Sithonia - Beaches - Mönchsrepublik Athos
- Holger Schweitzberger

- 27. Sept. 2024
- 7 Min. Lesezeit

23. September
Gegen 7:00 Uhr wache ich auf und mache mich startklar um zum Strand zu gehen. Es sind schon 18°C und die Wassertemperatur soll 25°C betragen.
Gerade als ich gehen will, entscheidet sich Heidi dafür, dass sie doch mit kommen will. Zusammen laufen wir die knapp 200m bis zur Strandpromenade. Im Hintergrund können wir den bereits beginnenden Sonnenaufgang bewundern. Wie perfekt ist das denn. Es sind kaum Menschen unterwegs und das Meer ist ruhig und kristallklar.

Wir denken laut, dass es doch ein Glück war, das unser Flug nach Bristol abgesagt und die geplante Reise durch Cornwall dadurch ausfiel. Ein Blick in die Wetter-App bestätigt uns - dort ist für die gesamte Zeit Regen und Höchsttemperaturen von bis zu 18°C angesagt.
Wir hüpfen lieber in das warme Meer und beobachten weiter die aufgehende Sonne. Man kann seine Zeit auch schlechter verbringen.
Nach 30 Minuten gehen wir wieder zurück. Wir setzen uns auf unsere Terrasse und genießen unser mediterranes Frühstück.
Das erste Ziel ist heute der Karydi Beach. Er liegt etwa 18km in südöstlicher Richtung von Nikiti, auch auf Sithonia.
Die Straßen sind leer und nach knapp 30 Minuten ergattern wir einen der letzten freien Parkplätze, von denen der Fußmarsch zum Wasser nicht mehr als 2min dauert.
Der Karidi-Beach ist einer der schönsten Strandabschnitte der Chalkidiki, der feine Sandstrand ist flach abfallend und somit auch für kleine Kinder sehr gut geeignet. Außerdem verfügt Karidi-Beach über schattenspendende Kiefern und Pinien sowie über interessante angrenzende Felsformationen.
Um einigermaßen mit Wasser bedeckt zu sein, müssen wir schon etwas weiter in die Ägäis laufen, für Eltern mit kleinen Kindern ist es also ein idealer Platz. Das kristallklare Wasser hat eine Temperatur von 25°C, es tummeln sich viele kleine Fische am Boden entlang - wer gern schnorchelt kommt hier auf seine Kosten.
Wir wollen gar nicht mehr an Land, aber ehe uns Schwimmhäute wachsen und mit Blick auf die Uhr verlassen wir nach 30 Minuten wieder das kühlende/wärmende Nass.


Die Athos Sea Cruise befindet sich auf dem östlichen Finger und hat in Ouranoupolis einen ihrer Startpunkte für Bootstouren.
Die Strecke führt uns knapp 70 Kilometer über viele Serpentinen an atemberaubender Natur vorbei.
Über viele Serpentinen, an unzähligen Olivenhainen und Pinienwäldern vorbei, genießen wir - immer mit einem Blick aus Meer - die Fahrt. Anders als auf Peleponnes, gibt es hier kaum größere Städte, es sind eher Orte und auch der Verkehr ist eher als ruhig anzusehen.
Fuhren auf Peleponnes die Autos auch auf Tempo 50 Abschnitten ihre 100 km/h, wird hier doch sehr penibel auf die Geschwindigkeitsbegrenzung geachtet. Uns ist das Recht, denn wir haben Zeit und können uns somit auf die Schönheit der Insel konzentrieren.



12:30 Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel. 14:15 Uhr soll die Tour beginnen. Wir suchen und finden schließlich einen Parkplatzt in der Nähe des Hafens und erkundigen uns nach den Checkin-Formalitäten.
Es wird gebeten 15 Minuten vor Start bereit zu stehen, dann läuft das Boot von der Vormittagstour ein und wenn alle Passagiere das Schiff verlassen haben können wir einsteigen.
So machen wir noch einen Bummel durch den Ort. Er ist geprägt von vielen Geschäften die Ikonen der griechisch-orthodoxen Kirche verkaufen. Das ist wohl dem geschuldet, dass sich nebenan gleich die Mönchsrepubilk Athos befindet. Am Ende der Stadt endet Griechenland und man kann nicht mehr weiter fahren.
Ein Zaun und ein großes Schild weisen dort unmissverständlich darauf hin, dass ein Betreten der Klosterregion strengstens verboten ist. Die Grenzbefestigung zieht sich quer über die gesamte Halbinsel. Besichtigt werden können jedoch die Reste des frühchristlichen Klosters Zygos diesseits des Zaunes, das von Ruinen einer noch älteren Siedlung aus dem 4. bis 6. Jh. umgeben ist.
Nur wer ein Visum oder Einladung besitzt darf für maximal drei tage Athos besuchen.
Die "Himmelsstadt", wie Ouranoupoli übersetzt heißt, ist der letzte frei zugängliche Ort wenige Kilometer vor der Mönchsrepublik Athos und so wurde der 150 km von Thessaloniki entfernte Ort zum wichtigsten Ausgangspunkt für Fährschiffe, die die Häfen der Athos-Klöster täglich anlaufen.
Das Wahrzeichen des Dorfes, der Turm von Prosphorion - so hieß Ouranoupoli einst - stammt bereits aus dem 14. Jh. Damals zum Schutz des Gutes des Klosters Vatopediou errichtet, wurde er nach etlichen Zerstörungen mittlerweile umfassend renoviert und ist heute der größte und besterhaltene Turm auf der Chalkidiki.


