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US Den of Espionage- Museum of the Islamic Revolution and the Holy Defense - Borj-e-Milad

Aktualisiert: 10. Juli 2023


26. März Nach fast vier Tagen Teheran, möchte ich für mich einmal ein kurzes Fazit über diese Stadt ziehen. Ein Moloch, dessen Größe ich im Vorfeld nicht so vermutet habe und deren Faszination ich für mich noch nicht richtig einschätzen kann. "Hate it or love it", diesen Satz habe ich im Vorfeld des Öfteren über Teheran gelesen, aber ich glaube, das trifft bei mir nicht zu. Ich kann diese Stadt weder hassen noch lieben, ich bin immer noch uneins mit mir.


Einerseits bin ich überwältigt von dieser ganz anderen Kultur, den freundlichen und aufgeschlossenen Menschen und den kulinarischen Genüssen, anderseits gibt es Dinge, die ich vermisse um eine Stadt liebenswert oder charmant zu finden.


In erster Linie fehlt mir die Möglichkeit auf den Straßen zu flanieren oder in einem Café zu sitzen und das Leben zu beobachten. Ich vermisse ein pulsierendes Leben mit Kinos, Restaurants, Kneipen oder Clubs (auch wenn ich in diese schon lange nicht mehr gehe).


Es macht mir keinen Spaß, nur mit Todesangst auf eine andere Straßenseite wechseln zu können, um mir dort eventuell etwas anzuschauen. Trotzdem haben wir hier alle Freiheiten um das zu tun was wir wollen, auch in den Gesichtern der Menschen sehen wir überwiegend fröhliche und lachende Gesichter. Also wenn ich es mit richtig überlege, liebe ich diese Stadt doch - wenigstens ein bisschen.

Heute ist wieder Regen angesagt - unsere obligatorischen Ziele sind die Tabiat Brücke, die ehemalige Botschaft der USA und der Milad Tower, dem sechst höchsten Fernsehturm der Welt. Über die Reihenfolge sind wir noch unschlüssig, das klären wir wie immer operativ, spätestens in der Metro.


Diese ist ja nur ein paar hundert Meter von unserem Hotel entfernt und eigentlich die einzige Möglichkeit schnell und sicher an sein Ziel zu kommen. Sie fährt sehr zuverlässig, auch wenn die Zeitintervalle etwas kürzer sein können. Aber - wir haben noch keine Unterbrechung wegen eines Notfall- oder Polizeieinsatzes erlebt. Auch so etwas gibt es.


Nach dem Frühstück stehen wir 9:00 Uhr startbereit vor der Tür - es regnet nicht. Wir fahren mit unseren beiden schon bekannten U-Bahn-Linien bis zur Station Taleghani. Hier befindet sich die ehemalige Botschaft der USA, die der Mittelpunkt der Revolution von 1979 ist, als sie von Studenten gestürmt wird und 524 Diplomaten für 444 Tage als Geiseln gehalten werden.


Heute ist der Komplex, von der iranische Regierung mit dem Namen US-Höhle der Spionage versehen, von der Student Basij Organisation besetzt, die sich der Verteidigung der Revolution verschrieben hat. Es ist ein skurriler Ort für einen Besuch:


Die Vorgärten - jetzt als "Museumsgarten der Anti-Arroganz" bezeichnet - sind mit farbenfrohen, antiwestlichen Propagandapostern- und malereien versehen. Das Gelände dient weiterhin als Trainingsplatz für die Revolutionsgarden und als Bühne für Demonstrationen gegen die USA.


Ein Teil des Gebäudes ist ein Museum, in dem die Spionage im Mittelpunkt steht. Leider ist das Museum heute, obwohl es offiziell geöffnet hat, geschlossen. Pünktlich zu diesem unwirtlichen Ort, fängt es nun auch an zu regnen.

Wir schießen noch ein paar Fotos und entdecken ein großes Haus auf der anderen Straßenseite. An ihm ist die gesamte Außenfassade mit Slogans gegen den Aggressor USA und Märtyrerbildern beklebt.


Eigentlich steht jetzt die Tabiatbrücke auf dem Programm, aber bei Regen ist das sicher kein Spaß, also spontane Planänderung. Da sich in unserer Nähe, also ein paar Metrostationen entfernt, das Museum of the Islamic Revolution and the Holy Defense befindet, entscheiden wir uns für diese trockenere Variante und fahren mit der Linie 1 bis zur Station Shahid Haghani.


Wieder an der Erdoberfläche angekommen, gießt es in Strömen. Zum Glück ist der Weg zum Museum ausgeschildert und wir müssen nicht unnötigerweise in der Weltgeschichte umherirren. Allerdings ist der Eingang am hinteren Ende dieses riesigen Komplexes, so dass wir uns ziemlich lange durch den eisigen Regen kämpfen müssen.

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Der Eintritt für zwei Personen beträgt umgerechnet 5 € und dafür bekommen wir eine ganze Menge geboten. Im Mittelpunkt steht natürlich der erste Golfkrieg zwischen dem Iran und Irak.


