote, die nur durch einfaches Staken fortbewegt werden. Einfach ist gut, das scheint große Kraftanstrengungen zu erfordern.
Oft sitzen noch Touristen mit im Boot, die sich absichtlich schwer machen.



Der Bambuswald, durch den wir dann gehen ist ein Traum. Wunderschön, sehr hohe Bäume und angenehm schattig. Tausende Menschen wollen hier ihre Fotos schießen, am liebsten mit der Angebeteten im Hintergrund oder am noch besser mit sich selbst.
Übrigens wissen wir jetzt wie man Chinesen und Japaner auseinander hält: Chinesen sind immer laut und laufen rechts, Japaner sind manchmal laut und laufen links (manchmal). Ganz einfach. Wir gehen uns wieder zum Bahnhof zurück und sind 14:00 Uhr im Hotel.
Ich spüre meine Füße nicht mehr, Heidi musste mich den letzten Kilometer tragen. Da der gestrige Abend in dieser Gegend ein Flop war, wollen wir heute über den Nishiki Market zu laufen und von allen Köstlichkeiten, die dort angeboten werden, uns den Magen vollschlagen.
Gesagt, getan - mit einem neuen Stadtplan bewaffnet finden wir ihn auch sofort. Die verführerischsten Gerüche bezirzen unsere Geschmacksnerven. Wir schlemmen uns hemmungslos durch das große Angebot: Fisch-, Fleisch- und Eierspieße, Fischbuletten, frittiertes Hähnchen, gebackene Nutella Päckchen und Cracker mit Sesamgeschmack sind unsere Beute. Zwischendurch gibt es immer kostenlose Häppchen, meist eingelegtes Gemüse, von dem wir nicht wissen wie es heißt.














Wir entdecken Sasa-Sushi und kaufen eine Dreierbox für heute Abend. Über die Zubereitung habe ich einmal einen Bericht gesehen, demzufolge gibt es wohl drei Arten dieses Sushis. Er wird gelagert bis er gärt, und wie beim Käse gibt es Reifezustände.
Die Sorte mit der längsten Reife ist bei Liebhabern sehr begehrt, soll aber wahnsinnig stinken und von den meisten Japanern abgelehnt werden. Bei der Herstellung wird nur der Sushi Reis mit etwas Fisch belegt und in Bananenblätter eingewickelt. Ja und dann ab zum Reifen.
Der absolute Knaller ist aber ein kleiner, unscheinbarer Stand, an dem japanischer Pfeffer, auch unter Berg- oder Szechuan Pfeffer bekannt, gemahlen und verkauft wird. Es gibt zwei Sorten zum Probieren: grünen und roten Pfeffer. Der Grüne schmeckt nach Zitrone und der Rote ist etwas scharf.
Aber erst nach einiger Zeit entfaltet sie das Aroma auf der Zunge. Und das ist unbeschreiblich. Es fühlt sich an, als hätte man prickelnde Kohlensäure auf der Zunge. Einfach genial. Kein Vergleich zu unserem schwarzen Pfeffer und auch nicht so scharf. Ein toller Geschmack. Wir kaufen zwei Tüten und gehen satt zum Hotel.
Wir schlafen etwas, essen unser Sasa Sushi, das exzellent schmeckt, trinken Pflaumenwein und Bier und gehen zeitig ins Bett.
Morgen wollen wir wieder früh aufstehen und nach Hiroshima fahren.



















































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