Eigentlich wollen wir uns in eins der Strandtavernen setzen, aber man wird so aggressiv beworben doch Platz zu nehmen, dass es uns hier zu touristisch ist.
In der Nähe unseres Parkplatzes sahen wir vorhin eine kleine Taverne in der viele Griechen saßen - diese steuern wir nun an.
Eigentlich wollen wir uns nur einen griechischen Salat bestellen, aber der Gyrosspieß sieht so einladend aus, dass wir auch noch eine Portion davon bestellen.
Wir erhalten zwei riesige Portionen und haben Zweifel, diese aufgegessen zu haben bevor die Bootstour beginnt. Wider aller Erwartungen schaffen wir es aber doch. Es war der beste Gyros den ich je gegessen haben. Hier der Link zum Original Greek Gyros.


14:00 Uhr kommen wir am Hafen an und was müssen wir sehen? 80% der Mitreisenden sind Rentner. Und seit USA wissen wir, dass die immer drängeln und schubsen.
Viele stehen schon in den Startlöchern und in einer Schlange, dort wo sie die Schiffsanlegestelle nachher vermuten. Denn auszumachen ist nichts.
Wir beobachten ein paar Griechen die zu einer ganz anderen Stelle gehen und dort warten. Das machen wir auch. Als das Boot einläuft merken wir, das wir goldrichtig stehen. Die Silberköpfe kommen nun auch alle angerannt und - genau, drängeln und schubsen. 95% von ihnen sind Teutonen.
Natürlich lassen wir uns nicht wegschieben, das ärgert so manchen von ihnen. "Lasst die anderen doch erstmal aussteigen" tönt jemand hinter mit, sichtlich genervt dass er soweit hinten steht. Wir lachen ihn aus, denn alle Passagiere kommen sehr gut von Bord.
Auf Google Maps sehe ich, dass alle Klöster sicher am besten zu betrachten sind, wenn man auf der linken Seite sitzt. Da ist es im Moment zwar etwas sonnig, aber mit dem Fahrtwind ist das dann angenehm.
Da wir mit als Erste an Bord gehen, können wir uns einen Super Platz aussuchen. Linke Seite, die einzige Zweierbank. Hier haben wir zusätzlich noch einen Meter Platz um uns an die Reling zu stellen.
Wer auch einmal diese Tour macht: die linke Seite ist perfekt, auch die Tour erst 14:15 Uhr zu beginnen erweist sich als großer Vorteil, Jetzt scheint die Sonne nämlich die Kloster an, bei der morgendlichen Fahrt schient sie einem ins Gesicht.
Wir haben wolkenlosen, hellblauen Himmel und ruhige See. Es werden Informationen in vier Sprachen, u.a. Deutsch, gegeben, so dass man immer weiß, wo man sich gerade befindet.
Wir verleben drei kurzweilige Stunden und können diese Fahrt nur jedem empfehlen. Bucht man die Tickets wie wir, spart man 2€ pro Ticket.
Die Mönche in den Klostern haben einen strengen Tagesablauf: 8 Stunden schlafen, 8 Stunden Gebet und 8 Stunden Arbeit. Ich frage mich wann die denn die Bundesliga schauen oder ihren Sexabenteuer frönen.
Die Autonome Mönchsrepublik Athos
Athos ist eine orthodoxe Mönchsrepublik, die im Jahre 972 gegründet wurde und seit 1927 dem griechischen Souverän angehört, jedoch einen autonomen Status inne hat. Geographisch betrachtet ist es der so genannte östliche Finger von Chalkidiki. Er ragt schlank und etwas abgelegen in die nördliche Ägäis. Die knapp 2.000 Einwohner sind vorwiegend Mönche und ihr Domizil gilt als das letzte theokratische Staatsgebilde der Welt und als wichtige orthodoxe Pilgerstätte.
Die kleine Republik hat einen durch und durch spirituellen und gläubigen Charakter und wirkt gegenüber der äußeren Welt nahezu verschlossen. Insgesamt verteilen sich etwa 20 Großklöster und mehrere kleinere Klöster vorwiegend entlang der Küste: allesamt Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Das Zusammenleben in den Klöstern ist in großen Gemeinschaften nach autokratischem Muster organisiert. Auf Privatbesitz wird verzichtet; alles befindet sich in Gemeinbesitz. In unmittelbarer Nähe, den Klöstern zugehörig, liegen auch jene Siedlungen, in denen die Mönche hausen. Die zeitliche Orientierung erfolgt anhand des Julianischen Kalenders, welcher etwa 13 Tage hinter der gewöhnlichen Zeitrechnung zurückliegt.
