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Hope (First Blood) – Coquihalla Canyon Provincal Park

Aktualisiert: 8. Juli 2023


22. Mai Ui,ui,ui - 11°C heute früh beim Aufstehen. Das war aber wegen der gestrigen Temperaturen am Abend vorauszusehen. Was soll's, erst ab 8:00 Uhr ist die Benutzung des Generators erlaubt, uns so heize ich einfach mit dem zwei-flammigen Herd. Geht auch gut und nach einer Weile erreiche ich die 22°C Marke.


Der Gang vor die Tür verspricht wieder einen exzellenten Tag. Blauer Himmel, keine Wolken, Herz was willst Du mehr. Die Sonne scheint in voller Stärke auf unseren Tisch vor dem Wohnmobil. Um hier zu essen ist es aber doch noch etwas zu kalt. Dann doch lieber im Warmen, ich komme mir vor wie bei meiner Oma Berta, die heizte die Küche auch immer mit dem Gasherd und ich lümmelte derweil auf ihrem Küchensofa. Lümmeln kann ich hier nicht, aber gemütlich sitzen und Kaffee schlürfen.


Wir lassen uns heute Zeit, müssen wir doch nur eine Strecke von knapp 100 km bewältigen. Gegen 8:00 Uhr fahren wir los, und da der erste Teil der Strecke zwei-spurig ist, cruisen wir mit 75 km/h statt der erlaubten 100 km/h auf der rechten Seite. Die Hoffnung einen Bär zu sehen haben wir inzwischen aufgegeben. Die Hinweisschilder, die darauf verweisen, dass auf den nächsten X Kilometern Caribous, Elche, Bären, Ziegen oder was sonst auch immer, die Straße kreuzen, quittieren wir inzwischen mit einem mitleidigen Lächeln.


Ich persönlich denke ja, dass diese Schilder in Wirklichkeit dem eingeweihten Fahrzeugführer avisieren, dass auf dem nun folgenden, angegebenen Teilstück auf keinen Fall mit Tieren der angegeben Art zu rechnen ist. Wenn das der Fall ist, wovon ich ausgehe, funktionieren diese Schilder hervorragend. Ein ausgeklügeltes System.


Nach 68 km kommen wir in Hope an, wir steuern das Visitor Center an, leider öffnet es aber erst ab 10:00 Uhr. Gerade als wir umdrehen und die Zeit in der Innenstadt vertreiben wollen, kommt ein Mitarbeiter und bittet uns herein.


Überall hängen Rambo T-Shirts herum, so dass ich kurz vermute in einem paramilitärischen Rekrutierungsbüro gelandet zu sein. Aber nein - in Hope wurden viele Szenen von Rambo I (auf Englisch logischerweise First Blood) gedreht, deshalb gibt es nun an jeder Ecke Rambo Devotionalien zu kaufen.


Wir erhalten wie immer Infos für Dinge, die man in der Nähe treiben kann. Zuerst besuchen wir Hope Downtown, ganz nett gemacht, wieder etwas europäischer Einschlag. Wir klappern die Punkte ab, an denen Rambo unterwegs war, dann fahren wir zum 10 km entfernten Coquihalla Canyon Provincal Park.

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Dort wird ein Rundweg von 5,9 km angeboten, der mit dem Durchqueren der berühmten Othello Tunnels endet. Wir haben Zeit und genug Wasser und so lassen wir uns auf dieses Vergnügen ein. Es hätte uns eine Warnung sein sollen, als nach der ersten Biegung der Weg steil bergauf geht.


Und wenn ich schreibe steil, dann meine ich eigentlich sehr steil. Es folgen vier, fünf Kehren und immer ist noch kein Ende in Sicht. Nach 500m ist erst einmal Schluss mit dem Anstieg, das waren bestimmt 20-25% Gefälle. Locker marschieren wir weiter, dann der nächste Anstieg. Steiler.


Auch der ist bewältigt, dann eine Gabelung: es geht nach rechts oder links und es gibt 2 Trails, einer nach Hope (10,8 km) und unserer. Die Richtungspfeile zeigen in die gleiche Richtung, jedoch ist nicht zu erkennen, welcher Weg zu nehmen ist. Wir entscheiden uns spontan für einen, natürlich wieder bergauf. Dann geht es auf einmal bergab und wenn ich schreibe bergab, dann meine ich steil bergab. Ich überlege und weiß, dass wir diesen Weg irgendwann wieder hoch gehen müssen.


Was, wenn das der Weg nach Hope ist? Wir treffen keine Menschen mehr und an Hinweisschilder ist auch nicht zu denken. Mittlerweile laufen wir schon eine Weile den Berg herunter. Ein Blick auf Google Maps treibt mich zu der Annahme, dass wir falsch sind. Kehrtwende, in der Gewissheit diese Strecke nun wieder hochzukraxeln.


