top of page

Fatima Masumeh Shrine - Kashan Historic Center - Tabatabai House

Aktualisiert: 10. Juli 2023


27.März Die Tage in Teheran sind gezählt, heute fahren wir 9:00 Uhr über die heilige Stadt Qom nach Kashan. Qom ist die wohl religiöseste, iranische Stadt. Hier befinden sich die wichtigsten, geistlichen Universitäten des Landes. Hier hoffen wir, etwas von der Melancholie der tief verwurzelten Religion zu spüren.


In Kashan, deren Name sich von dem Wort Fliese (kāšī) ableitet, werden wir drei Nächte verbringen, ehe es weiter nach Isfahan geht.


Das Karoon Hotel in Teheran, in dem wir die letzten Tage verbrachten, hat uns sehr gut gefallen. Es ist ein sehr sauberes 3 Sterne Hotel, mit sehr freundlichen Mitarbeitern und einem guten Frühstück. Wir können es guten Gewissens weiter empfehlen. Die geringe Entfernung zur Metro ist ein weiterer Pluspunkt, dieses in Central Tehran gelegenen Hauses.


9:00 Uhr ist der geplante Zeitpunkt, an dem uns Hossein abholen soll. Alles was wir bisher im Iran erlebt haben, lässt darauf schließen, dass wir sicher gegen 9:15 Uhr unser Gepäck einladen werden. Deshalb lassen wir uns mit dem Frühstück Zeit, so dass wir locker 8:50 Uhr auschecken können.


8:35 Uhr klingelt das Telefon - Hossein ist schon da, wir können los. Na, nun schnell ausgecheckt, Sachen im Kofferraum verstaut und ab geht die Fahrt - nicht ahnend was heute auf uns zu kommen wird.


Hossein ist uns sofort sympatisch, wir haben zusätzlich noch einen Fahrer - den Namen habe ich vergessen - ein Typ wie George Clooney. Er kann telefonieren, Sonnenblumenkerne kauen, singen, am Radio spielen und Auto fahren. Alle parallel.


Wir haben herrlichen Sonnenschein und auf der Rückbank des Autos keine Sicherheitsgurte. Wir fahren südwärts, am Khomeini Mausoleum und dem internationale Airport IKA vorbei, Richtung Qom. Wir unterhalten uns über den vergangenen Irak-Iran Krieg und das heutige Verhältnis beider Länder zueinander.


Es ist jetzt anscheinend ganz gut, auch weil beide Länder miteinander Geschäfte machen wollen. Wieder hören wir, dass die iranische Bevölkerung nicht viel mit ihrer Regierung am Hut hat, aber auch die Embargopolitik der USA und Europa nicht nachvollziehen kann. Damit trifft es sicher auch immer die falschen Personen.


Hossein erzählt, dass er mich bei unserer Begrüßung zuerst für einen Iraner hält, auch weil ich schwarze Sachen, also zumindest das Hemd, anhabe. Heidi allerdings sieht - auch mit Kopftuch - wie eine Europäerin aus.


Schwarz kleidet sich der Mann im Iran nur, wenn jemand gestorben ist, ansonsten bevorzugt er farbige Mode. Auf seine Frage nach unseren Kindern beginnt im Auto ein reger Tausch von Bildern, auf denen alle Familienmitglieder aller Insassen begutachtet und bestaunt werden.


Wir lachen viel, vor allen Dingen, wenn wir gegenseitig versuchen, die Namen der anderen Personen auszusprechen. Mehrfach hören wir von Hossein, dass er sich sehr freut, das wir sein Land besuchen.


Die 100 km bis Qom verfliegen wie im Flug. Wir passieren dabei das iranische Testgelände für Nuklearwaffen, einen Salzsee sowie unzählige Pistazien- und Granatapfelbäume. Wann immer wir wollen, können wir unseren Fahrer bitten anzuhalten und ein paar Bilder zu knipsen.


Qom - die Heimatstadt von Hossein hat knapp 1,5 Millionen Einwohner. Wer gedacht hat, das die Autofahrer hier etwas entspannter als in Teheran sind, hat sich damit leider getäuscht. Sie stehen den Hauptstädtern in nichts nach.


Bevor wir unser Ziel, den Fatima Masumeh Shrine erreichen, fragt uns Hossein ob wir das Grabmahl der Verwandten von Ayatollah Khomeini sehen wollen. Wie bejahen und nach einem kleinen Umweg besichtigen wir diesen kleinen Schrein und ein sich in der Nähe befindlichen Friedhof. Auf diesem lassen sich Muslime aus aller Welt beerdigen.