Unter verkehrstechnischen Gesichtspunkten kann die Region als mittlerweile erschlossen betrachtet werden, wenngleich Gäste nur bis nach Ouranoupouli ohne Einschränkung anreisen können. Das kleine Städtchen ist der letzte Ort von touristischer Note vor der eigentlichen Mönchsrepublik selber. Hier finden sich viele Restaurants entlang der Uferpromenade im Dafni Hafen und auf dem Weg nördlich nach Trypiti gibt es mehrere Strandbuchten. Ebenso findet sich hier der Ausgangspunkt für die zahlreichen Bootstouren während jener einige Klöster, vor allem an der Westküste, aus der Ferne besichtigt werden können. Das freie Geleit innerhalb der Republik ist nur den Einheimischen gestattet.
Das Landesinnere und vor allem der sehr gebirgige Süden, sind lediglich über Maultierpfade zu erreichen; für den Süden gilt außerdem noch die Anreise über den Wasserweg. Athos ist ausschließlich ein Zielort für Reisen mit religiösem und spirituellem Hintergrund und daher kein typischer Urlaubsort. So sind es denn auch vornehmlich Mönche aus anderen Ländern, die diese Reise auf sich nehmen. Interessierte Pilger bedürfen eines entsprechenden, kurzzeitig geltenden Visums, welches in Thessaloniki im Ministerium für Nordgriechenland ausgestellt wird; insbesondere die Visa für nichtgriechische Interessierte werden hier ausgestellt. Die Bewilligung eines Antrages ist an die Einhaltung verschiedener Verhaltensregeln – und Kodexe gebunden und orientiert sich an der tolerierten Gesamtbesucheranzahl von 10 pro Tag.
Als sehr umstritten gilt die Tatsache, dass ausschließlich Menschen männlichen Geschlechts in die Republik einreisen dürfen. In der griechischen Mythologie gilt Athos als Garten der Gottesmutter und ein Betreten durch das weibliche Geschlecht ist damit ausschließlich der obersten Heiligen der orthodoxen Kirche, Maria, gestattet. Zu Ehren ihrer ist daher ein Zutritt für alles andere weibliche verboten. Das gilt demnach nicht nur für Menschen weiblichen Geschlechts, wo das Zutrittsverbot als „Avaton“ bezeichnet wird, sondern auch für weibliche Tiere. Ausgenommen davon sind lediglich Hühner und Katzen. Es soll zudem eine ungeteilte Konzentration auf die Gottesverehrung begünstigt werden, ohne etwa, dass die Mönche durch sexuelle Reize der Frauen abgelenkt werden könnten. Den Frauen bleibt damit nur die Besichtigung der Klöster während der Bootstouren rund um Athos.
Der gleichnamige Berg im sehr ursprünglichen Südteil ragt etwa 2.000 m in die Höhe. Die Nordflanke des Berges gilt als ruppig und steil aufgerichtet. Die Südseite jedoch bietet einen geeigneten Pfad, um ohne große Anstrengung den Berg erklimmen zu können. Während des Aufstieges ergeben sich ausreichend Gelegenheiten, fasziniert vom famosen Landschaftsbild mit weitem Blick auf das Meer, in Verzückung zu geraten. Fast unvorstellbar, dass Athos, entgegen seiner beschaulichen und bescheidenen Ausstrahlung, dabei aber auch Stätte bedeutender, byzantinischer Kunst und Kultur ist. Die historischen Schätze werden in den Hallen der Klöster, Kirchen und der Bibliotheken aufbewahrt, darunter: Ikonen, etliche Handschriften mit den Siegeln der Kaiser, rare religiöse Editionen, Mosaikböden und Wandmalereien aus dem Hochmittelalter. Ganz sicher ein Fleckchen Erde, das einen größeren Fokus verdient als es selber zulässt. Ein Ziel ausschließlich für Tagestouren, etwa von Chalkidiki oder Sithonia ausgehend.
Gegen 19:00 Uhr sind wir wieder in Nikiti.
Wir gehen zur Strandpromenade um heute in der Marina Taverne zu essen. Unfreundlich werden wir empfangen und auf Kommunikation legt man hier wohl auch keinen Wert. Ein Blick in die Speisekarte tut sein Übriges. Unter den ungläubigen Gesichtern der Keller verlassen wir diesen Ort und finden direkt in Nikiti die Apovrado Taverna Karalis.
Wir essen die beste Ratatouille ever, frittierte Anchovis und Sardellen. Ein kleiner Geheimtipp für alle die einmal in Nikiti sind.



Nach einem Eis sitzen wir noch etwas auf der Terrasse und trinken den obligatorischen Ouzo. Todmüde fallen wir danach ins Bett.













































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