Damals, am 22. September 1980 erklärt der irakische Diktator Saddam Hussein dem Iran den Krieg, der acht Jahre dauert und rund einer Million Menschen das Leben kostet. Eine Reihe verschiedener Ursachen löst den Krieg zwischen dem Iran und Irak aus. Dazu zählen zum einen territoriale Konflikte, wie die Streitigkeiten über die Herrschaft in der Region um den Grenzfluss Schatt al-Arab und der irakische Anspruch auf die erdölreiche iranische Provinz Khuzestan.


Zum anderen begünstigen religiöse Spannungen zwischen dem überwiegend sunnitischen Irak und dem Iran, in dem der Schiismus Staatsreligion ist, den Konflikt. Schließlich stehen auch die Ideologien beider Staaten im Widerspruch zueinander: Der Irak verfolgt einen national ausgerichteten Panarabismus, während der Iran unter religiösen Vorzeichen eine panislamische Vision vertritt.


Beleuchtet wird auch der Machtwechsel 1979 im Iran. Der Schah Mohammad Reza Pahlavi regiert zu dieser Zeit seit 1941 den Iran. Während seiner Herrschaftszeit veranlasst er verschiedene Reformen, mit denen er auf den Widerstand der Geistlichen und der Bevölkerung trifft.


Ab 1978 kommt es immer wieder zu landesweiten Massenprotesten und Streiks, die den Schah am 16. Januar 1979 zur Flucht ins Ausland bewegen. Als Anführer der Opposition kehrt daraufhin der religiöse Führer Ayatollah Ruhollah Khomeini aus dem Exil zurück. Auf seine Veranlassung wird Ende März ein Referendum durchgeführt, in dem die Wähler entscheiden sollen, welche Staatsform der Iran in Zukunft hat. Auf die Frage, ob eine Republik zugunsten einer Monarchie eingeführt werden soll, stimmen in nicht-geheimer Stimmabgabe mehr als 97 Prozent der Teilnehmer mit "Ja".

Während des Rundgangs wird in sehr plastischer Weise demonstriert, wie sich ein Bombenangriff oder der Aufenthalt in einem Bucker bei unterschiedlichen Temperaturen anfühlt. Wir werden durch nachgebaute, zerstörte Stadtviertel geführt und können miterleben, wie gefangene iranische Soldaten gefoltert werden. Einen großen Raum nimmt auch die Märtyrerhalle ein, vor dem Museum sind sogar Autos ausgestellt, in denen junge Männer den Märtyrertod fanden.


Uns gefällt dieses Museum sehr gut, wenn es auch für unsere Verhältnisse zu sehr propagandistisch ist. Aber das ist in anderen Ländern auf Welt ja auch nicht anders. Im Souveniershop - dem ersten auf unserer Reise - fragt eine junge Frau nach unserer Meinung über das Museum.


Wir erzählen, dass es gut ist auch einmal die Sichtweise des Gegenüber kennen zu lernen, denn in unseren Medien hören wir immer andere Versionen. Sie meint zu uns, dass es in erster Linie auf ihre Regierung zurückfällt, die das Land in den Ruin führen,


Es wird alles teurer, viele Menschen können sich nur noch das Nötigste zum Leben leisten. Wir wünschen uns gegenseitig, das sich diese Situation irgendwann ändert, zu wünschen wäre es diesem Volk.


Auch zwei Stunden im Museum haben den Regen nicht verdrossen, weiterhin bleibt er heute unser treuer Begleiter. Da es, trotz des Regens, am Himmel aber relativ klar ist, fahren wir zum Milad Turm - nur eine Station entfernt.


Denken wir - denn bei genauerer Betrachtung der Umgebung, sehen wir ihn nur in gefühlten drei Kilometer Entfernung. Ein Wachmann erklärt uns, dass wir nur mit dem Taxi dort hin kommen, unten an der Straße sollen immer welche stehen. Heute nicht, die Fahrzeuge brettern auf der 5-spurigen Autobahn vorbei - kein Taxi in Sicht.


Da aber fast alle privaten Autos in Teheran weiß sind, können wir die gelben Taxis gut erkennen und schließlich erbarmt sich so ein treuer Geselle und hält bei uns an. Der Preis ist schnell ausgehandelt, für 1,5 € inkl. Trinkgeld sind wir 10 Minuten später am Fuß des Borj-e-Milad. Bei Regen.


Wir kaufen zwei All Inklusive Tickets für 7 € und stellen uns an die schier endlose Schlange an. Auch hier drängeln die Iraner oder sie stehen mir schon fast in der Hose, nur um vielleicht einen Platz gut zu machen. Vor allen Dingen die älteren dicken Frauen. Und wenn man sich zu ihnen umdreht - dann lachen sie einen an.