Der Weg zum Fatima Masumeh Shrine ist voll mit Pilgern aus aller Herren Länder. Es geht allerdings keineswegs tief religiös zu, im Gegenteil, es herrscht eine angenehme, freudliche Stimmung.


Immer wieder hören wir "Welcome to Iran", wer englisch sprechen kann, wechselt dann wenigstens noch ein paar Worte mit uns. Hossein ist ein Fotonarr und ich werde von ihm immer wieder aufgefordert, das eine oder andere Foto unbedingt zu schießen. Aber alles sehr nett, so dass wir viel lachen.


Der Eingang zum Schrein ist getrennt, Männer und Frauen treffen sich erst danach wieder. Wenn sie sich dann noch erkennen. Heidi erhält eine weibliche Unterstützung, die sie dabei berät, wie der im Inneren des Schreins zu tragende Tschador angelegt wird.


Wir erkennen uns, aller Widrigkeiten zum Trotz wieder und haben nun ein Treffen mit einem Mullah, der uns die Bedeutung des Schreins erklären wird. Vorher machen wir noch Bilder von diesen an Schönheit kaum zu übertreffenden Gebäuden.

Die Farben sind einzigartig, die Architektur einmalig schön. Jedem westlichen Besucher wird, so er kein Moslem ist, ein Geistlicher an die Seite gestellt, der für Fragen Rede und Antwort steht. So erfahren wir von Mohammed viel über die Geschichte des Schreins und seine Bedeutung für die Moslems.


Dann kommt er zum Thema Frieden und Islam. Er verurteilt aufs Schärfste die Mitglieder vom IS, sowie sämtliche Selbstmordattentäter die im Namen Allahs Verbrechen begehen. Diese haben den Koran in keiner Weise verstanden.


Seine Worte machen mich schon nachdenklich, wenn man bedenkt wie in unseren Medien abfällig über "die Mullahs" gesprochen wird. Iran ist sicher alles andere als ein demokratischer Staat, aber seine Bewohner und auch die Mehrzahl der Geistlichen sehnen sich nach einem Leben in Frieden mit allen Ländern auf der Erde.


Nach unserem Rundgang und unzähligen Fotos, werden wir noch in einen Raum geführt, in dem wir uns etwas ausruhen können. Es wird dazu Tee, Gebäck und Wasser gereicht. Und Postkarten und Informationsmaterial vom Schrein.


Nach einer Stunde beenden wir die Führung. Das westeuropäische Besucher den Schrein nur in Begleitung betreten können, hat damit zu tun, dass sie natürlich nicht die ganzen Fettnäpfchen sehen, in die sie sicher treten würden.



Eigentlich würde es jetzt weiter nach Kashan gehen, aber Hossein fragt, ob wir gern den alten Basar von Qom anschauen möchten. Na, deshalb sind wir doch im Iran. Klar möchten wir und er freut sich. Und Hossein kennt jeden im Basar. Überall werden wir vorgestellt, müssen, falls vorhanden, von allen Köstlichkeiten probieren und ich muss unbedingt von allen Sachen Fotos machen. Aber nicht nur eins, nein am besten viele, damit man später das Beste auswählen kann.

Wir tauchen tief in das Innere des Basars ein und sehen Dinge, die wir, wenn wir ihn allein durchstreift hätten, nie zu Gesicht bekommen würden. Hossein bedankt sich ein paar Mal bei uns, das wir ihm Gelegenheit gegeben haben, seine Stadt vorzustellen. Verkehrte Welt, oder?


Nach insgesamt knapp drei Stunden fahren wir weiter nach Kashan. Es liegen noch einmal ungefähr 100 km vor uns. Wir halten kurz, als wir an der Straße eine Herde Kamele sehen, Natürlich muss ich sie von allen Seiten fotografieren, ich glaube Hossein wäre es am liebsten gewesen, wenn sich Heidi auch noch auf eins gesetzt hätte.


Kurz vor Kashan erreichen wir eine Olivenplantage. Hier holt Hossein für zu Hause noch 4 Liter Olivenöl. Uns schenkt er ein großes Glas der "besten Oliven der Welt". Wir wollen es erst nicht annehmen, aber er besteht darauf.


Im Moshedi House, unserem Domizil für die nächsten drei Tage verabschieden wir uns zuerst von unserem Fahrer. Über das Trinkgeld freut er sich sehr, auch wenn er es erst nicht annehmen will. Hossein hilft noch das Gepäck mit auf unser Zimmer zu bringen.