Lange Rede, kurzer Sinn, nach 90 Minuten und einer zurückgelegten Strecke von knapp 5 Kilometern sind wir wieder am Parkplatz. Wir suchen das Sauerstoffzelt. Die App sagt an, das wir 261 Höhenmeter überwunden und für knapp zwei Liter Freibier erkämpft haben.


Und da ist mein nächstes, großes Problem. Ich habe gar keine 2 Liter Bier mehr. Wie soll nun mein Körper wieder regenerieren? Panik macht sich breit, werde ich als Strich in der Landschaft wieder nach Deutschland einreisen?


Wir sehen ein Hinweisschild, dass man die Tunnel auch über einen 700 m langen Trail besichtigen kann. Das machen wir dann noch schnell, um sie dann wenigstens auch einmal gesehen zu haben.


Zurück am Mobil, essen wir unsere letzten Eisvorräte auf und schwören uns, in diesem Urlaub keine Wanderungen mehr zu unternehmen. Es sind noch einmal 48 km bis zu unserem Campground. Die Strecke dahin ist wieder herrlich, saftige grüne Wiesen, Wälder, Berge - und wir sind jetzt auf Höhe von 22m.


Haben also zu gestern wieder knapp einen Kilometer verloren. Der Campingplatz befindet sich parallel zum Trans Canada Highway, durch die Bäume als Abgrenzung ist allerdings kaum etwas vom Motorenlärm zu hören. Wir checken ein und erhalten die Site 26.


Alle Plätze sind durch große Hecken getrennt, so dass jeder Camper seine Privatsphäre hat. Nach der Einparkaktion fahren wir schnell unsere Markise aus, es heute doch schon fast unerträglich heiß. Jetzt sitzen wir aber schön schattig, trinken Kaffee und lesen in unseren Büchern.

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Zwischendurch packt Heidi die Koffer, heute Abend fegen wir noch einmal durch, damit sollten alle erforderlichen Arbeiten für die Übergabe erledigt sein. Es riecht draußen nach frisch gemähtem Rasen und ab und zu auch nach Kuhkacke. Ich liebe ja diese ländlichen Gerüche, Heidi eher nicht. Ich muss zum ersten Mal in diesem Urlaub die Klimaanlage im Innenraum in Gang setzen, trotz Durchzug ist es unwahrscheinlich schwül, aber wir haben ja Strom und somit ist das kein Problem.


Mit unseren Nachbarn von gegenüber kommen wir ins Gespräch. Sie verbringen hier ihren 14-tägigen Urlaub und sind kommen hier aus der Umgebung. Sie sind auch schon von Hamburg mit einem Wohnmobil durch Skandinavien gefahren, die Frau stammt aus Dänemark.


Habe ich zu mindestens so verstanden. Später bringe ich ihnen noch unsere nicht angefangenen Lebensmittel und frage, ob sie sie gern möchten. Natürlich antwortet der Herr des Hauses und als ich sage, dass ich ein bisschen Dänisch spreche, muss ich das gleich mit seiner Frau tun.


Sie freut sich, wieder einmal dänisch zu snakke, wir unterhalten uns über Skandinavien, die verschieden Inseln und das Lebensgefühl der Nordländer. Ich muss erzählen, wie uns Kanada gefallen hat, wo wir waren und was denn am Schönsten war.


Dann werde ich wieder entlassen und da es nun 19:00 Uhr ist, ruft auch schon mein Grill. Bei der heutigen Hitze ist noch kein Grill irgendwo in Gang gesetzt, auch wir tun uns schwer, das Essen zuzubereiten. Auch die Firepits sind noch überall unberührt, aber in zwei Stunden ändert sich das sicher.


Bis dahin trinken wir lieber noch im Schatten ein eiskaltes Bier. Und denken daran, dass wir gestern noch frierend an der Feuerschale saßen und uns am lodernden Feuer wärmten. So schnell kann das gehen. Dann aber gegen 20:30 Uhr wird der Hunger stärker, wir werfen ein letztes Mal den Urlaubsfreund an und grillen unsere Rippchen.


Bis 23:00 Uhr sitzen wir noch am Feuer, dann zieht es uns in unseren Schinken, wie Heidi das Womo getauft hat. Schinken, weil es, durch das tägliche Feuer machen und dem dadurch entstandenen Rauch - der überall hinzog, im Wohnbereich wie in einer Räucherkammer riecht.


Wir packen Tisch und Stühle wieder an ihre vorgesehenen Plätze, platzieren den Grill an eine Stelle, wo wir ihn morgen garantiert vergessen und begeben und müde und satt zu Bett.

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