Zwanzig Minuten später steigen wir in 384 Metern Höhe aus, gehen auf die offene Plattform und sehen - nichts. Dicke Wolken versperren den Blich auf das Albrozgebirge und die Stadt. Dabei sah eben von unten noch alles so schön aus. Wir beschließen, in den nächst höheren Stock zu fahren, vielleicht ist es dort ja etwas besser. Es existiert nur eine kleine Schlange vor dem Aufzug und schneller als gedacht sind wir - wieder unten.

Es war der falsche Fahrstuhl. Nun sind wir wieder draußen - im Regen. Wir trösten uns damit, dass heute sowieso schlechte Sicht ist.


Da unser Hungergefühl immer stärker wird, erinnere ich mich an eine traditionelle Teestube, die ich gestern im Internet fand. Sie bietet persische Gerichte an und ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Das Azari Tea House befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofs und da wollen wir jetzt hin.


Mit der Metro ist es ein Fahrt von fast einer Stunde, also nehmen wir ein Taxi. Beim ersten Fahrer ist mir sein Preis zu hoch, ich lehne seine Offerte ab, in der Hoffnung er verhandelt. Macht er aber nicht, also gehen wir zum nächsten. Der bietet sofort einen 100.000 Rial günstigeren Tarif an, den wir akzeptieren.


15 Minuten später kommen wir am Hauptbahnhof an, jetzt noch 100 Meter durch den Regen laufen und schon stehen wir in einem persischen Wunder. Wir fühlen uns 100 Jahre zurück versetzt, die Einrichtung ist atemberaubend und das Restaurant bis auf den letzten Platz mit Einheimischen belegt.


Nach einer kurzen Wartepause werden wir zu unserem Tisch geleitet. Denken wir, aber wir werden gefragt, ob wir denn auch auf dem Teppich sitzend unser Essen zu uns nehmen wollen. Na klar wollen wir das. Es gibt nur drei Gerichte: Dizi, Aubergine oder Chicken Kebap.

Wir ordern Dizi und Aubergine. Vorher gibt es Tee mit zuckersüßem Gebäck. Die Kellner tragen die Gerichte, die auf großen Platten stehen, auf dem Kopf und wir bekommen unseres auch recht schnell. Der Kellner erklärt, welche Speisen wir gerade vor uns sehen und dann sind wir auf uns allein gestellt.


Zum Glück hat unser Liegennachbar ein Einsehen und fragt ob wir denn mit dem Procedere des Dizi vertraut sind. Wir verneinen und er erklärt wie das gegessen wird.


Das Essen an sich wird schon seit mehreren hundert Jahren von den Iranern zubereitet. Der Grund für den Namen ist, dass es die Leute in kleinen Steintöpfen namens Dizi servierten.


Traditionelle iranische Restaurants, wie das Azari, verwenden diese steinernen Töpfe immer noch für dieses Essen. Die Iraner nennen dieses traditionelle persische Gericht auch Abgoosht, was wörtlich "Fleischbrühe" bedeutet. Diese kalorienreiche Nahrung, die eine gute Proteinquelle ist, wird deshalb im Winter bevorzugt.


Es wurde ursprünglich aus Lammfleisch und Kichererbsen hergestellt, bevor Tomaten und Kartoffeln in die iranische Küche Einzug erhalten und das Rezept neu entwickelt wurde. Fleisch und Bohnen sind aber immer noch die Hauptzutaten von Dizi, aber in manchen Gegenden werden je nach Geschmack weitere Zutaten dem Rezept hinzugefügt.


Zum Beispiel wird im Norden Irans, Knoblauch und in der Provinz Kerman, Kümmel zum Würzen zusätzlich verwendet. Das Essen schmeckt fantastisch, dazu trinken wir Joghurt und zum Abschluss Tee.


Die U-Bahn bringt uns anschließend wieder wohlbehalten zum Hotel zurück. Bei Regen - aber das wird sich heute wohl auch nicht mehr ändern. Nach einer kurzen Verschnaufpause besuchen wir unser bekanntes Café, wir trinken Safran Lemon und Choco-Cheese-Shake. Beide schmecken ausgezeichnet.

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Da der Regen sich nun endlich verabschiedet hat, spazieren wir die belebte Einkaufsstraße bis zur nächsten Metrostation. In einer dunklen Nebenstraße befindet sich ein kleiner Laden, in dem iranisches Brot gebacken wird.


Im Inneren stehen die beiden Bäcker, die den Teig kneten, formen und anschließend in einen großen Steinofen schieben. Dort verweilt das Brot für einige Minuten, um dann an die Wartenden verkauft zu werden. Die stehen schon in einer langen Schlange an. Das Brot wird auf einem großen Haufen kleiner Steine gebacken und hat deshalb auch sein markantes Muster, das wir ja auch von türkischem Brot kennen.

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Es ist immer noch ganz schön Betrieb auf der Straße und Heidi nutzt die Gunst der Stunde und kauft drei sehr schöne, leichte Mäntel, die sie auch in Deutschland anziehen kann. Gegen 22:30 Uhr sind wir wieder im Hotel. Heidi macht Modenschau und ich trinke ein herzhaftes Bavaria Holland 0.0%.

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