Ein Trinkgeld lehnt er konsequent ab, unseren Berliner Bären, von denen wir drei mit im Iran haben, nimmt er dankend und freudig an. Er hofft nun, dass seine Frau ihm den Bären nicht wegnimmt.


Hossein war ein toller Guide, der während der Fahrt nicht einmal versucht uns zu irgendwelchen Käufen zu überreden. Danke dafür!


Unser Zimmer grenzt an einen paradiesischen, orientalischen Innenhof. Vor jedem Zimmer stehen entweder Tische und Stühle oder große Diwane auf denen man herrlich lümmeln kann. Zur Begrüßung gibt es traditionell Tee, Früchte und Gebäck. Danach teilen wir unser Zimmer auf, ich habe natürlich wieder den wenigsten Platz.


Im Morshedi House gibt es auch ein Restaurant, das besuchen wir als Nächstes. Auch hier werde ich wieder für einen Iraner gehalten und der Kellner ist ganz erstaunt, als ich ihm nicht auf Farsi antworte. Das Essen kommt lange nicht an die Qualität der letzten Teheraner Restaurants heran, aber wir werden satt und testen zum ersten Mal Dough, eine Art Ayran.


Gestärkt verlassen wir nun die Unterkunft und laufen durch enge, verwinkelte Gassen zum historischen Zentrum von Kashan. Das liegt zehn Minuten von uns entfernt und es befinden sich dort einige Sehenswürdigkeiten Kashans. Kashan ist das Zentrum zur Erstellung von Rosenwasser - es gilt als das Beste im Iran. Es wird an allen Ecken und Enden verkauft, wir können sogar die Herstellung beobachten. 1 Liter der besten Qualität kostet 1€.


Auch das Tabatabai Haus befindet sich in diesem Teil der Stadt. Ein Wohnkomplex, der vom Kadscharen-Kaufmann Sayyid Dschaʿfar Tabatabayi 1834 errichtet wurde. Heute Anziehungspunkt für in- und ausländische Gäste sowie aller Bewohner Kashans. Was wir heute dort erleben übertrifft alles bisher gewesene.

ree

Wir werden so oft angesprochen, dass ich es nicht mehr schaffe mir Notizen zu machen. Immer wieder hören wir, wie sehr man sich freut, dass wir den Iran besuchen. Wichtig ist auch für viele Menschen zu wissen, wie wir in Europa den Iran sehen und wie unsere Meinung ist, nachdem wir schon einen Teil des Landes kennen.


Meist sind es junge Mädchen, die in der Schule englisch lernen, die uns fragen. Erst gucken sie etwas schüchtern, dann siegt die Neugier aber doch. Und die Eltern sind stolz, dass ihre Kinder so gebildet sind. Mit Recht. Zum Schluss immer die Bitte nach dem obligatorischen Foto. Dann aber mit der ganzen Familie.


Wir machen jetzt auch immer Fotos von ihnen, damit wir später noch wissen, wen wir wo getroffen haben. Der Höhepunkt aber ist ein ca. 14 jähriges Mädchen. Ihr Vater will angeblich wissen ob ihr Englisch schlecht oder gut ist (clever!). Natürlich brilliant.


Sie freut sich. Danach folgt eine fast philosophische Unterhaltung über die jetzige politische Situation in der Welt. Stolz lächelt uns der Vater bei der Verabschiedung zu.


Nach unzähligen Fotos - so müssen sich Popstars fühlen - machen wir uns auf den Weg in ein Teehaus. Das Asari Teehaus befindet sich gleich in der Nähe und ist noch schön leer. Wir lümmeln uns wieder auf einen Diwan und bestellen Tee.


Sofort kommt wieder ein Mädchen und fragt, ob ihr Vater sie mit uns fotografieren darf. Dann kommt noch Mutti und alle sind abgelichtet. Der Höhepunkt ist der Kellner. Er fragt woher wir kommen und stellt dann eine Deutschlandfahne neben uns auf den Diwan. Jetzt sind wir schon von Weitem als Außerirdische zu erkennen.

Es gibt Kardamontee und zuckersüße Datteln - jeder Vergleich mit den unsrigen wäre ein Beleidigung. Es ist mittlerweile dunkel und ganz schön abgekühlt. Wir kaufen nach eine Cola und beim Bezahlen bekommt der Verkäufer einen Lachkrampf als er meinen Namen liest.


Laut prustet er ihn zu seinem Kompagnon und wir müssen alle lachen. Im Hotel setzen wir uns noch auf den Diwan, lesen oder schreiben etwas. Heute ist für mich einer der eindrucksvollsten Tage. Ich denke das es Heidi ebenso geht.

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page